WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Das Auto muss sofort weg!

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Brasilianische Militärpolizei in Bahia. (Foto: dpa)

Santo André war ein wunderbar verschlafenes Nest, bevor die deutsch-brasilianische Freundschaft es überfiel. Mit dem DFB-Tross kamen auch die Sichertheitsvorkehrungen. Was SZ-Reporter bei der WM erleben.

Von Michaela Metz, Santo André

Santo André in Bahia. Rote Erde und wild wucherndes Sattgrün! Gerade noch haben wir die kleine Autofähre über den braun dahintreibenden Rio Antônio erreicht. Wo der Fluss aufhört und das Meer anfängt kann ich gar nicht genau sehen. Sieht jedenfalls toll aus. Hier ist also der Bus der deutschen Mannschaft steckengeblieben! Früher wurden die Autos auf zwei Planken über den Fluss gebracht, die von Kanus getragen wurden. Da wäre das Übersetzen der Deutschen wahrscheinlich noch spannender geworden.

Der Ort besteht nur aus einer lehmigen Hauptstraße mit ein paar Bars und Geschäften und dem Strand. Santo André war wohl ein wunderbar verschlafenes Nest bevor die deutsch-brasilianische Freundschaft es überfiel. Sogar die Laternenmasten sind schwarz-rot-gelb angestrichen. Sicher ist es jedenfalls hier. Fast ein wenig zu sicher, ehrlich gesagt. Hundert Meter vor unserer Pousada passieren wir einen improvisierten Polizeiposten. Dieser Weg führt zum Media Center "Costa Brasilis" und zum Mannschaftsquartier.

Ein schwer bewaffneter brasilianischer Polizist und ein deutscher DFB-Wachmann mit russischem Akzent lassen nur das handverlesene akkreditierte Publikum vor. Der Polizist könnte problemlos auch an einem der Checkpoints im Gazastreifen stehen. Helm, Gewehr, schusssichere Weste, Camouflage. Vivian, unsere Vermieterin, ist ziemlich genervt, weil sie den beiden immer wieder erklären muss, dass sie ein paar Meter hinter dieser Sperre nun einmal wohnt. Oh, gerade steht der Typ von der Militärpolizei samt Gewehr in unserer Einfahrt! Das Auto muss sofort weg, das auf der Straße parkt. Ok, ok! No stress!

Das Fotografieren ist auf dieser kleinen Lehmstraße auch nicht gern gesehen. Die Welt da draußen soll weder die Militärpolizisten noch die ärmliche Umgebung sehen, gleich neben dem Campo Bahia, wo der DFB-Tross residiert. Die riesigen tösenden Generatoren, die ärmlich gekleideten Kinder, die im Gebüsch nach leeren Flaschen suchen. Auf der Strandseite des Hotels, wo ein hoher grüner Sperrholzzaun als Sichtschutz dient, steht wieder das Auge des Gesetzes. Wieder schwer bewaffnet.

Eine kleine Gruppe Touristen steht hier am Strand und hofft, einen Blick auf einen der Spieler zu erhaschen oder sogar ein Erinnerungsfoto. Gestern haben wir schon Benedikt Höwedes gesehen. Zum Meer hin dürfen wir fotografieren, den Zaun und den Polizisten aber nicht. Na ja, die Aussicht auf den Atlantischen Ozean ist ohnehin schöner!

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