VfL Wolfsburg:"Kann ohne Trainer sein"

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Der Schütze zum 1:0 für Leipzig in Aktion: Emil Forsberg (links). (Foto: Odd Andersen/afp)

Nach dem 0:1 gegen den weiterhin ungeschlagenen Aufsteiger RB Leipzig kündigt Wolfsburg-Manager Klaus Allofs Gespräche an - auch über Dieter Hecking.

Von JAVIER CÁCERES, Wolfsburg

Der Sonntag hätte für Klaus Allofs kaum besser anfangen können. Gut eine Stunde vor dem Spiel des VfL Wolfsburg gegen RB Leipzig konnte der Manager der Niedersachsen einen Sieg landen, den die Experten für sensationell halten. Ein zweijähriger Hengst namens Langtang, an dem Allofs Anteile besitzt, siegte im "Preis des Winterfavoriten" von Köln und fuhr 85 000 Euro Prämie ein. Der Sonntag endete dann aber trotzdem nicht freudig. Der VfL verlor durch ein spektakuläres Tor von Emil Forsberg (70.) 0:1.

Damit setzt sich die Krise des Pokalsiegers von 2015 fort. Schon vor der Partie hatte es aus dem Fanblock der Wolfsburger erstmals deutlich vernehmbare Pfiffe gegeben, als der Name von Trainer Dieter Hecking ausgerufen wurde. Nach dem Tor von Forsberg eskalierte die Situation. Offen wurde der Rauswurf von Hecking gefordert; über das Team ergoss sich Häme: "Und ihr wollt in die Champions League?"

Der geballte Zorn war die Quittung für einen Fehlstart par excellence, der auch die Vorgesetzten der Wolfsburger umtreibt. Auf der ansonsten für warme Worte reservierten Seite im Stadionheft formulierte die geballte Geschäftsführung des VfL, darunter VW-Vorstand Wolfgang Hotze, eine Art offenen Brief ans Team. "Die Zielvorgabe für unsere Mannschaft ist klar: Es muss jetzt der erste Heimsieg der Saison her!" Und: "Ausreden zählen nicht, alles andere als drei Punkte wären am Ende des Tages eine Enttäuschung." Größer hätte sie am Sonntag kaum sein können.

Und als Allofs hinter im Sender Sky das allgemein erwartete Bekenntnis zum Trainer abgeben sollte, tätigte er stattdessen eine Aussage, die wohl als das exakte Gegenteil interpretiert werden muss.

"Wir werden uns unterhalten müssen, wie wir aus dieser Mannschaft mehr herausholen."

"Es wird jetzt die Frage gestellt, wie wir reagieren und ob wir was tun. Wir werden uns unterhalten müssen im Klub, welche Möglichkeiten wir sehen, um aus dieser Mannschaft wieder mehr herauszuholen. Das kann mit dem Trainer sein, das kann irgendwann auch ohne den Trainer sein." Das seien aber "ganz normale Dinge", fügte er an und bat darum, "da jetzt nicht irgendwas Besonderes rein zu interpretieren." Die Bitte bleibt wohl vergeblich.

Dabei hatten die Wolfsburger durchaus konzentriert und engagiert begonnen. Die Gastgeber kamen durch Julian Draxler zur ersten guten Chance der Partie, nach drei Minuten. Leipzigs Torwart Peter Gulasci konnte den aus 14 Metern abgegebenen Schuss abwehren. Dann aber kamen die Leipziger durch Mithilfe der Wolfsburger zu einer zwingenden Gelegenheit: Wolfsburgs Torwart Koen Casteels versprang ein Rückpass von Robin Knoche, als Timo Werner den Ball erlaufen hatte, brachte Casteels ihn im Strafraum zu Fall. Den Strafstoß vergab Forsberg - sein Siegtor später geriet somit auch zur Revanche in eigener Sache.

Nach der Pause dominierten die Leipziger die Partie immer deutlicher, ohne wirklich zu brillieren. Es schienen gravierende Wolfsburger Abwehrfehler auf, insbesondere als Vieirinha und Bruma sich kapitale Schnitzer leisteten und Poulsen im Strafraum zu Schuss kam. So blieb es Forsberg überlassen, in Wolfsburg die Büchse der Pandora zu öffnen. Hecking versuchte noch durch die Einwechslungen von Bruno Henrique und Borja Mayoral das Angriffsspiel zu beleben. Doch die Wolfsburger blieben wie das ganze Spiel über statisch und behäbig, ohne Enthusiasmus oder spielerischen Glanz, ohne eine einzige Chance herauszuspielen. Mayoral fiel nur noch durch eine unbeholfene Schwalbe auf. Leipzig baute seinen Rekord aus und blieb auch im siebten Bundesligaspiel nach dem Aufstieg ungeschlagen. Wolfsburg bleibt im unteren Tabellendrittel - dramatisch weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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