Volleyball:Erst Verlängerung, dann Party

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Erster Fünf-Satz-Sieg in dieser Saison: Die Herrschinger Magloire Mayaula, Jonas Kaminski und Filip John (v.l.) bejubeln den Einzug ins Pokal-Halbfinale. (Foto: Oryk Haist/Imago)

Die WWK Volleys Herrsching werfen Düren aus dem Pokal und stehen nach dem dritten Fünf-Satz-Krimi binnen zwei Wochen im Halbfinale.

Von Katrin Freiburghaus

Als Filip John am Samstagabend mit seinem Aufschlag-Ass den Schlusspunkt hinter 127 Pokalminuten gegen Düren gesetzt hatte, begann in der Herrschinger Nikolaushalle zu vorgerückter Stunde etwas, das ein bisschen wie eine spontane Motto-Party wirkte: Viele der 650 Zuschauer, die fast den gesamten fünften Satz über stehend auf den Tribünen oder hinter dem Feld verbracht hatten, fielen sich in die Arme, während die Spieler der WWK Volleys Herrsching auf dem Spielfeld sichtlich erschöpft dasselbe taten.

Im Anschluss an das 3:2 (25:23, 21:25, 13:25, 27:25, 15:12) feierten Fans, Spieler und Klubverantwortliche nicht nur den Einzug der Bundesliga-Volleyballer ins Halbfinale des DVV-Pokals, wo sie auswärts in Giesen antreten müssen. Es gab auch eine nachträgliche Sause aus Anlass der Hochzeit von Cheftrainer Thomas Ranner, die er inmitten des Termin-Marathons der vergangenen zwei Wochen tatsächlich noch irgendwie untergebracht hatte. Das sportliche Geschenk seines Teams nötigte dem 36-Jährigen Respekt ab. "Ich würde fast so weit gehen, das Wort Stolz in den Mund zu nehmen", sagte er, und machte seinen Spielern ein Gegengeschenk: Weil der Kalender bis zum nächsten Spiel ausnahmsweise eine komplette Woche Pause vorsieht, bekamen sie zwei Tage frei.

Die wechselhafte, aber hoch unterhaltsame Partie im Pokal-Viertelfinale war in der noch jungen Saison bereits Herrschings drittes Spiel über fünf Sätze, allerdings das erste mit dem besseren Ende für die Gastgeber. "Man hat es in einigen Gesichtern gesehen: Alle wollten das hier unbedingt, aber sie konnten eigentlich nicht mehr", sagte Zuspieler Eric Burggräf. Für den 24-Jährigen war es die erste Begegnung mit seinem ehemaligen Klub; gemeinsam mit Diagonalmann John war Burggräf im Sommer aus Dürens zweiter Reihe an den Ammersee gewechselt.

John war mit 21 Punkten mannschaftsübergreifend Topscorer der Begegnung. Ohne seine Leistung zu schmälern: Dass Herrsching trotz eines heftigen Einbruchs im dritten Durchgang die Oberhand behielt, war vor allem darauf zurückzuführen, dass die Oberbayern eine Mannschaft zusammengestellt haben, die Trainer Ranner am Spieltag Wechsel-Optionen eröffnet. "Das Geheimnis hinter unserem hohen Grundniveau ist aktuell, dass sich die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt", sagte Ranner. In früheren Jahren hatten auf Kante genähte Kader aus Herrsching durchaus punktuell für Furore gesorgt. Das sprichwörtliche Pendeln zwischen Genie und Wahnsinn war ihnen in wichtigen Spielen aber immer wieder zum Verhängnis geworden.

"Dass die Halle in solchen Momenten sofort da ist, ist einer der Pluspunkte hier", sagt Ranner

Auch gegen Düren waren starke Schwankungen zu beobachten. Annahmefehler, bei denen der Ball zwischen Libero Leonard Graven und Angreifer Theo Timmermann durchrutschte, während sich ihre Hände beim Warten aufeinander beinahe berührten, wechselten mit wuchtigen Angriffen des zweiten Balls - glänzend ausgeführt unter anderem von demselben Timmermann. Der brachte es mit derlei Aktionen dann auch auf eine ansehnliche Angriffsquote von fast 60 Prozent. Seinem schwedischen Kollegen Daniel Gruvaeus attestierte Ranner: "Der spielt zweieinhalb fantastische Sätze - und zwei halt nicht." Zu wissen, dass hinter jedem Spieler ein weiterer warte, "der es vielleicht gerade besser macht", ermögliche "ein schönes Arbeiten, weil ich als Trainer etwas tun kann, statt nur zwei Auszeiten pro Satz, aber keine Wechselmöglichkeit zu haben".

Nach zwei spielerisch starken Sätzen war Ranner aber auch als Mentalcoach gefragt. Zu Beginn des dritten Durchgangs verlor sein Team den Fokus, brachte keine Emotionen mehr aufs Feld und keinen Druck hinter die eigenen Aktionen. "Wir haben nicht mehr durchgezogen", sagte Gruvaeus, "aber wir sind zurückgekommen, weil wir uns darauf zurückbesonnen haben, unseren Job zu machen und voll draufzugehen." Ranner war sichtlich erfreut darüber, "dass wir an der Stelle nicht durchgedreht sind, weil wir gemerkt haben, dass die anderen auch was können". Der anschließende vierte Durchgang sei volleyballerisch "nicht genial" gewesen, "aber wir haben uns und unsere Punkte wieder gefeiert".

Das Publikum in der kleinen, engen Spielstätte tat sein Übriges. "Dass die Halle in solchen Momenten sofort da ist, ist einer der Pluspunkte hier", sagte Ranner. Ursächlich für die Ansetzung in der Nikolaushalle waren internationale Termine der Gäste gewesen. Der BMW Park war an den verbliebenen Terminen nicht frei. Bei der Revanche in der Liga in einer Woche wird das anders sein: Dann gastiert Düren im BMW Park. Gruvaeus macht das allerdings keine Sorgen: "Wir haben ja auch dort schon bewiesen, dass wir gut Volleyball spielen können", sagte er. Es klang ein bisschen nach einer Drohung.

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