Ein 19-Jähriger in der Innenverteidigung, ein Tank mit Ballgefühl in der Spitze und ein alles überragender Kevin-Prince Boateng als Stier und Katze in einem. Der nächste DFB-Gegner Ghana in der Einzelkritik. Richard Kingson Heißt erst seit der WM 2006 Kingson, weil die Fifa damals bei der Beflockung das "t" in seinem Namen Kingston vergaß. Entschloss sich danach, einfach weiter Kingson zu heißen. Doch ob Kingston oder Kingson, der Torwart ist und bleibt die Schwachstelle bei Ghana. Schwankt beim kleinen englischen Team Wigan Athletic zwischen Nummer drei und vier im Tor. Warum das so ist, war beim Freistoß von Bresciano zu sehen, den er tapsig abprallen ließ und Holman das 1:0 für Australien ermöglichte. Warf sich nach 72 Minuten allerdings heldenmutig Luke Wilkshire in den Weg und verhinderte das 1:2.
Hans Sarpei Sie rufen ihn "Hansi". Lebt seit seiner Kindheit in Köln-Chorweiler und geht als die rheinische Frohnatur Ghanas durch. Besetzt Ghanas Problemposition links hinten. Spielt einen soliden Außenverteidiger. Und welche afrikanische Mannschaft verfügt schon über einen soliden Außenverteidiger?
Jonathan Mensah Ist Profi bei den Free State Stars in Südafrika, kennt sich also bestens aus bei dieser WM. Ersetzte den gleichnamigen John Mensah, der als einer der besten Verteidiger Afrikas gilt. Der 19-Jährige bemühte sich redlich, das renommierte Vorbild gut zu ersetzen. Kam zum Schluss wie sein 24-jähriger Nebenmann Addy noch in Bedrängnis und offenbarte die erwarteten Schwächen.
Lee Addy Zweiter junger Innenverteidiger, wenn auch nicht ganz so grün hinter den Ohren. Der Hoffenheimer Isaac Vorsah konnte nicht auflaufen, warum weiß allerdings niemand, weil die Ghanaer dazu nichts sagen. Addy konnte sich nach wenigen Minuten nicht mit Torwart Kingson einigen und prallte mit ihm zusammen, hatte aber Glück, weil kein Australier in der Nähe war. Hatte auch weiterhin einige Stellungsfehler und konfuse Momente in seinem Spiel und so ist kaum davon auszugehen, dass er am Mittwoch gegen Deutschland noch einmal dabei ist.
John Pantsil Solider Rechtsverteidiger mit Übersicht. Und welche afrikanische Mannschaft verfügt schon über einen soliden Rechtsverteidiger mit Übersicht? Hebt sich von der bisweilen selbstverliebten Offensive seiner Mannschaft ab. Hielt seine Seite dicht, passte den Ball flach und scharf zum Mitspieler - das war's. Und das reichte auch.
Anthony Annan Mittelfeldrenner, Modell tiefergelegt. 1,75 Meter groß, trägt aber den Körperschwerpunkt kurz über der Grasnarbe und ist deshalb sehr wendig. Wuselt im defensiven Mittelfeld den Gegnern hinterher und unterbindet viele Angriffe. Schirmte seine zwei jungen Innenverteidiger vorbildlich ab und nahm ihnen eine Menge Arbeit ab. Wird sich mit Mesut Özil auseinandersetzen, der ähnlich wuselig ist.
Kevin-Prince Boateng Wird versuchen, am Mittwoch gegen Deutschland das Spiel seines Lebens zu machen. Was allerdings schwierig werden könnte, denn noch perfekter, noch besser kann man eigentlich nicht spielen als Kevin-Prince Boateng gegen Australien. Kraftvoll wie ein Stier, elegant wie eine Katze, beidfüßig stark am Ball, mit sehr gutem Auge für den Mitspieler. Sorgte alleine für ein Übergewicht der Ghanaer im Mittelfeld. Ließ nach der Pause etwas nach und sorgte damit dafür, dass er gegen Deutschland am Mittwoch noch ein bisschen besser spielen kann.
Kwadwo Asamoah Sprinter mit Pittbull-Nacken, Typ Tevez. Reiht sich wunderbar ein in die Muskel-Offensive Ghanas. Muss mit seinem linken Fuß einen Mordsschuss haben, so oft wie er versuchte, ein Tor zu schießen. Kam aber nicht einmal bis zum Tor damit.
Andre Ayew Abedi Pelé sprach nach dem ersten Spiel Ghanas gegen Serbien im Fernsehen weise Worte: "Zu meinem Sohn möchte ich nichts sagen", sagte der frühere Profi von TSV 1860 und fügte an: "Aber er war der Beste." Abedi Pelé hätte das auch diesmal mit Recht anfügen dürfen - wenn Boateng nicht gewesen wäre. Sein Sohn ist antrittsschnell, dribbelstark, ballsicher. Bereitete die entscheidende Spielszene vor, als er sich gegen zwei Australier durchsetzte. Sein Pass führte zum Elfmeter und zur roten Karte für Kewell.
Prince Tagoe (hinten) Im Juli 2009 diagnostizierten Ärzte einen Herzfehler bei dem 23-Jährigen, woraufhin die TSG Hoffenheim seinen Vertrag auflöste. Schien vor dem Karriereende zu stehen, bis ein anderer Arzt keinen Herzfehler finden konnte und Hoffenheim ihn zwei Monate später wieder einstellte. Kam wie schon gegen Serbien zumeist über rechts, also über die Badstuber-Seite. Hatte aber keine schöne Offensivszene und verzettelte sich zumeist mit Schnörkel-Fußball. Schwächster Offensivspieler, wurde zurecht nach 56 Minuten vom Platz geholt.
Asamoah Gyan Mit ihm hat Ghana den Deutschen eines voraus: einen sicheren Elfmeterschützen. Verwandelte wie schon gegen Serbien eiskalt. Extrem kraftvoller Stürmer, eine Art Tank mit Ballgefühl. Wurde vor einigen Jahren mit allen Spitzenklubs in Europas in Verbindung gebracht, ehe er sich verletzte und heute bei Stade Rennes spielt. Wirkt bisweilen behäbig und arrogant, wenn der Ball aber in der Nähe ist, nur schwer zu halten.
Quincy Owusu-Abeyie Verdient sein Geld als Fußballer in Katar. Versetzte einmal die Fans mit einem nutzlosen Übersteiger in Ekstase. Hatte sonst aber nichts zu bieten.
Sulley Muntari (re.) Eigentlich die größte Hoffnung des Landes bei dieser WM. Hat mit Inter Mailand das historische Triple gewonnen und gehörte unter José Mourinho regelmäßig zu den Akteuren auf dem Platz. Seine Karriere strotzt aber geradezu von Disziplinlosigkeiten und Provokationen, weshalb er vor der WM fast aus dem Team geflogen wäre. Wurde nun zum ersten Mal eingewechselt und könnte auch gegen Deutschland ein Faktor werden. Matthew Amoah Kam drei Minuten vor Schluss für offenbar für den entkräfteten Boateng. Gewann gleich ein Kopfballduell im Mittelfeld.