Wintersport am Wochenende:Miriam Gössner gewinnt in Pokljuka

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Miriam Gössner: erster Weltcup-Sieg. (Foto: AP)

Mit einem rasanten Zielsprint schafft die Garmischerin ihren ersten Weltcup-Sieg. Nach dem schwachen Sprintrennen gelingt den deutschen Männern beim Weltcup in Slowenien ein sehenswertes Verfolgungsrennen. Die deutschen Curlerinnen schaffen die WM-Qualifikation, deutsche Eisschnellläufer überzeugen in China.

Wintersport in Kürze

Biathlon, Weltcup: Miriam Gössner ist in der Verfolgung von Pokljuka zu ihrem ersten Weltcup-Sieg gerast und hat dabei ziemlich deutlich an Magdalena Neuner erinnert. Im Ziel riss die 22 Jahre alte Gössner die Arme hoch, stützte sich ganz kurz auf ihre Skistöcke und nahm dann freudestrahlend die Glückwünsche entgegen.

Die nach dem vergangenen Winter zurückgetretene Neuner hatte den deutschen Frauen am 16. März den letzten Sieg beschert. Im Schlussspurt in Slowenien setzte sich Gössner nach insgesamt fünf Schießfehlern in 31:47,8 Minuten hauchdünn vor der Tschechin Gabriela Soukalova (0,7 Sekunden Rückstand/0 Fehler) durch und nahm damit Revanche für die Sprint-Niederlage am Freitag. Dort hatte Soukalova noch knapp das bessere Ende für sich. Platz drei ging in der Verfolgung an die Französin Marie Dorin Habert (26,5/1).

"Ich habe beim letzten Schießen gesehen, dass sie fehlerfrei blieb. Da habe ich gedacht, dass ich nochmal alles geben muss und dann schaue, ob ich sie noch bekomme", sagte Gössner, die wenige Minuten nach ihrer furiosen Jagd auf Soukalova schon wieder völlig frisch und gut erholt wirkte. Nicht zuletzt wegen ihrer unnachahmlichen Art in der Loipe und den Patzern am Schießstand weckte Gössner in Pokljuka Erinnerungen an Neuner.

"Mit dreimal einem Fehler kann ich gut leben. Ich habe versucht, mich darauf zu konzentrieren und mein Rennen zu laufen", sagte die Staffel-Weltmeisterin. Nur einmal, gleich zu Beginn des Rennens, hatte sie die Scheiben zweimal verfehlt. Gleichzeitig nutzte Gössner im strömenden Regen im Nordwesten Sloweniens die Gunst der Stunde, denn die in diesem Winter überragende Norwegerin Tora Berger hatte wegen einer schwachen Vorstellung im Sprint diesmal nichts mit dem Kampf um den Sieg zu tun.

Zweitbeste Deutsche war Routinier Andrea Henkel (Großbreitenbach/1:17,8 Minuten zurück/4) auf Rang sieben. Biathlon-Neuling Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) erreichte bei ihrem zweiten Weltcup-Rennen als 48. das Ziel.

Skispringen, Weltcup: Skispringer Severin Freund (Rastbüchl) ist zwei Wochen vor Beginn der Vierschanzentournee weiter in starker Form und hat beste Chancen, mit dem Trikot des Gesamtweltcup-Führenden zum ersten Springen nach Oberstdorf zu reisen. Der 24-Jährige (265,1 Punkte) landete bei der Generalprobe für den ersten Saisonhöhepunkt des WM-Winters in Engelberg/Schweiz auf dem vierten Platz.

"Severin hat mit Platz vier bewiesen, dass er weiter in einer tollen Form ist. Er hat gute Sprünge gezeigt, auch wenn es noch etwas Luft nach oben gibt", sagte Bundestrainer Werner Schuster: "Wichtig ist jetzt aber, dass er von den anderen in der Spitze noch etwas Unterstützung bekommt. Daran arbeiten wir."

Der Sieg ging an den früheren Tournee-Gewinner Andreas Kofler aus Österreich (272,6), der seinen zweiten Triumph in Folge feierte. Zweiter wurde der Pole Kamil Stoch (272,5) vor Gregor Schlierenzauer (Österreich/268,1), der Freund in der Gesamtwertung weiter dicht auf den Fersen bleibt.

