Untersuchung der Fifa:Bericht zur WM-Vergabe wird erst 2014 fertig

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Fifa-Präsident Sepp Blatter bei der Exekutivsitzung vergangene Woche in Zürich (Foto: AFP)

Der Weltfußballverband Fifa untersucht derzeit die Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022. Ergebnisse wird es allerdings frühestens 2014 geben. Die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Europaparlament nimmt indes die Fifa in die Pflicht wegen der offenbar menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen in Katar.

Der Amerikaner Michael Garcia, Chefermittler der Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes Fifa, hat die Hauptverantwortung bei seinen Untersuchungen der WM-Vergaben 2018 an Russland und 2022 an Katar an seinen Stellvertreter Cornel Borbely aus der Schweiz übergeben. Das gab die untersuchende Instanz in einer Pressemitteilung bekannt. Damit will Garcia anscheinend dem Vorwurf möglicher Interessenkonflikte entgegentreten.

Bei der WM-Vergabe am 2. Dezember 2010 in Zürich waren die USA im entscheidenden vierten Wahlgang bei der Abstimmung im Fifa-Exekutivkomitee mit 8:14 Stimmen an Katar gescheitert. Das ermittelnde Gremium des Fifa-Ethik-Komitees unterstrich auch nochmals, dass es weder über die Austragungsstätte noch den Termin der WM-Endrunde zu entscheiden habe. Derzeit wird über die Verlegung der WM 2022 in Katar vom Sommer in den Winter diskutiert. Eine Entscheidung fällt aber erst nach der WM 2014 in Brasilien.

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Der Weltfußball wankt unsicheren Zeiten entgegen: Die heiklen Fragen um die WM 2022 in Katar werden im Machtkampf der Verbandsbosse Blatter und Platini zunehmend instrumentalisiert. Aus dem Platini-Lager sorgt jetzt die Idee, eine EM mit Mannschaften aus Südamerika auszurichten, für Aufsehen.

Von Thomas Kistner

"Unsere Rolle ist es, in diesem und jedem anderen Fall, die mögliche Verletzung des Fifa-Ethik-Codes durch Fußball-Offizielle zu untersuchen", hieß es in der Erklärung. Dabei werde allen Anschuldigungen unter Einbeziehung der möglichen Beweise nachgegangen. Außerdem wurden alle Personen, die relevante Informationen beisteuern können, aufgefordert, sich sofort zu melden. Den sogenannten "Whistleblowern" wurde nochmals die laut Fifa-Ethik-Code zugesicherte Anonymität bei besonderen Umständen garantiert.

Die WM 2022 steht auch in der Kritik, weil auf den Baustellen offenbar menschenunwürdige Arbeitsbedingungen herrschen. Dies ruft immer mehr Kritiker auf den Plan. In der WDR-Sendung sport inside nahm nun Barbara Lochbihler, Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses im Europaparlament, vor allem die Fifa in die Pflicht. ""Die Fifa hat es versäumt, schon bei der Vergabe der WM konkrete Verbesserungen zu erreichen. Deshalb fordere ich die Fifa nun auf - wenn sie es denn mit dem Schutz der Arbeitnehmer ernst meint - konsequent nachzuhalten und sich einen Bericht mit Informationen geben zu lassen, was in Katar denn konkret gemacht wurde", sagte die Grünen-Politikerin.

Der Bauboom im Emirat am Persischen Golf, das hatte die englische Tageszeitung Guardian berichtet, habe zu einer katastrophalen Lage vor allem der nepalesischen Gastarbeiter und 44 Toten binnen kürzester Zeit geführt. Der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) hatte vorausblickend bereits von einer "mit 4000 Toten bezahlten WM" gesprochen und erneuerte seine Kritik nun nochmals.

"Die Fifa muss mehr machen, als nur Reden zu halten. Wir wissen, dass der Verband einen beträchtlichen Einfluss in der Welt hat, und den muss er nutzen und Katar dazu zwingen, sich des Problems anzunehmen", sagte IGB-Direktor Tim Noonan: "Und wenn sich Katar weigert, muss die Fifa die WM 2022 neu vergeben."

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