US-Meisterschaft:Patriotische Verwirrung im Baseballstadion

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James Taylor singt im Bostoner Fenway Park die amerikanische Nationalhymne. (Foto: dpa)

Bei den ersten Heimspielen der Boston Red Sox um die amerikanische Baseball-Meisterschaft sorgen zwei Musikauftritte für Aufregung. James Taylor bringt zwei patriotische Lieder durcheinander und ein singender US-Marine trägt die falsche Uniform.

Von Martin Anetzberger

Der Stadionsprecher kündigte James Taylor mit lauter Stimme an, mehr als 20 Sekunden lang dauerte die Eloge : "Wir heißen den Sänger unserer Nationalhymne willkommen." Dann zählte er all die Erfolge des amerikanischen Liedermachers auf: Grammy-Gewinner, Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame, ein Mann, bekannt und geliebt in der ganzen Welt. Taylor stand währenddessen fast ein wenig peinlich berührt am Schlagmal des Bostoner Fenway Parks und wartete darauf, bis er endlich lossingen durfte. So weit, alles noch ganz normal.

Die "Star-Spangled Banner" ist für US-Bürger im Alltag wesentlich präsenter als die Nationalhymne in der Bundesrepublik. Die Amerikaner stellen ihren Patriotismus gerne zur Schau, nicht nur wie in Deutschland bei wichtigen Staatsakten oder Sportveranstaltungen, sondern zum Beispiel auch vor Unterrichtsbeginn an Schulen. Es gibt sogar eine gesetzliche Regelung dafür, wie sich ein Amerikaner während des Abspielens der Hymne zu benehmen hat.

Natürlich durfte das Lied deswegen auch nicht fehlen, als die Boston Red Sox und die St. Louis Cardinals im zweiten Finalspiel um die amerikanische Baseball-Meisterschaft aufeinander trafen. Und der gebürtige Bostoner James Taylor sollte es singen - vor mehr als 38.000 Zuschauern.

Mit einer etwas leiseren Stimme als der Stadionsprecher und seiner Akkustik-Gitarre setzte er an: "Oh beautiful...", säuselte er ins Mikrofon. Halt, da stimmte etwas nicht. Die "Star-Spangled Banner" beginnt zwar auch mit einem "Oh", danach folgt aber: "say can you see..." Vielleicht lag dieser Textfehler daran, dass Taylor ob der patriotischen Bürde dann doch etwas nervös war.

Viel näher liegt aber eine andere Erklärung: Taylor hatte eine Doppelbuchung an dem Abend. Nach der Hälfte des siebten Innings - so heißen die Spielabschnitte im Baseball - sollte er noch ein zweites Mal singen. Diesmal stand das ebenfalls patriotische Lied "America the beautiful" auf dem Programm, um der Opfer des Anschlags auf den Boston-Marathon zu gedenken. Und wie der Titel schon erahnen lässt, dieses Stück beginnt tatsächlich mit: "Oh beautiful...". Da hatte wohl einer einfach etwas durcheinander gebracht.

Ausnahmsweise in der Uniform der US-Marines

Schon beim ersten Duell der Finalspiele hatte es Verwirrung um den Auftritt eines Sängers gegeben. Dan Clark intonierte in der Uniform des Marine Corps den natürlich patriotischen Song "God Bless America". Der Stadionsprecher kündigte ihn als pensionierten Unteroffizier an, das Gleiche stand in der Bauchbinde des Fernsehsenders Fox. Dem Bericht der US-Seite deadspin.com zufolge hätte er dafür allerdings 20 Jahre bei den Marines dienen müssen. Bei Clark war das aber nur zwischen 1980 und 1984 der Fall gewesen.

Der in Amerika als "The Singing Trooper" bekannte Clark ist in Wahrheit ein pensioniertes Mitglied der Massachusetts State Police und tritt normalerweise auch in deren Uniform auf. Für diesen Tag hatte er allerdings eine Ausnahmegenehmigung, wie deadspincom einen Sprecher des Marine Corps zitiert. Es sei wegen des Government Shutdowns und der Sparmaßnahmen der Regierung seit Monaten die erste Großveranstaltung gewesen, an der das Corps habe teilnehmen können.

Nach zwei Heimspielen der Boston Red Sox - in der Best-of-Seven-Serie steht es übrigens 1:1 - nun haben am Samstag die Cardinals zum ersten Mal Heimrecht. Dann sind sie an der Reihe, ihre patriotischen Kompetenzen unter Beweis zu stellen.

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