Zwar schafften es auf der Titlisschanze wieder drei Adler des Deutschen Skiverbandes (DSV) unter die Top 15, ein ganz starkes Mannschaftsergebnis wie zuletzt im russischen Sotschi mit zwei Podestplätzen blieb jedoch aus. Michael Neumayer (Berchtesgaden) als Ältester im Team auf Platz elf und der 17 Jahre alte Andreas Wellinger (Ruhpolding) als Zwölfter zeigten starke Sprünge.

Biathlon, Weltcup: Die deutschen Biathleten haben sich zurückgemeldet. Beim Weltcup-Verfolgungsrennen in Pokljuka schaffte das Herren-Team am Samstag eine starke Aufholjagd, Podiumsplätze waren allerdings nach den schwachen Leistungen im Sprint nicht mehr drin. Simon Schempp aus Uhingen blieb am Samstag am Schießstand fehlerfrei und beendete das Rennen im strömenden Regen über die 12,5 Kilometer als Neunter. "Mit dem Platz bin ich sehr zufrieden. Das Schießen war super, das Laufen noch nicht so ganz", sagte der Uhinger.

Der Schlechinger Andreas Birnbacher verbesserte sich trotz zweier Strafrunden von Rang 40 auf Rang 13. Erik Lesser machte als 15. ebenfalls viele Plätze gut. Johannes Kühn und Florian Graf kamen nicht in die Top 25. Arnd Peiffer, Sprint-Weltmeister von 2011, hatte durch Rang 73 im Sprint die Qualifikation für den Verfolger erstmals in seiner Karriere verpasst. Souverän sicherte sich Olympiasieger Emil Hegle Svendsen aus Norwegen seinen 29. Weltcupsieg vor dem Tschechen Ondrej Moravec. Der aktuelle Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade aus Frankreich wurde Dritter.

Curling, EM: Russlands Curling-Frauen haben sich bei der Europameisterschaft den Titel gesichert. Das Team um Spielführerin Anna Sidorowa bezwang am Samstag im schwedischen Karlstad Titelverteidiger Schottland mit 6:5 nach Extra-End. Damit konnten die russischen Curlerinnen 14 Monate vor den Heimspielen in Sotschi einen wichtigen Erfolg verbuchen. Die deutschen Frauen um Erfolgsskip Andrea Schöpp hatten bei der EM Platz sieben belegt und sich auf den letzten Drücker für die kommende WM qualifizieren können.

Nordische Kombination, Weltcup: Fabian Rießle (Breitnau) ist beim Weltcup der Nordischen Kombinierer im österreichischen Ramsau als Dritter überraschend aufs Podest gestürmt. Der 22-Jährige setzte sich im Schlussspurt gegen den Österreicher Mario Stecher durch und feierte den ersten Podiumsplatz des WM-Winters. Für die deutsche Mannschaft war es die zweite Platzierung auf dem Treppchen.

"Ich bin unbeschreiblich glücklich", sagte Rießle: "Wir haben richtig gute Ski gehabt, aber ich habe mich eigentlich nicht so gut gefühlt. Beim Laufen war es richtig zäh. Es ist unfassbar, dass so ein Ergebnis rauskam." Und Bundestrainer Hermann Weinbuch meinte: "Ich bin sehr zufrieden, wir haben sehr starke Laufleistungen gezeigt. Die Tendenz stimmt, obwohl die Bedingungen sehr schwierig waren. Aber wir waren wirklich top dabei." Den Sieg sicherte sich Magnus Moan, der 7,4 Sekunden schneller als Rießle war.

Bob, Weltcup: Die deutschen Bobpiloten haben beim Weltcup im französischen La Plagne im Zweier deutlich das Podium verpasst. Der Olympia-Zweite Thomas Florschütz (Riesa), der die ersten drei Weltcuprennen in Übersee wegen Trainingsrückstandes ausgelassen und erst am vergangenen Wochenende in Winterberg seinen Saisoneinstand gegeben hatte, fuhr mit Top-Anschieber Kevin Kuske (Potsdam) als bester Deutscher auf Platz sechs (+0,57). Im vergangenen Jahr hatte Florschütz im "kleinen Schlitten" in La Plagne noch triumphiert.

Der Sieg auf der Olympia-Bahn von 1992 ging an den Kanadier Lyndon Rush. In 2:01,18 Minuten verwies er nach zwei Durchgängen den Schweizer Beat Hefti (+0,27), der genau wie Florschütz erst in Winterberg ins Weltcupgeschehen eingestiegen war, und den US-Amerikaner Steven Holcomb (+0,30) auf die weiteren Podestplätze. Einen schwarzen Tag erwischten die beiden anderen deutschen Piloten. Ex-Weltmeister Manuel Machata (Potsdam) hatte in beiden Läufen große Probleme mit der Bahn und wurde mit 0,85 Sekunden Rückstand nur Elfter.

