Weltfußballer Ronaldo:Er sagte nur "Fuck off"

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Hat in seiner Laufbahn viele Trikots gesammelt, auch das von Cristiano Ronaldo: Luxemburgs Ex-Nationaltorwart Marc Oberweis. (Foto: privat)

Wer will schon ein Trikot des Weltfußballers? Der ehemalige luxemburgische Nationaltorhüter Marc Oberweis hat ein Originalshirt von Cristiano Ronaldo im Internet angeboten, aber keiner wollte es wirklich haben. Ein Gespräch über den Respekt vor großen Namen, Glamourboys - und die Hose von Franck Ribéry.

Von Thierry Backes

Seine Bilanz als Nationaltorhüter ist verheerend. Sieben Spiele, sechs Niederlagen, darunter ein 0:7 gegen Deutschland oder ein 0:6 gegen Portugal. Doch Marc Oberweis, 31, stand als luxemburgischer Nationalspieler auch gegen die ganz großen Fußballer auf dem Feld - und hat eifrig Trikots gesammelt, unter anderem das von Cristiano Ronaldo. Im Interview verrät er, wie er den Portugiesen erlebte und warum er die Wahl zum Weltfußballer für einen Witz hält.

SZ.de: Herr Oberweis, a ls Cristiano Ronaldo am Montag zum Weltfußballer des Jahres gekürt wurde, haben Sie Ihren Facebook-Freunden ein Originaltrikot für 7500 Euro angeboten. Warum?

Das war ein kleiner Spaß, weil sich meine ganze Timeline nur mit der Wahl beschäftigt hat. Ich würde dieses Trikot niemals verkaufen. Und damit sich niemand erst Hoffnungen macht, habe ich eine hohe Verkaufssumme angesetzt.

Haben wollte das Shirt ohnehin keiner. Einige schrieben, damit könne man sich nicht einmal den Allerwertesten abputzen...

Das ist einer der Gründe, warum ich den Post wieder gelöscht habe. Ronaldo ist zwar nicht sehr beliebt in Luxemburg, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass einige sehr glücklich wären, das Trikot in ihrem Schrank hängen zu haben.

Woher stammt es eigentlich?

Ich habe Ronaldo im September 2012 nach unserer 1:2-Niederlage gegen Portugal in der WM-Qualifikation darum gebeten. Er war mies drauf, weil er zwar ein Tor geschossen, aber nur mittelmäßig gespielt hatte.

Wollte er Ihres auch haben?

Was sollte er damit denn anfangen? Er hat mir seines in den Katakomben gegeben und ist dann grußlos in der Kabine verschwunden.

Bei dem Spiel saßen Sie als Ersatztorhüter auf der Bank. Sie haben 2005 aber auch mal direkt gegen Ronaldo gespielt - und 0:6 verloren.

Ja, das war kein schöner Abend für mich. Immerhin hat er an dem Abend nicht getroffen. Und ich erinnere mich noch sehr genau an eine Szene, in der wir aneinandergerieten. Er stand bei einer Flanke im Abseits, und obwohl der Schiedsrichter schon längst abgepfiffen hatte, hat er die Kugel aus 15 Metern volley genommen. Der Ball ist nur wenige Zentimeter an mir vorbeigezischt. Hätte der mich erwischt, wäre ich im Krankenhaus gelandet. Ich bin dann zu ihm hin und habe ihn gefragt, ob er noch ganz bei Trost sei. Er sagte nur: "Fuck off."

Ist bestimmt 7500 Euro wert: Das Ronaldo-Trikot von Marc Oberweis. (Foto: privat)

Im Februar 2012 stritten sich Manuel Friedrich und Michal Kadlec von Bayer Leverkusen zur Halbzeitpause um ein Trikot von Lionel Messi, was ihnen den Ärger von Bayer-Geschäftsführer Rudi Völler einbrachte. Haben Sie sich mit Ihrer Mannschaft vor dem Spiel abgesprochen, wer Ronaldo um ein Trikot bitten darf?

Nein, das war bei uns in der Kabine eigentlich nie ein Thema. Das läuft immer nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Vor einem großen Spiel gegen Portugal, Deutschland oder Frankreich ist es aber schon so, dass einen einige Leute aus dem privaten Umfeld fragen: "Hey, kannst du mir nicht vielleicht ein Trikot besorgen?"

Das von Ronaldo haben Sie selbst behalten. Hängt es bei Ihnen im Wohnzimmer?

Um Gotteswillen, nein. Es ist zwar ein sehr schönes Andenken, und falls ich mir mal einen eigenen Raum mit Memorabilia einrichte, wird es einen schönen Platz bekommen, aber im Moment liegt es in einer Kiste, zwischen Trikots von Oliver Kahn, Daniel Van Buyten oder Hugo Lloris. Ich hatte übrigens auch mal eine Hose von Franck Ribéry.

Eine Hose von Franck Ribéry?

Ja, der hatte seine beiden Trikots schon getauscht, als ich ihn nach dem Spiel ansprach. Er lächelte und bot mir dafür seine Hose an. Die hat er sogar signiert und dem Bruder meiner Frau gewidmet. Ribéry ist einfach ein cooler, herzlicher, sympathischer Typ.

Im Gegensatz zu Ronaldo, meinen Sie?

Ja. 2005 war Ronaldo noch ein junger Spieler und sehr arrogant. Das hat sich in den vergangenen Jahren, in denen wir sechs Mal gegen Portugal gespielt haben, zwar merklich gebessert, überheblich ist er aber geblieben - eine Diva, halt.

Diva hin oder her: Ist Cristiano Ronaldo zu Recht zum Weltfußballer gewählt worden?

Ich möchte mit einer Frage antworten: Wenn Franck Ribéry nach einem Jahr mit vier Titeln nicht Weltfußballer wird, wann dann? Das zeigt wieder einmal, dass diese Wahl eigentlich ein Witz ist. Hier gewinnt im Regelfall ein Glamourboy und fast nie ein mannschaftsdienlicher Spieler wie Ribéry. Sei's drum: Ich bin überzeugt davon, dass Ronaldo auch lieber die Champions League gewonnen hätte als den "Ballon d'Or".

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