Wimbledon:Schläger-Typen

In Wimbledon ist Finale, und sofort kommen die Bilder von damals zurück, als Boris Becker und Steffi Graf noch auf dem Platz standen. Was machen ihre Gegner heute?

Von SZ-Autoren

Ivan Lendl, der Ernsthafte

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(Foto: picture alliance / dpa)

Größter Sieg: Der erste seiner acht Grand-Slam-Siege war erlösend. Zuvor hatte er vier Grand-Slam-Finals verloren. Als Coach führte er Andy Murray 2012 zum US-Open-Titel. Die Briten sehen darin seinen größten Sieg, sie hatten noch länger als er auf einen Grand-Slam-Titel im Herreneinzel gewartet - seit 1936. Größte Niederlage: Die Wimbledon-Spiele 1986 und 1987 gegen Boris Becker und Pat Cash. Das Turnier gewann er nie. Berühmt für: Ernst und Durchhaltevermögen. Nicht kleinzukriegen, obwohl er elf seiner 19 Grand-Slam-Endspiele verlor. Heute: Lendl lebt in Florida. Er coacht nicht nur Murray (nun Nummer eins der Welt), sondern berät auch seine sportbegeisterten fünf Töchter (Golf und Reiten). (rff)

Chris Evert, die Eiskalte

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(Foto: picture alliance / dpa)

Größter Sieg: 21 Grand-Slam-Titel. 260 Wochen lang Nummer eins der Welt. 80 Duelle mit Martina Navrátilová. Und erste Sportlerin, die "Saturday Night Live" moderieren durfte. Größte Niederlage: Die Liebe zu Sportlern. Ihre drei Ehen mit einem Tennisspieler, einem Skifahrer und einem Golfer sind alle geschieden. An der Trennung von Skifahrer Andy Mill sollen die Wechseljahre schuld gewesen sein. Berühmt für: Ihre Nervenstärke (Spitzname: Ice Maiden). Ihre Präzision an der Grundlinie. Und ihre bunten Bänder im Haar. Heute: Egal, ob es um die Toilettenpause von Venus Williams geht oder die Bikinifotos von Genie Bouchard in Sports Illustrated: Evert ist noch immer ganz vorne mit dabei - beim Motzen. Hat mit ihrem Bruder eine Tennis-Akademie und eine eigene Kleidermarke. (jrot)

Andre Agassi, der Philantrop

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(Foto: picture alliance / Marijan Murat)

Größter Sieg: Acht Grand-Slam-Titel. Mit Steffi Graf glücklich und skandalfrei verheiratet, zwei Kinder, Jaden Gil, 15, und Jaz Elle, 13. Größte Niederlage: Das Drilltraining als Kind. Für die Ballmaschine hatte er einen speziellen Namen: "Der Drache steht wenigstens vor mir, wo ich ihn sehen kann", schrieb er in seiner Autobiografie, "mein Vater steht hinter mir. Ich sehe ihn nie, ich höre ihn nur, Tag und Nacht - höre, wie er mir in die Ohren brüllt." Berühmt für: Früher Matte, dann Glatze. 2004 mit der schönsten Hommage: "Ich merke, dass die Worte erst noch erfunden werden müssen, die groß, bunt und wahrhaft genug sind, um das Herz und die Seele dieser Frau zu beschreiben, die ich liebe - Stefanie." Heute: Seine Stiftung sammelt Millionen für Kinder. Coach von Novak Djoković. (klef)

Gabriela Sabatini, la Machona

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(Foto: picture alliance / dpa)

Größter Sieg: 1990 bei den US Open, ihr einziger großer Titel, im Finale gegen Steffi Graf - und das, obwohl die Aufschläge der Argentinierin eher wie Einwürfe aussahen. Größte Niederlage: Einige Spiele, die sie laut eigener Aussage freiwillig verlor, weil sie Angst vor Ruhm und Rummel hatte. Berühmt für: Ihren Gang. Sah aus, als wollte sie John Wayne imitieren. Oder Sylvester Stallone, damals als Rambo eine große Nummer. Wurde deshalb daheim etwas despektierlich La machona ("Die Männliche") genannt. Heute: Souveräne Schönheit mit Domizil in der Schweiz und ausgesuchten Auftritten im Tenniszirkel. Durch ihr Parfum emanzipierte sich die herbe Latina früh. Und Wettkämpfe schien sie nie zu vermissen. (mp)

Martina Navratilova, die Aktivistin

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(Foto: picture alliance / dpa)

Größter Sieg: Holte 59 Grand-Slam-Titel in Einzel, Doppel, Mixed. Rekord. Hievte Frauentennis auf ein neues Niveau, war die Erste, die Athletiktraining umfassender definierte, ins Fitnessstudio ging oder Basketball spielte. Größte Niederlage: Scheiterte als Trainerin. Ging Ende 2014 eine Zusammenarbeit mit der Polin Agnieszka Radwanska ein. Nach fünf Monaten hörte sie auf. War nie mehr Coach. Berühmt für: Ihren gesellschaftspoltischen Kampfgeist. Tritt für Lesben und Schwule ein, für benachteiligte Kinder, äußert auf Twitter hart und oft ihre Meinung, Trump-Gegnerin. Heute: Bleibt sich treu als Aktivistin. War Tschechoslowakin, dann Amerikanerin, nun auch wieder Tschechin. Verheiratet mit Julia Lemigova, frühere Miss Sowjetunion. (klef)

