WM Kompakt:Spank springt zu Bronze

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Hochspringer Raul Spank gewinnt überraschend Medaille, Diskuswerferin Nadine Müller belegt sechsten Platz, deutsche Sprintstaffel verpatzt Wechsel. WM kompakt

Hochspringer Raul Spank hat bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin Bronze gewonnen und damit den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der Olympia-Fünfte aus Dresden kam vor 42.400 Zuschauern im Olympiastadion mit übersprungenen 2,32 Meter gemeinsam mit Sylwester Bednarek aus Polen auf Rang drei. Gold holte der dreimalige Vize-Weltmeister Jaroslaw Rybakow (Russland) vor dem Zyprer Kyriakos Ioannou, die auch jeweils 2,32 Meter meisterten. Der erst 21 Jahre alte Spank stellte im Übrigen seine persönliche Besthöhe ein, die er im vorigen Jahr in Peking zum ersten Mal erreicht hatte - und jubelte anschließend: "Ich habe noch nichts Besseres im Leben erlebt." Dabei ließ er sich auch nicht dadurch irritieren, dass der Wettbewerb durch ein Unwetter über eine Stunde verschoben werden musste. Er hatte sogar auf Regen gehofft: "Dann muss man sich konzentrieren und sauber arbeiten - und das kann ich." Mit inzwischen sieben Medaille haben die Deutschen bereits ebenso viele Plaketten gewonnen wie 2007 bei der WM in Osaka.

Sprang wie Kollegin Ariane Friedrich auf den dritten Rang: Hochspringer Raul Spank. (Foto: Foto: Reuters)

Überraschung auch beim Diskuswurf: Die erst 21 Jahre alte Australierin Dani Samuels gewann am Freitagabend die Goldmedaille. Die Junioren-Weltmeisterin von 2006 siegte mit der persönlichen Bestleistung von 65,44 Metern vor der Kubanerin Yarelis Barrios (65,31) und der bereits 37-jährigen Nicoleta Grasu aus Rumänien (65,20). Nadine Müller aus Halle belegte mit 62,04 Metern den sechsten Platz. Titelverteidigerin Franka Dietzsch war am Mittwoch bereits in der Qualifikation gescheitert.

Bei der Leichtathletik-WM hat es den zweiten positiven Dopingtest gegeben. Nigerias Langsprinterin Amaka Ogoebunam wurde in der A-Probe mit dem anabolen Steroid Metenolon erwischt, teilte der Weltverband IAAF am Freitag mit. Die 19-Jährige wurde suspendiert und will laut IAAF auf die Öffnung der B-Probe verzichten. Der Test war nach ihrem Halbfinale über 400 m Hürden vorgenommen worden. In dem Rennen war Ogoebunam am Dienstag disqualifiziert worden, weil sie eine Hürde nicht vorschriftsmäßig überquert hatte. Sie stand zudem im 400-m-Halbfinale und sollte auch über 4x400 m an den Start gehen.Anfang der Woche war die erste positive Dopingprobe von Hindernisläufer Jamal Chatbi bekannt geworden. Vor der WM in Berlin gab es bei Weltmeisterschaften 56 Dopingfälle. 14 Weltmeister verloren wegen Dopings ihr Gold wieder. Den Anfang machte 1987 in Rom Ben Johnson (Kanada), von dem auch der Weltrekord gestrichen wurde.

Speerwerfer Mark Frank steht am Samstag im Finale. Der Rostocker qualifizierte sich mit 80,85 m. Klar scheiterte dagegen der Leipziger Tino Häber mit 74,11 m. Er war damit der 19. Ausfall im 89-köpfigen Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Runde eins. Außer dem lettischen Weltranglistenersten Vadims Vasilevski (86,69 m) übertrafen nur wenige die Qualifikations-Weite von 82,00 m. Finnlands Titelverteidiger Tero Pitkämäki (81,65) und Norwegens Olympiasieger Andreas Thorkildsen (80,37) kamen mit schwächeren Weiten noch klar weiter.

Die deutsche Männer-Staffel hat im Vorlauf über 4 x100 Meter bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin einen Wechsel verpatzt und ist ausgeschieden. Marius Broening (Tübingen) konnte am Freitagabend den Stab nicht an den zu schnell gestarteten Alexander Kosenkow (Wattenscheid) weiterreichen. Als Startläufer war Tobias Unger (Kornwestheim/Ludwigsburg) im Einsatz. Martin Keller (Chemnitz) kam als Schlussläufer gar nicht mehr zum Einsatz. Den dritten Vorlauf gewann Italien in 38,52 Sekunden vor Jamaika. Das Quartett des Olympiasiegers rannte allerdings ohne den zweifachen Weltmeister Usain Bolt sowie Ex-Weltrekordler Asafa Powell. Zwei Stunden später wurde auch die US-Staffel disqualifiziert: Großbritannien hatte Protest wegen eines Wechselfehlers eingelegt. Titelverteidiger USA hatte zunächst auch ohne Vizeweltmeister Tyson Gay die schnellste Zeit vor dem Endlauf am Samstag (20.50 Uhr) vorgelegt.

