VfL Bochum:Erst entmachtet, dann beurlaubt

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Kein Draht mehr zu den Spielern: Robin Dutt. (Foto: Marius Becker/dpa)

Zweitligist VfL Bochum trennt sich von Robin Dutt. Der Trainer hatte nach dem 3:3 gegen Aufsteiger Wiesbaden seinen Rücktritt angeboten - auch weil die Mannschaft eigenmächtig die Taktik umgestellt hatte.

Von Ulrich Hartmann, Bochum/München

Am Montag ist Robin Dutt als Trainer des Fußball-Zweitligisten VfL Bochum beurlaubt worden, die Trennung hatte er am Samstag selbst angestoßen. Nach einem 3:3 gegen den SV Wehen Wiesbaden mit einer katastrophalen ersten Halbzeit (0:3) und einer Pausenansprache durch Sportdirektor Sebastian Schindzielorz legte die Mannschaft zwar eine Aufholjagd hin, aber nur, weil sie eigenmächtig die Strategie änderte. Anschließend stellte der verzweifelte Dutt seinen Rücktritt anheim. "Die Mannschaft wäre dem Trainer nach diesen Vorgängen und seinem öffentlichen Statement nicht mehr vorbehaltlos gefolgt", erklärte nun der Klub. Nach dem vierten Spieltag ist Dutt schon der zweite entlassene Trainer in der 2. Liga. Eine Woche nach der Beurlaubung von Daniel Meyer präsentierte Erzgebirge Aue am Montag den früheren Darmstädter Coach Dirk Schuster als neuen Trainer; in Bochum gibt es noch keinen Nachfolger.

Mit brüchiger Stimme hatte Dutt am Samstag unvermittelt gesagt, er danke "allen in Bochum für die Wertschätzung und dass mich niemand angezweifelt hat im Verein, bei den Fans und den Medien". Die Abgrenzung war ein Hinweis auf das Problem: sein Verhältnis zu einigen Spielern. In der ersten Hälfte lieferte eine fatalistische Mannschaft eine miserable Leistung. Dass die Halbzeitansprache der Sportdirektor hielt, verriet alles über Dutts Standing. "Es ist gut, wenn man so einen starken Sportdirektor an seiner Seite hat", sagte Dutt. Aber gut war an der Brandrede des Sportdirektors für den Trainer nichts. Das Team wurde zwar aufgerüttelt, doch Dutt wusste, dass ihm die Fäden entglitten waren. Darum stellte er seine Position in Frage. "Es hilft nichts, mit angezähltem Trainer in die nächsten Wochen zu gehen", sagte er. Am Montag sagte er, er habe die Zeit in Bochum "sehr genossen und finde es schade, dass es so früh schon geendet ist".

Torwart Manuel Riemann und Kapitän Anthony Losilla hatten nach der Pause beschlossen, die Spielweise zu ändern. Riemann gab zu: "Toto und ich haben auf dem Platz entschieden, dass wir umstellen, dass wir lange Bälle spielen und auf den zweiten Ball gehen." Man kann sich vorstellen, wie entnervt Dutt, einst erfolgreicher Trainer beim SC Freiburg und anschließend nicht mehr ganz so erfolgreicher Trainer bei Bayer Leverkusen und Werder Bremen sowie Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund und beim VfB Stuttgart, die zweite Hälfte beobachtete. Er sah eine Mannschaft, die macht, was sie will. Keines der drei Tore hatte eine erlösende Wirkung für ihn.

© SZ vom 27.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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