Pete Sampras, der Emotionslose:

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(Foto: picture alliance / dpa)

Größter Sieg: 14 Grand-Slam-Titel machen die Auswahl schwer; aber der letzte große Erfolg (2002 in New York, gegen Andre Agassi) kam selbst für seine Fans unerwartet. Größte Niederlage: Der vergebliche Kampf gegen sein schütteres Haar; die Tatsache, dass es für den Emotionslosen bei den French Open nie zum Triumph auf Sand langte. Berühmt für: Seine unaufhörlichen Netz-Attacken, die zu sieben Titeln in Wimbledon führten. Und: sein Kotzanfall im Tie-Break des fünften Satzes gegen Alex Corretja bei den US Open 1996. Sampras gewann dennoch. Heute: Lässig. Vater zweier Kinder, die er mit der Schauspielerin Bridgette Wilson hat. Lässt bei Hobbyspielen zwischen den Ballwechseln immer noch die Zunge heraushängen. (mp)

Yannick Noah, der Entertainer

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(Foto: imago/PanoramiC)

Größter Sieg: 1983 gewinnt er das Finale bei den French Open, für seine Landsleute eine patriotische Tat, schließlich mussten die Franzosen 37 Jahre auf diesen Triumph warten - als Dank wird er fünf Mal in Serie zum beliebtesten Franzosen gewählt. Größte Niederlage: Seine verbale Attacke im Februar 2017 als französischer Teamchef vor dem Fed-Cup-Duell mit der Schweiz auf die fünffache Grand-Slam-Gewinnerin Martina Hingis, die mit 36 noch immer Doppel spielt: "Ich hoffe, dass wir sie massakrieren werden." Berühmt für: Rastafriseur, große Klappe, coole Outfits, irre Aktionen am Netz, große Jubelposen, geschickte Steuervermeidungstricks. Heute: Erfolgreicher Sänger ("Saga Africa"), Wohltätigkeitsarbeiter, Restaurantbetreiber, Stil-Ikone. (chrm)

Stefan Edberg, der Saubermann

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(Foto: imago/Pacific Press Agency)

Größter Sieg: Gewann sechs Grand-Slam-Titel, führte 72 Wochen die Rangliste an. Hat abseits des Tenniscourts, anders als viele Kollegen, peinliche Niederlagen stets vermieden. Größte Niederlage: Unterlag 1989 im Finale von Paris dem 17-jährigen Michael Chang, der wichtigste Sandplatztitel blieb ihm versagt. Berühmt für: Anstand, die ATP-Männer-Tour benennt immer noch einen Fairness-Pokal nach ihm. Und sein bilderbuchmäßiges, elegantes, in dieser Schönheit nie wieder erreichtes Serve-and-Volley Heute: Vorbildlich vernünftig. Wohnt in Schweden auf einem Bauernhof, ist Teilhaber einer Investmentfirma stand zwei Jahre, bis Ende 2015, dem weltbesten Spieler, Roger Federer, als Coach zu Seite. Feiert dieses Jahr mit Gattin Annette Silberhochzeit. (bakl)

John McEnroe, der Bad-Boy

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(Foto: Glyn Kirk/AFP)

Größter Sieg: Wimbledon 1981, im Jahr zuvor gegen den ewigen Rivalen Björn Borg in einem Fünf-Satz-Drama unterlegen, nun die Revanche. Der erste von drei Triumphen dort. Größte Niederlage: Kevin, der erste gemeinsame Sohn mit Tatum O'Neal, veröffentlicht 2015 einen autobiografischen Roman über ein Kind, das unter seinen narzisstischen, drogensüchtigen Eltern leidet. Berühmt für: Er zetert, pöbelt, schüchtert Linienrichter ein, nennt Schiedsrichter gerne "Trottel", ruft ihnen zu: "Nicht Ihr Ernst!" Er ist der Rüpel mit rotem Frottee-Stirnband. Heute: Kommentiert in grauem Anzug für die BBC. Vergreift sich seltener im Ton, entschuldigt sich dann auch schnell. Zuletzt lästerte er über Serena Williams: "Auf der Männer-Tour wäre sie bestenfalls Nummer 700." (sonn)

Monica Seles, die Lautstarke

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(Foto: picture alliance / dpa)

Größter Sieg: jüngste French-Open-Siegerin aller Zeiten (sie war 16), neun Grand-Slam-Titel, führte 178 Wochen die Weltrangliste an, hätte es vielleicht länger getan, hätte sie nicht ein wirrer Fan von Rivalin Steffi Graf 1993 am Rothenbaum mit einem Messer attackiert. Größte Niederlage: Als ihr Vater, der erst Karikaturist war, dann ihr Manager, aufhörte, Comicfiguren auf ihre Tennisbälle zu malen. Berühmt für: Aufschrei bei harten Schlägen. Psychologen sehen Irritation des Gegners als Vorteil, Ärzte finden, dass der Ball so härter geschlagen werden kann, ohne dass sich Herzfrequenz und Sauerstoffverbrauch erhöhen. Heute: Verheiratet mit Milliardär Tom Golisano, 75. Großspender der Demokraten, Ex-Besitzer des NHL-Teams Buffalo Sabres. (from)

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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