Wimbledon:Ons Jabeur steht im Finale

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Voller Energie: Ons Jabeur kämpft Aryna Sabalenka nieder. (Foto: Toby Melville/Reuters)

Die Tunesierin schlägt die Belarussin Sabalenka in drei Sätzen und steht zum zweiten Mal im Endspiel des Rasenturniers. Dort trifft sie auf die ungesetzte Tschechin Marketa Vondrousova.

Von Barbara Klimke, London

Marketa Vondrousova zaubert nach Meinung vieler Experten den phänomenalsten Stoppball im Frauentennis aus dem Handgelenk. Aber sie hatte das Kunststück auf englischem Rasen bisher viel zu selten zur Aufführung gebracht. Am Donnerstag im Halbfinale zeigte die 24-jährige Tschechin, Nummer 42 der Tennis-Weltrangliste, ihr gesamtes Schlagrepertoire: Slice mit Vor- und Rückhand, Lobs und Schmetterbälle. Mit Variationsreichtum und einem Sieg über die Ukrainerin Elina Switolina, 6:3, 6:3, hat sie sich einen Platz im Wimbledonfinale erspielt.

Das Halbfinale dauerte 75 Minuten; aus Sicht von Switolina war es viel zu schnell vorbei. "Ich wünschte, ich hätte einige Punkte besser gespielt", sagte sie, als sie, um Fassung bemüht, in der Pressekonferenz saß. Die frühere Nummer drei der Weltrangliste schlug bei dem Rasenklassiker vier frühere Grand-Slam-Siegerinnen: Venus Williams, Sofia Kenin (beide USA), Wiktoria Asarenka (Belarus) sowie die Weltranglistenerste, Iga Swiatek aus Polen. Aber der Gedanke, nicht nur für sich allein, sondern auch für ihr Land und die unter dem russischen Angriffskrieg leidende Bevölkerung zu spielen, hat ihre Schritte am Freitag womöglich ein wenig schwerer werden lassen. "Die Leute waren die ganze Zeit über an meiner Seite. Ich hoffe, dass sie mich auch weiter unterstützen werden."

Marketa Vondrousova spielt nun als erste ungesetzte Solistin seit 1963 im Endspiel von Wimbledon. Sie trifft auf Ons Jabeur, 28, aus Tunesien, die im zweiten Halbfinale die Weltranglistenzweite Aryna Sabalenka in einem brillanten Duell 6:7 (5), 6:4, 6:3 bezwang. Vor Jahresfrist hatte Jabeur den Center Court als Finalistin geschlagen verlassen; diesmal kämpfte sie sich nach dem verlorenen Tiebreak im ersten Satz mit der Unterstützung des Publikums furios zurück. "Die Zuschauer haben mich im Match gehalten", erklärte sie anerkennend. Und dann danke sie ihrer Mentaltrainerin, weil sie die Nerven bewahrt hatte: "Ich habe gelernt, die negativen Emotionen in positive umzuwandeln. Mein altes Ich hätte das Spiel wohl verloren."

Sabalenka drischt den Ball beim Aufschlag mit 194,7 Sachen über das Netz - umsonst

Im zweiten Satz gelang ihr ein Break gegen Sabalenka, die den Ball mit einer Spitzengeschwindigkeit von 194,7 Stundenkilometern übers Netz drosch. Schneller hat in diesem Jahr keine Frau in Wimbledon aufgeschlagen. Auch im zweiten Durchgang lag sie schnell zurück, dann gelang ihr der Satzausgleich. Den wuchtigen harten Grundschlägen Sabalenkas, die im Januar die Australian Open gewonnen hatte, setzte sie ihr kluges Winkelspiel entgegen.

Jabeur hat nun ihr drittes Grand-Slam-Finale erreicht - nach zwei verlorenen Endspielen im vergangenen Sommer in London und New York. Auch Vondrousova stand 2019 im Finale - damals in Paris. Doch hat sie bis zu diesem Sommer insgesamt erst klägliche vier Matches auf Rasenplätzen gespielt. Und sie musste sich in den vergangenen Jahren drei Handgelenksoperationen unterziehen; 2022 hatte sie wegen ihrer Verletzungsanfälligkeit sechs Monate nicht gespielt. "Man weiß nie, was man erwarten kann, wenn man zurückkehrt", sagte sie.

Eine seltene Chance auf eine Wimbledon-Trophäe hatten am Freitag auch die DTB-Doppelspezialisten Kevin Krawietz und Tim Pütz, doch sie unterlagen im Halbfinale dem spanisch-argentinischen Duo Marcel Granollers und Horacio Zeballos 4:6 und 3:6. Ein deutsches Männer-Duo stand nur 1913 und 1938 beim Rasenklassiker im Finale.

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