VfB Stuttgart:Aufstieg des Klopp-Schülers

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Neue Heimat: Hannes Wolf ist jetzt Trainer beim VfB Stuttgart. (Foto: imago)

Mit Dortmunds Jugendcoach Hannes Wolf soll der VfB wieder erstklassig werden.

Von Freddie Röckenhaus, Dortmund

Fragt man in Dortmund nach Hannes Wolf, hört man schon seit Monaten, dass er das Zeug habe, eines Tages die Nachfolge von Thomas Tuchel anzutreten. Das raunen nicht nur die Trainingsgucker, diese Einschätzung teilen offenbar auch die Manager des BVB, Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc. Der erstaunlich anmutende Wechsel des Dortmunder A-Junioren-Trainers auf die Bank von Zweitligist VfB Stuttgart wird in Dortmund deshalb von vielen nur als Zwischenstopp betrachtet. Als erster Nachfolge-Kandidat für den BVB-Trainer Tuchel, falls es den in der Zukunft mal woanders hinziehen sollte, bleibt der 35-Jährige wohl im Rennen.

Dass Wolf auf der Liste von VfB-Manager Jan Schindelmeiser ganz oben stand, ist deshalb nicht verwunderlich. Wolfs Geschichte ähnelt jener von Thomas Tuchel oder von Julian Nagelsmann, die ebenfalls zunächst Jugend-Titel gewannen, Tuchel in Mainz, Nagelsmann in Hoffenheim, ehe sie in den Profibetrieb wechselten. Wolf hat sogar noch ein wenig mehr zu bieten: Dreimal in Serie wurde er zuletzt mit dem BVB-Nachwuchs deutscher Meister, zweimal mit der U17, also dem B-Junioren-Jahrgang, und in diesem Sommer mit der U19.

Beim BVB fragen die Fans, ob Wolf eine Rückholklausel hat

Wie Tuchel und Nagelsmann hatte auch Wolf früh mit der aktiven Laufbahn aufhören müssen. Allerdings auf niedrigerem Niveau. Entdeckt für den BVB wurde der gebürtige Bochumer, der fast ausschließlich für Dortmunder Klubs spielte, 2009 vom früheren BVB-Trainer Jürgen Klopp. Nicht auf dem Fußballplatz, sondern auf einer Sportlergala, auf der Wolf als "Amateurfußballer des Jahres" ausgezeichnet wurde. Ehrengast Klopp war von der selbstbewussten, eloquenten Art des Geehrten so begeistert, dass er seine Chefs Watzke und Zorc am nächsten Tag aufforderte, Wolf zum BVB zu holen. Der sei ein herausragendes Talent. Das mag damit zu tun gehabt haben, dass Klopp sich in dem damals 28-Jährigen wiedererkannte.

Als Fußballer hieß es in Dortmund von Wolf, dass er talentiert genug sei für die Bundesliga. Aber es fing damit an, dass er als Jugendlicher eben nicht im BVB-Nachwuchs spielte, sondern beim ewigen Zweiten im Dortmunder Jugendfußball, bei Eintracht Dortmund. Deren B-Junioren spielen derzeit in der Bundesliga West, auch BVB-Präsident Reinhard Rauball stammt von der Eintracht, Lars Ricken spielte zunächst ebenfalls dort. Für Wolf war der Nachteil: Aufmerksamkeit bekommt man nur beim BVB. Über den kleinen TuS Iserlohn kam er letztlich noch beim 1. FC Nürnberg an. Sein Trainer, Klaus Augenthaler, setzte ihn zwar nur in der Oberliga-Elf ein, wollte ihn aber bald befördern. Wolf handelte sich jedoch einen Pfeifferschen-Drüsen-Virus ein, der ihm auf die Muskulatur schlug. Er nahm dies zum Anlass, die Profiambitionen zu streichen, nach Dortmund zurückzukehren und Sportwissenschaften zu studieren: "Mir war es das nicht wert, auf ein Studium zu verzichten, wegen der nur noch vagen Aussicht, es im Profifußball zu packen."

Nebenbei übernahm er mit 25 Jahren den Job des Spielertrainers beim Bezirksligisten ASC Dortmund. Die Mannschaft stieg zwei Mal auf. Dann kam Klopp. Zuerst trainierte Wolf die U23 des BVB in der Regionalliga, dann die Junioren, mit Talenten wie Felix Passlack oder Christian Pulisic. Wolf hat mit seiner bodenständigen und zugleich mitreißend modernen Art schnell den ganzen Klub für sich eingenommen. BVB-Fans scherzen deshalb bereits, ob Wolf nur wegen einer eingebauten Rückholklausel gehen durfte. Was das für Stuttgart bedeutet, wird sich zeigen.

Viele in Dortmund haben Wolf abgeraten, sich gleich einen so schwierigen Klub anzutun. Zumal von Wolf nichts als der sofortige Aufstieg erwartet wird, für den der VfB - noch ohne ihn - mit dem 2:0 gegen Braunschweig die Basis verbesserte. Trotzdem kann man es sich auch leichter machen.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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