Einige Spieler des VfB Stuttgart verabschiedeten sich direkt nach dem 2:2 (0:1) bei Hannover 96 in den Urlaub. Von welchem Trainer sie nach ihrer Rückkehr betreut werden - das ist beim Zweitligisten die große Frage. Vorstandschef Thomas Hitzlsperger, Sportdirektor Sven Mislintat, Coach Tim Walter sowie dessen Co-Trainer wollten sich am Sonntag zu einer laut Mislintat "knallharten Analyse" der ersten Saisonhälfte treffen. "Der Ausgang ist komplett offen", sagte der Sportchef, es werde am Sonntag keine Entscheidung geben. Doch die Anzeichen verdichteten sich, dass Walters Entlassung nach nur einem halben Jahr bevorsteht. Als Nachfolger werden Markus Anfang (ehemals Köln) und Sandro Schwarz (zuletzt Mainz) gehandelt.
Eine Beurlaubung des selbstbewussten Trainers wäre für Mislintat und Hitzlsperger das Eingeständnis eines eigenen Fehlgriffs. Sie hatten Walter im Sommer aus Kiel verpflichtet, weil dessen mutige Idee vom Offensivfußball sinnbildlich für den VfB stehen sollte. Doch der Aufstiegsfavorit ist auf den Relegationsplatz gerutscht, drei Punkte hinter Herbstmeister Bielefeld und punktgleich hinter dem Hamburger SV. Zum Jahresabschluss profitierte der VfB zumindest davon, dass Bielefeld überraschend 0:3 bei St. Pauli verlor und auch der HSV in Darmstadt nur 2:2 spielte.
Stuttgart hat einen teuren Kader, der das Unterhaus dominieren müsste. Doch in fünf Auswärtspartien gab es zuletzt nur zwei Punkte, die spielerische Entwicklung stagniert. Der Auftritt im ersten Durchgang in Hannover war einer der schwächsten unter Walter. Nicolas Gonzalez (46.) und Silas Wamangituka (62.) drehten zwar das Spiel nach Hannovers 1:0 durch Marvin Ducksch (13.), doch Edgar Prib (74.) entriss dem VfB den Sieg. Dass Tim Walter am 29. Januar gegen den immer näher kommenden Tabellenvierten Heidenheim (3:1 gegen Osnabrück) noch im Amt sein wird, gilt als unwahrscheinlich.