Noch schlechter erging es Vierer-Europameister Maximilian Arndt (+1,53): Der 25 Jahre alte Oberhofer musste sich mit Rang 18 zufrieden geben. Bereits am Freitag hatten die deutschen Bobfahrerinnen beim saisonübergreifend siebten Erfolg in Serie der Kanadierin Kaillie Humphries das Treppchen verpasst. Sandra Kiriasis (Winterberg) wurde Vierte.

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Carsten Eberts

Skeleton, Weltcup: Marion Thees (Friedrichroda) hat beim fünften Skeleton-Weltcup im französischen La Plagne ihren dritten Podestplatz gefeiert und damit die Weltcupführung erfolgreich verteidigt. Die 28-Jährige belegte beim Sieg von Doppel-Weltmeisterin Katie Uhlaender (USA) zeitgleich mit der Gesamtzweiten Sarah Reid (Kanada) mit 0,49 Sekunden Rückstand den zweiten Platz. Die Olympiadritte Anja Huber (Berchtesgaden) musste sich in ihrem 50. Weltcup-Rennen mit Platz vier zufrieden geben. "Die Bahn liegt mir, ich bin zweimal sehr schön runtergefahren, was mir im Training nicht gelungen ist. Deshalb bin ich richtig happy", sagte Thees.

Auch Huber war nicht unzufrieden: "Wenn mir jemand vorher gesagt hätte, dass ich mit Platz vier nach Hause gehe, hätte ich das ungesehen gekauft", sagte die 29-Jährige. Thees, die in Whistler den bislang einzigen Saisonsieg der deutschen Skeletonpilotinnen gefeiert hatte, war besonders im ersten Lauf am Start erneut deutlich langsamer als ihre Kontrahentinnen, machte diese Nachteile aber jeweils in der Bahn wett. Huber, die als Zweite am vergangenen Wochenende in Winterberg nur knapp ihren ersten Saisonerfolg verpasst hatte, verlor nach einem guten ersten Durchgang vor allem im zweiten Lauf wertvolle Zeit und fiel noch hinter ihre Landsfrau zurück.

Eisschnelllauf, Weltcup: Die deutschen Eisschnellläufer Jenny Wolf und Samuel Schwarz haben beim Weltcup in Harbin/China mit starken Leistungen und Podestplatzierungen überzeugt, ihre ersten Saisonsiege aber hauchdünn verpasst. Die fünfmalige Weltmeisterin Wolf (Berlin) musste sich in 37,95 Sekunden nur Olympiasiegerin Lee Sang-Hwa (Südkorea) geschlagen geben, die im direkten Lauf gegen Wolf in 37,94 Sekunden einen Bahnrekord aufstellte. Schwarz lief über 1000 m in 1:10,10 Minuten auf Rang drei hinter Doppel-Olympiasieger Shani Davis (USA/1:10,05) und dem Niederländer Hein Otterspeer (1:10,07).

"Der Start war richtig gut, mir hat es ein bisschen im Ziel gefehlt. Aber ich bin froh, dass ich vom Niveau richtig gut mithalten konnte", sagte die 33-jährige Wolf. Teamleader Helge Jasch ergänzte: "Das war ein Toplauf. Schade nur, dass sie den Fuß im Ziel nicht mehr ganz nach vorne gebracht hat, aber sie hat gezeigt, dass sie es kann."

Schwarz stellte eine Woche nach seinem zweiten Platz von Nagano/Japan erneut seine Stärke auf den Bahnen in Fernost unter Beweis. "Die Platzierung ist spektakulär, ich bin total happy, aber auch total am Ende. Mein Rennen ist taktisch total aufgegangen", sagte Schwarz.

Rodeln, deutsches Team: Die Rodel-Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee) fahren in diesem Winter weiter in einer eigenen Liga, die deutschen Frauen haben dagegen erstmals seit zehn Monaten wieder eine Niederlage kassiert. Wendl/Arlt gewannen auch auf der Bahn im lettischen Sigulda und sicherten sich im Viessmann Weltcup den vierten Sieg im vierten Saisonrennen, bei den Frauen landete die Gesamtführende Natalie Geisenberger (Miesbach) als beste Deutsche hinter der WM-Zweiten Tatjana Iwanowa (Russland) auf Rang zwei. Es war die erste deutsche Niederlage überhaupt in diesem Weltcup-Winter.

