Union Berlin:99 Prozent sind keine 100

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Zuverlässiger Lieferant: Unions Torschütze Cedric Teuchert feiert mit Vorlagengeber Max Kruse (rechts). (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Stürmer Max Kruse verändert den Spielstil seiner Mannschaft, die als Tabellensiebter so gut dasteht wie noch nie - und plötzlich dort, auf einem möglichen Europa-League-Platz, wo der strauchelnde Stadtrivale Hertha BSC hin will.

Der Lebemann Max Kruse und Union Berlin, der Arbeiterverein aus Köpenick - da haben sich offensichtlich Zwei gefunden. Der 32 Jahre alte Bundesliga-Rückkehrer war beim 3:1 (0:0)-Sieg am Montagabend in Hoffenheim der gefeierte Mann. Kruse verhilft den Berlinern zu Toren und zu bisher ungewohnter spielerischer Klasse. Trainer Urs Fischer hätte seinen Matchwinner am liebsten gar nicht mehr losgelassen, der Schweizer drückte seinen Stürmer nach dem Abpfiff ausgiebig. Als Tabellensiebter steht Union so gut da wie noch nie - und plötzlich dort, auf einem möglichen Europa-League-Platz, wo der strauchelnde Stadtrivale Hertha BSC hinwill.

Union hat nun sogar gute Aussichten, sein Punktepolster am Samstag gegen Aufsteiger Bielefeld weiter aufzubessern. Kruse könnte dafür ein wichtiger Garant sein: "Max ist auf dem richtigen Weg. Ich glaube, er ist noch nicht da, wo er hin will, aber er arbeitet daran", sagte Fischer nach dem fünften Spiel ohne Niederlage in Serie und dem bisher höchsten Auswärtssieg für Union im Oberhaus. Kruse verschwand 2019 nach seinem Wechsel von Werder Bremen zu Fenerbahçe Istanbul vom Bundesliga-Radar. In der Türkei war er lange verletzt, nach einem Gehaltsstreit kehrte er schließlich nach Deutschland zurück.

Mit privaten Eskapaden hatte der frühere Nationalspieler des öfteren für Schlagzeilen gesorgt - gegen Hoffenheim zeigte er, dass er immer noch ein ausgezeichneter Fußballer ist. Mit einem cool verwandelten Foulelfmeter zum 1:0 (60.) und mit zwei Torvorlagen in der Schlussphase glänzte Kruse im leeren Stadion. "Er hat brutale Erfahrung und bringt Ruhe rein", lobte Kollege Sebastian Griesbeck.

Die Eisernen haben ihre bisher schlichte, aber oft effektive Spielweise im zweiten Erstliga-Jahr auch ihrem Zugang Kruse angepasst. Fischer vermied die gerne verwendete Floskel vom "Unterschiedsspieler", er drückte es so aus: "Ich glaube, er alleine macht den Unterschied nicht. Er braucht auch Mitspieler, um den Unterschied zu machen. Aber natürlich hat man beim 2:1 und 3:1 die Qualität von Max gesehen."

Kruse bereitete die siegbringenden Treffer von Joel Pohjanpalo (85.) und Cedric Teuchert (90.+4) vor. Zwischenzeitlich sorgte Munas Dabbur in Unterzahl für das 1:1 (80.) der Hoffenheimer, bei denen Robert Skov vor dem Kruse-Strafstoß eine umstrittene rote Karte gesehen hatte. Das 3:1 legte Kruse Teuchert bemerkenswert selbstlos auf: "Wenn ich selbst schieße, dann ist er zu 99 Prozent drin. Wenn ich rüberlege, sind es 100 Prozent", erklärte er später bei DAZN: "Wir sind Teamsportler und wollen zusammen gewinnen."

© SZ vom 04.11.2020 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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