Weltfußballerin Carli Lloyd:Die unnachgiebige Anführerin ist endlich die Beste

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Wollte vor 13 Jahren mit dem Fußball aufhören, entschloss sich dann aber, die Beste zu werden: Weltfußballerin Carli Lloyd (Foto: AP)

Vor 13 Jahren wollte die Weltfußballerin Carli Lloyd mit dem Fußball aufhören. Nur ein Anruf ihrer Eltern verhinderte das.

Von Kathrin Steinbichler, Zürich/München

Der Tag, an dem Carli Lloyd beschloss, dass es an der Zeit sei, sich zu verändern, war kein guter Tag. Nicht für sie, nicht für ihre Eltern, nicht für ihre Mannschaft. 2003 war die junge College-Studentin Lloyd mit knapp 21 Jahren aus der amerikanischen U21-Nationalmannschaft geflogen. Es gebe zu viele andere, ähnlich gute Spielerinnen wie sie, sagten die Trainer damals zu der Mittelfeldspielerin. Also ging Lloyd zu ihren Eltern in Delran Township/New Jersey, um ihnen von ihrem Entschluss zu erzählen, mit dem Fußball aufzuhören. "Wenn du etwas machst, versuch' immer, die Beste zu sein", ist einer von Lloyds Leitsprüchen, und im Fußball, dachte sie 2003, war das für sie offenbar nicht möglich.

Als die inzwischen 33-jährige Lloyd nun diesen Montag als Weltfußballerin 2015 ausgezeichnet wurde - vor der zurückgetretenen und inzwischen schwangeren Deutschen Célia Šasič -, traten Jill Ellis im ersten Moment ein paar Tränen in die Augen: "Carli ist eine unnachgiebige Arbeiterin und eine geborene Anführerin", sagte die US-Nationaltrainerin, die Minuten zuvor als beste Frauenfußball-Trainerin geehrt worden war: "Es gibt derzeit keine bessere als sie und keine, die spezieller ist als sie."

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Vergangenen Sommer führte Lloyd die USA mit einer eindrucksvollen Vorstellung und einem Hattrick im Endspiel gegen Japan zum WM-Titel, dem ersten seit 16 Jahren, und wurde danach als beste WM-Spielerin und zweitbeste Torschützin geehrt. Danach führte die Frau, die überzeugend auftritt und im Training gerne Extraschichten einlegt, einige Tage die Umfragen zu den US-Präsidentschaftswahlen an.

"Es dreht sich alles um Respekt", hatte Lloyd im Sommer erklärt, "Respekt gegenüber dir selbst, gegenüber den Leuten, mit denen du arbeitest, und auch vor deinen Gegnern. Ohne Respekt bringt die härteste Arbeit nichts. Ohne Respekt gewinnst du nichts, dann zerstörst du nur." Dass diese Ernsthaftigkeit mit dem Respekt vor sich selbst beginnt, hat die torgefährliche, zweikampfstarke Mittelfeldspielerin bei James Galanis gelernt. Ihre Eltern hatten den in New Jersey lebenden australischen Fußballtrainer angerufen, als Lloyd 2003 aufhören wollte.

Nach dem ersten Treffen, so erzählte er es der New York Post, war er beeindruckt von ihrer Fitness und Bedingungslosigkeit, doch er wunderte sich auch: In seinen Augen hatte sie enorme Voraussetzungen und zugleich erstaunlich viele schlechte Angewohnheiten: "Wenn du willst, dass sich etwas ändert, musst du dein Leben ändern", sagte er ihr.

Lloyd kommt sich vor "wie bei einem Viehhandel"

Lloyds Ehrgeiz war geweckt, sie trainierte jetzt anders, ernährte sich anders, sie schlief sogar anders. Und sie ging keine Kompromisse mehr ein. Einen musste sie noch hinnehmen, das war 2014, im Jahr vor der WM, als sie ungefragt in der US-Profiliga von den Western New York Flash zu den Houston Dash transferiert wurde, im Tausch gegen zwei andere Spielerinnen, weg von der Familie, weg von ihrem Verlobten und weg von Galanis, ihrem Mentor.

Sie sei sich vorgekommen "wie bei einem Viehhandel", kritisierte Lloyd eine Woche nach dem WM-Sieg. Bei dem Weltturnier in Kanada hat Carli Lloyd es dann allen gezeigt, den Trainern von früher, den Fans, den Gegnern. Und irgendwie auch sich selbst.

© SZ vom 13.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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