Unterhaching:Angegriffener Wirt

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Die vergangenen drei Heimspiele der SpVgg endeten allesamt 0:0 - auch Jim-Patrick Müller musste sich über vergebene Torchancen ärgern. (Foto: Sven Leifer/imago)

Der SpVgg ist die DFB-Pokal-Teilnahme traditionell wichtig. Sie beklagt vor dem bayerischen Halbfinale eine Reihe von Verletzten und Kranken.

Von Christoph Leischwitz

Am Unterhachinger Sportpark verzichten sie zurzeit darauf, sich die Hand zu geben, "die Begrüßung ist auf Augenkontakt reduziert", sagt Trainer Claus Schromm. Das liegt allerdings nicht an einer schlechten Stimmung, sondern an akuter Ansteckungsgefahr. Mittlerweile liegen schon fünf Spieler mit einem bakteriellen Infekt flach, da sei es schon fast eine gute Nachricht, sagt Schromm, dass es zuletzt Josef Welzmüller erwischte. Denn der ist aktuell sowieso noch verletzt. Präsident Manfred Schwabl sagt, man werde schon noch irgendwie elf Spieler zusammen bekommen für das Verbandspokal-Halbfinale an diesem Dienstagabend gegen die Würzburger Kickers. Galgenhumor. Wobei, Schromm nimmt den Spruch mittlerweile ziemlich ernst. Wer weiß schon, welche Inkubationszeit dieser Infekt hat.

Die fiesen Bakterien haben sich in der SpVgg Unterhaching einen ohnehin schon angegriffenen Wirt ausgesucht. Die seit Februar anhaltende sportliche Krise lässt sich zu einem großen Teil auf die Verletzung von Stammspielern zurückführen und ergo auch darauf, dass der Trainer immer wieder improvisieren musste. "So etwas habe ich in dem Ausmaß noch nicht erlebt", sagt dieser über den aktuellen Personalmangel. Vorzuwerfen habe man sich angesichts der vielen Verletzten auch nichts, es handele sich um sehr unterschiedliche Diagnosen, um viele langwierige Probleme. Am vergangenen Samstag, bei der in dieser Höhe eher unangemessenen 0:4-Niederlage beim Karlsruher SC, kam dann noch das 19-jährige Talent Alexander Kaltner dazu: Nach über einem halben Jahr Pause wegen einer Knieverletzung verletzte er sich nach zwei Minuten Einsatzzeit am anderen Knie, er soll am Dienstag operiert werden.

Das letzte Tor schossen die Hachinger am 4. März

Die SpVgg Unterhaching war als Tabellenfünfter und als beste bayerische Mannschaft der dritten Liga in die Winterpause gegangen, in der Rückrundentabelle sind sie Vorletzter. Das letzte Tor schossen die Hachinger am 4. März. Gegen Würzburg. "Das war natürlich Teil der Videoanalyse", sagt Schromm, nicht nur aus psychologischen Gründen. Das damalige 1:0 war auch eines von wenigen Spielen in den vergangenen Wochen, bei denen die Mannschaft auch passabel spielte.

Ein Funken Selbstvertrauen ist noch da. Egal, wer dann letztlich am Dienstag auf dem Feld steht, die Taktik werde nicht nach dem Gegner ausgerichtet, sondern nach dem eigenen Können. Und es gehöre nicht zur Unterhachinger Mentalität, "sich hinten reinzustellen, zu zittern und zu bibbern", sagt Schromm.

Natürlich wird auch in Unterhaching niemandem etwas geschenkt, und doch gehen hier die Uhren ein wenig anders. Claus Schromm sitzt nach wie vor fest im Sattel, einerseits. Andererseits sind die kommenden beiden Partien richtungsweisend: "Jeder in Unterhaching weiß, wie wichtig uns der DFB-Pokal immer war", sagt Schromm. Die Hauptrunde hat den Hachingern immer wieder positive Schlagzeilen und stets benötigte Zusatzeinnahmen beschert. Der Sieger des Toto-Pokals ist automatisch für sie qualifiziert, und der Weg in den DFB-Pokal über die Platzierung in der Liga ist für die SpVgg nicht mehr erreichbar - mindestens Rang vier ist dafür nötig. Stattdessen muss Schromm nach unten schauen: Am Sonntag steht das Heimspiel gegen den FSV Zwickau an, bei einer Niederlage wäre man endgültig im Abstiegskampf angekommen.

Am Montag informierte der Verein indes noch einmal darüber, dass die Drittliga-Jahreskarten an diesem Dienstag keine Gültigkeit haben. Aber vielleicht ist das ja ein gutes Omen.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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