US Open:Nur nicht nachdenken

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Die Rumänin Simona Halep trifft am Montag bei den US Open auf Maria Scharapowa. (Foto: John Minchillo/AP)

Simona Halep muss vor dem Start der US Open zahlreiche Fragen beantworten: nach dem möglichen Turniergewinn, nach dem möglichen Aufstieg zur weltbesten Spielerin, nach der Partie gegen Maria Scharapowa in der ersten Runde.

Von Jürgen Schmieder, New York

Am 8. September, kurz vor dem Finalwochenende bei den US Open, da wird der Dokumentarfilm "Winning" im Cinepolis Chelsea zum ersten Mal gezeigt, danach wird er eine Woche lang fünf Mal pro Tag in diesem Kino in Manhattan zu sehen sein. Die Turnerin Nadja Comaneci, der Leichtathlet Edwin Moses, die Tennisspielerin Martina Navratilova, der Golfer Jack Nicklaus und Paralympiasiegerin Esther Vergeer erklären darin, wie sie das gemacht haben mit dem Gewinnen.

Simona Halep will sich diesen Film ansehen, bei der Premiere sogar - doch nur ganz böse Menschen werden nun behaupten, dass sie das deshalb tut, weil sie sich dadurch ein paar Tipps erhofft, endlich ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen und auf Platz eins der Weltrangliste geführt zu werden. "Nein, diesen Druck mache ich mir nicht mehr", sagte sie am Samstagnachmittag: "Ich war ein paar Mal ziemlich nah dran und habe deshalb viel zu oft darüber nachgedacht. Das hat mir nicht gut getan, deshalb versuche ich, das komplett auszublenden."

Natürlich wurde sie am Samstag zum möglichen Turniergewinn befragt ("Man sieht an den Resultaten der vergangenen Turniere, dass mittlerweile zahlreiche Spielerinnen gewinnen können - ich bin nur eine von vielen.") und auch zum möglichen Aufstieg zur weltbesten Spielerin ("Das können bei diesem Turnier acht Akteurinnen schaffen, also mache ich mir da keinen Stress."), aber natürlich ging es auch um diese Partie in der ersten Runde. Halep trifft auf Maria Scharapowa, die aufgrund ihrer Dopingsperre in der Weltrangliste weit abgerutscht ist und zur Teilnahme an den US Open eine Wild Card benötigte - und die in sechs Partien bislang noch nie gegen Halep verloren hat.

Im Finale der French Open führte Halep bereits 6:4, 3:0 - und verlor dennoch

"Es war ein paar Mal ziemlich knapp, deshalb würde ich die Bilanz nun gerne verbessern", sagte Halep: "Ich tue mich schwer gegen sie, weil sie riskant und aggressiv spielt - vor allem aber glaube ich, dass ich selbst bislang in den entscheidenden Momenten meine Chancen nicht genutzt habe." Allerdings liege die letzte Partie gegen Scharapowa auch zwei Jahre zurück: "Ich glaube, dass ich mich entwickelt habe. Ich habe zahlreiche enge Partien absolviert und habe nun mehr Erfahrung darin. Ich bin jetzt eine andere Spielerin, weil ich mir selbst keinen Druck mehr mache. Ich denke nicht mehr darüber nach, was passieren könnte."

Nicht nachdenken, keinen Druck verspüren - das kling freilich nach Sportlerfloskel, doch Halep scheint das wirklich ernst zu meinen: "Es war nicht einfach, diesen Punkt zu erreichen, man legt da nicht einfach einen Schalter um. Ich habe drei Mal die Gelegenheit verpasst, da habe ich gesagt: Genug ist genug. Ich habe lange darüber nachgedacht, etwas zu verändert, doch nun sage ich: Wenn ich es verdiene, dann werde ich es auch schaffen. Falls nicht, dann eben nicht. Mit dieser Einstellung lebt es sich viel besser."

Genau das hat ihr übrigens auch Nadja Comaneci gesagt, die nun ebenfalls in New York ist - wegen des Films, aber auch wegen Simona Halep. "Man erreicht großartige Sachen nicht deshalb, weil andere sie von einem erwarten", sagt Comaneci: "Ich habe auch Tage erlebt, an denen einfach alles schief gelaufen ist. Die muss man jedoch vergessen." Halep dürfe etwa nicht mehr an diese Niederlage im French-Open-Finale gegen Jelena Ostapenko denken, bei der sie bereits 6:4, 3:0 geführt und dennoch verloren hatte: "Sie wird sicherlich ein Grand-Slam-Turnier gewinnen und die Nummer eins der Welt werden. Nicht weil es die Leute erwarten, sondern weil sie es drauf hat."

Sie haben die Premiere von "Winning" übrigens kürzlich um einen Tag nach hinten verschoben, von Donnerstag auf Freitag. Dass der neue Termin daran liegt, dass Simona Halep am Donnerstag möglicherweise das Halbfinale bei den US Open spielen muss und deshalb nicht kommen könnte, ist allerdings nur ein Gerücht.

© SZ vom 27.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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