Werder Bremen:Nouri vor Entlassung

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Wieder ein Tag zum Abheben: Stürmer Alfred Finnbogason, Torschütze zum 2:0, feierte mit dem FC Augsburg einen Auswärtssieg in Bremen. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Zehn Spiele, kein Sieg - nach dem 0:3 im Heimspiel gegen den FC Augsburg droht Bremens Trainer Nouri die Entlassung. Als Kandidat für die Nachfolge gilt Bruno Labbadia.

Alexander Nouri floh mit versteinerter Miene in die Kabine. Von den Rängen tönten "Nouri raus!"-Rufe und ein gellendes Pfeifkonzert. Werder Bremens Trainer steht nach dem nächsten Tiefschlag offenbar vor dem Rauswurf. "Ich kann und möchte keine Jobgarantie so kurz nach dem Spiel geben", sagte Sportchef Frank Baumann nach dem bitteren 0:3 (0:2) gegen den FC Augsburg und kündigte für diesen Montag eine Krisensitzung an.

Seit 484 Minuten ist Werder in der Bundesliga ohne Tor und nach zehn Spieltagen weiter ohne Sieg. Entsprechend verhagelt war Baumanns Stimmung an seinem 42. Geburtstag. "Wenn wir der Überzeugung sind, dass Alex nicht mehr die beste Lösung ist und ein anderer Trainer die schwierige Situation besser lösen kann, haben wir die Verantwortung für den Verein, solche Entscheidungen auch zu treffen", sagte er.

Nouri war sich der prekären Lage bewusst. "Wir müssen uns bei jedem einzelnen Fan entschuldigen. Ich kann die Reaktionen der Fans nachvollziehen, die Enttäuschung ist groß", sagte der 38-Jährige nach dem Spiel. Nun sei es entscheidend, sich bestmöglich auf die Partie in Frankfurt am Freitag vorzubereiten. Sollten die Bremer wechseln, gilt Bruno Labbadia als ein Kandidat für die Nachfolger. Der 51-Jährige war zuletzt beim VfB Stuttgart (2010 bis 2013) und beim HSV (2015 bis 2016) tätig.

Werders Kapitän Zlatko Junuzovic stellte sich dennoch hinter Nouri. "Was jetzt passieren wird, weiß ich nicht. Das Trainerteam macht eine sehr gute Arbeit und stellt uns gut auf die Begegnungen ein. Letztlich sind wir Spieler verantwortlich", sagte Junuzovic und bereitete seine Mannschaft auf harte Wochen vor: "Nach so vielen Jahren Abstiegskampf haben alle realisiert, wie die Situation ist." Abwehrspieler Niklas Moisander gab derweil zu, der Auftritt sei ihm "peinlich" gewesen.

Die Zahlen sind ähnlich ernüchternd: Kein Sieg nach zehn Spielen sind ebenso negativer Vereinsrekord wie die bislang erst drei Saisontore des Tabellenvorletzten. Michael Gregoritsch (40., 61.) und Alfred Finnbogason (45.+2/Foulelfmeter) besiegelten mit ihren Toren die verdiente Niederlage. Gregoritsch nutzte zunächst eine Flanke von Philipp Max per Kopf zum Führungstreffer. Nachdem der selbst gefoulte Finnbogason erhöht hatte, legte der Österreicher Gregoritsch per Konter nach.

Die Werder-Fans reagierten in der letzten halben Stunde mit einer Mischung aus Frust und Sarkasmus. Neben den "Nouri raus"-Rufen waren immer wieder auch Gesänge wie "Oh, wie ist das schön" und "Deutscher Meister wird nur der SVW" zu hören. "Wir verstehen den Unmut, die Enttäuschung. Wir sind ja selber enttäuscht", sagte Junuzovic zur skurrilen Atmosphäre.

Die Augsburger feierten ihren ersten Sieg nach vier weniger erfolgreichen Spielen und sind Neunter. Das Team von Manuel Baum zeigte sich besser sortiert und nutzte die Chancen konsequent. "Wenn man verdient 3:0 gewinnt und ich zwei Tore schieße, war das ein perfekter Nachmittag. Wir sind sehr froh, dass wir 15 Punkte haben", sagte Gregoritsch, der erstmals in drei Ligaspielen in Folge traf.

© SZ vom 30.10.2017 / sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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