Mit einer Riesenenttäuschung für das deutsche Team ist am Freitag die Qualifikation der Weitspringerinnen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin zu Ende gegangen. In strömendem Regen verpasste das DLV-Trio das Finale. Bianca Kappler, die WM-Fünfte von Osaka, schlug die Hände vors Gesicht, als ihr Vorkampf-Aus mit dürftigen 6,29 Metern feststand. Im WM-Vorfeld war die 32-Jährige aus Rehlingen auf immerhin 6,81 Meter gekommen. Nur wenig besser schlug sich die Berliner U23-Europameisterin Melanie Bauschke, die im besten ihrer drei Versuche auf 6,32 Meter kam. Beatrice Marscheck (Gießen) brachte nur 6,19 Meter in die Wertung.

400-m-Olympiasieger LaShawn Merritt hat seinen großen Rivalen Jeremy Wariner erneut bezwungen und sich erstmals WM-Gold gesichert. Im US-Duell setzte sich Merritt in 44,06 Sekunden souverän gegen Titelverteidiger Wariner durch, der in 44,60 ins Ziel kam. Bronze holte sich in 45,02 Sekunden Renny Quow aus Trinidad und Tobago. Deutsche Läufer waren auf dieser Strecke nicht am Start.

Allyson Felix hat den Titel-Hattrick über 200 m perfekt gemacht. Die Jahres-Weltbeste aus den USA siegte im Finale in 22,02 Sekunden vor Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown aus Jamaika, die in 22,35 Sekunden gestoppt wurde. Bronze ging an die 33 Jahre alte Debbie Ferguson-McKenzie von den Bahamas in 22,41 Sekunden. Deutsche Läuferinnen waren auf dieser Strecke nicht am Start.

Die südafrikanische Läuferin Caster Semenya wollte nach ihrem WM-Sieg über 800 Meter die Goldmedaille zunächst ablehnen. Das berichtet die südafrikanische Times (Freitag). Aus Protest über den angeordneten Geschlechts-Test habe sie nicht zur Siegerehrung gehen wollen, wurde aber nach Angaben der Zeitung vom Vorsitzenden des nationalen Leichtathletik-Verbandes, Leonard Chuene, umgestimmt. "Sie erklärte mir, nicht aufs Podium gehen zu wollen, doch ich habe ihr gesagt, sie müsse es tun", sagte Chuene und fügte an: "Sie sagte mir: 'Niemand hat mir je erklärt, dass ich keine Frau sei... Ich bin kein Junge! Warum hat man mich hierher gebracht - man hätte mich zu Hause in meinem Dorf lassen sollen'."

Lokalmatador Andre Höhne ist bei der Leichtathletik-WM in Berlin über 50 km Gehen Fünfter geworden. Beim Sieg des Russen Sergej Kirdjapkin, der in 3:38:35 Stunden gewann, überquerte Höhne die Ziellinie am Brandenburger Tor nach einer beeindruckenden Aufholjagd in 3:43:19. Sechs Tage zuvor hatte er als 14. auf der 20-km-Distanz noch enttäuscht. Zu Silber marschierte der Norweger Trond Nymark, zu Bronze der bereits 39-jährige Spanier Jesus Angel Garcia (3:41:37). Er hatte bei der WM 1993 in Stuttgart schon einmal den Titel geholt. Für Sieger Kirdjapkin war es das zweite WM-Gold nach 2005 und für Russlands dominierende Geher das insgesamt dritte dieser WM. Höhne kam nach Rang vier 2005 über 20 km zum zweiten Mal bei einer WM in Medaillennähe.

Erst spielte der Superstar den "Witz-Bolt", dann sprengte er als "Außerirdischer" jede menschliche Vorstellungskraft, jetzt will er zum Ritter geschlagen werden. "Wenn mir die Queen den Titel 'Sir Usain' verleihen würde - das wäre großartig. Das klingt doch wunderbar", sagte Usain Bolt nach seinem 200-m-Fabelweltrekord von 19,19 Sekunden. Damit versetzte der Sprint-Dominator nach seinem 100-m-Wunderlauf die Welt ein zweites Mal in ungläubiges Staunen. Und der Showman kündigte bereits Teil III der Bolt-Festpiele von Berlin an. "Ich bin bereit für meinen nächsten Weltrekord. Ich hoffe, meine Teamkollegen sind es auch", sagte "Mister 200.000 Bolt" ( L'Equipe) mit Blick auf den 4x100-m-Staffelwettbewerb am Samstag.

Der zweite Weltrekord des Jamaikaners Usain Bolt bei der Leichtathletik-WM in Berlin hat erneut viele Menschen vor den Fernseher gelockt. Beim 200-m-Finale am Donnerstagabend schalteten im Schnitt 6,84 Millionen Zuschauer die ZDF-Übertragung ein. Dennoch liegen die Werte deutlich unter der Traumquote bei Bolts erstem Weltrekord. Am vergangenen Sonntag hatten bei Bolts Fabel-Zeit von 9,58 Sekunden über die 100 Meter durchschnittlich 9,92 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen gesessen. In der Gunst der TV-Zuschauer wurde Bolt am Donnerstag sogar vom Hochsprung-Duell zwischen Ariane Friedrich und der kroatischen Weltmeisterin Blanka Vlasic übertroffen. Das Hochsprung-Finale sahen in der Spitze bis zu 8,6 Millionen Zuschauer. Die gesamte ZDF-Übertragung am Donnerstagabend verfolgten im Schnitt 6,14 Millionen Zuschauer (25,8 Prozent Marktanteil). Am Vormittag schalteten durchschnittlich 1,41 Millionen Zuschauer (21, 9 Prozent) ein.

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