Der "Bayern-Express" Wendl/Arlt bescherte dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) den ersten Sieg in Sigulda seit Februar 2008. Das deutsche Top-Duo setzte sich nach zwei Durchgängen in 1:25,104 Minuten deutlich vor den Österreichern Peter Penz/Georg Fischler (+0,452) und Christian Oberstolz/Patrick Gruber (+0,564) aus Italien durch. Nach einem Patzer im zweiten Durchgang rutschten die Vizeweltmeister Toni Eggert/Sascha Benecken (beide Ilsenburg/+0,840) noch vom dritten auf den achten Rang ab. Dritte bei den Frauen wurde Igls-Auftaktsiegerin Anke Wischnewski (Oberwiesenthal).

Zuletzt hatten die deutschen Rodlerinnen am 25. Februar dieses Jahres in Paramonowa/Russland das Nachsehen, als ebenfalls Iwanowa triumphierte. Olympiasiegerin und Weltmeisterin Tatjana Hüfner (Friedrichroda) verpasste in Sigulda als Vierte um vier Tausendstelsekunden denkbar knapp erneut das Podest. Zum dritten Mal in diesem Winter landete Hüfner damit nicht unter den ersten Drei, deutete aber einen Aufwärtstrend an. Corinna Martini (Winterberg) wurde Fünfte.

"Es ist auch schön, wenn mal eine andere Nation gewinnt", sagte Geisenberger, die ihre Führung im Viessmann Weltcup trotz Platz zwei ausbaute: "Im zweiten Lauf haben wir den Schlitten etwas umgebaut, da haben wir was Geiles rausgeholt. Das hat gezeigt, was heute eigentlich möglich gewesen wäre."

Lindsey Vonn, Erkrankung: Lindsey Vonn hat sich nach der Offenbarung ihrer langjährigen psychischen Erkrankung erleichtert präsentiert. "Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte. Das tut gut, das habe ich gebraucht. Jetzt kommt der nächste Schritt in meinem neuen Leben", sagte die 28 Jahre alte Abfahrts-Olympiasiegerin am Samstag im französischen Val d'Isère dem ORF-Fernsehen. Wegen zu starken Schneefalls war der dort geplante Super-G abgesagt worden. "Es ist im Moment nicht so leicht", gestand Vonn, die zuletzt auch die Trennung von ihrem Ehemann Thomas verarbeiten musste.

Während dieser Saison hatte sie zudem wegen einer rätselhaften Darmerkrankung mehrere Tage im Krankenhaus verbracht. "Aber heute ist ein neuer Tag, und jetzt wird es hoffentlich besser", sagte Vonn. Im US-Magazin "People" hatte die viermalige Weltcup-Gesamtsiegerin zuvor erstmals über eine Krankheit gesprochen, deren Symptome auf eine Depression hindeuten. Am Freitag war sie in der Weltcup-Abfahrt gestürzt, am Sonntag steht für sie ein Riesenslalom in Courchevel auf dem Programm.

Snowboard, Weltcup: Snowboarderin Luca Berg aus Konstanz ist beim Weltcup in Telluride/Colorado der nächste Achtungserfolg geglückt. Die 19 Jahre alte deutsche Meisterin fuhr beim Cross-Rennen auf Rang zwölf und verpasste damit nur knapp ihre bisherige Bestleistung aus der Vorwoche. Im österreichischen Schruns war sie Elfte geworden. "Der zweite Weltcup, zum zweiten Mal fast in den Top 10 - ich bin eigentlich schon zufrieden", sagte Berg. In Telluride feierte Weltcup-Titelverteidigerin Dominique Maltais aus Kanada ihren zweiten Sieg hintereinander, ihre Landsfrau Maelle Ricker wurde Zweite. Bei den Männern musste sich Konstantin Schad (Fischbachau) mit Platz 14 zufrieden geben, Paul Berg (Konstanz) wurde nur 34. "Es lief einfach nicht, was will man machen. Ich hatte gleich in der zweiten Runde zwei Granaten in meinem Lauf...", sagte Schad. Der Sieg ging an den zweimaligen Olympiasieger Seth Wescott aus den USA vor Weltmeister Alex Pullin (Australien).

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