Werder Bremen:Ungemütliche Zeiten

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So langsam reicht’s mit Spielen ohne Fans: Florian Kohfeldt, 38, Trainer des SV Werder Bremen. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Nichts zu spüren von der Pokaleuphorie: Bremen agiert beim 0:2 gegen Union Berlin erstaunlich lethargisch. Trainer Kohfeldt steht dennoch nicht zur Disposition.

Der Coup gegen Dortmund als Wende? Pustekuchen. Nur vier Tage nach dem 3:2 gegen den BVB im DFB-Pokal ist bei Werder Bremen wieder die Bundesliga-Tristesse eingekehrt. Und die gestaltet sich nach dem 0:2 (0:0) gegen Union Berlin dramatischer denn je. Alle Hoffnungen, das Weiterkommen im Pokal-Wettbewerb habe neue Kräfte freigesetzt und Selbstvertrauen gegeben, verpufften am Samstag auf erschreckende Art und Weise. "Ich habe relativ wenig Verständnis für die heutige Leistung", sagte Bremens Geschäftsführer Frank Baumann, der für seine ruhige und sachliche Art bekannt ist. Doch nach der bereits siebten Heimniederlage der Saison merkte man dem Ex-Profi an, wie sehr es in ihm brodelte. "Die Spieler sind jetzt in der Pflicht", sagte Baumann.

Trainer Florian Kohfeldt steht dagegen nach wie vor nicht zur Disposition. "Das brauchen wir jetzt nicht nach jedem Spiel zu wiederholen. Das steht", sagte Baumann. Stattdessen wollen er und der Chefcoach gemeinsam in den kommenden Tagen erörtern, wie sie der Mannschaft die eigentlich schon seit Wochen dramatische Lage veranschaulichen können. "Das ist auch eine Frage von Haltung", sagte der völlig enttäuschte Kohfeldt. "Die gesamten 90 Minuten waren schlecht. Das war Sicherheitsfußball und damit kommen wir da unten nicht raus." Mehr wollte sich der Bremer Trainer unmittelbar nach dem Spiel nicht entlocken lassen. Doch es ist klar, dass auf die Profis an der Weser nun ungemütlichere Zeiten zukommen.

Bremen trat erstaunlich lethargisch und emotionslos auf

Dabei war die Zuversicht vor der Partie groß gewesen. Hunderte Werder-Fans empfingen die Mannschaft am Weserstadion und machten den Spielern Mut für die Partie. Doch als dann die 90 Minuten angepfiffen wurden, stand plötzlich ein erstaunlich lethargisches und emotionsloses Bremer Team auf dem Platz. Nachdem Werder in der ersten Halbzeit noch ein Übergewicht und ein paar kleinere Chancen hatte, war die Partie nach dem frühen 0:1 durch Marius Bülter in der zweiten Halbzeit (52. Minute) quasi entschieden. Ein Bremer Aufbäumen war danach nicht mehr zu erkennen, Werder spielte einfach im gleichen (sehr überschaubaren) Tempo weiter. Hoffnungsträger Davie Selke hatte sich zwar rechtzeitig fit gemeldet, musste nach rund 70 Minuten aber doch ausgewechselt werden, ohne zuvor große Impulse gesetzt zu haben.

Vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion machte Bülter in der 72. Minute mit seinem zweiten Treffer dann alles klar, am Ende hätte der Aufsteiger sogar noch höher gewinnen können. "Da haben wir den Kopf verloren", kritisierte Kohfeldt. Union-Coach Urs Fischer war dagegen sehr zufrieden. "Das war heute eine sehr reife Leistung", sagte der Trainer des Aufsteigers, der sich weiter ins gesicherte Mittelfeld der Tabelle absetzte. Der Vorsprung auf Bremen beträgt nun schon neun Punkte.

© SZ vom 09.02.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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