Boxen:Fury schrammt knapp an einer Blamage vorbei

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Ein ungewohntes Bild: Tyson Fury geht nach einer Konter-Linken des Ex-UFC-Kämpfers Francis Ngannou in der dritten Runde zu Boden. (Foto: Justin Setterfield/Getty Images)

Der Schwergewichtsweltmeister gewinnt nur hauchdünn nach Punkten gegen den Ex-UFC-Kämpfer Francis Ngannou. Dieser boxt Fury sogar zu Boden - und sieht sich selbst als Sieger.

Schwergewichtsweltmeister Tyson Fury hat einen Boxkampf gegen den früheren UFC-Kämpfer Francis Ngannou nur hauchdünn nach Punkten gewonnen - und sich dementsprechend fast blamiert. Vor den Augen von Fußballer Cristiano Ronaldo und Musikern wie Eminem und Kanye West sahen zwar zwei Kampfrichter den ungeschlagenen Briten am Samstag im saudi-arabischen Riad knapp vorn, einer jedoch entschied sich für den 37-jährigen Ngannou (96:93, 95:94, 94:95). "Das war definitiv nicht geplant", sagte Fury nach dem Kampf. Ngannou habe ihm "hier den Kopf abgeschlagen". "Das war einer der unangenehmsten Kämpfe für mich in den letzten Jahren", sagte Fury anerkennend.

Fury fand gut hinein in den Kampf, es war ihm aber anzusehen, dass er sich an den unorthodoxen Stil des französischen Kameruners erst gewöhnen musste. Ngannou ist schließlich kein klassischer Boxer: Als UFC-Kämpfer durfte und musste er die verschiedenen Mixed-Martial-Arts-Richtungen vereinen. Er war also kein klassischer Boxer, sondern trainierte parallel stets Ringen und Wrestlen, auch harte Kicks gehörten zu seinem Repertoire. Gegen Fury war er nun rein auf seine Fäuste zurückgeworfen - und schaffte in der dritten Runde schaffte Ngannou tatsächlich, was viele für unmöglich gehalten hatten: Er streckte Fury mit einem linken Haken nieder. Dieser schaute sichtlich überrascht drein, konnte sich von dem Konterschlag aber schnell erholen. Tatsächlich hält Ngannou aktuell den Rekord für den härtesten Schlag der Welt - allerdings mit seiner Rechten. "Francis ist ein besserer Boxer, als wir alle gedacht haben", musste selbst der Schwergewichtsweltmeister zugeben.

Fury war als klarer Favorit in den Kampf gegen Ngannou gegangen. Im Vorfeld sprach der 35-Jährige gar davon, sein Gesicht im Falle einer Niederlage "nie wieder in der Öffentlichkeit zeigen zu können". Schließlich hatte Ngannou zuvor nie nach herkömmlichen Boxregeln gekämpft - holte sich für das Duell aber die Box-Legende Mike Tyson in sein Trainerteam. Furys Schwergewichts-WM-Titel des Verbands WBC stand bei dem Kampf jedoch nicht auf dem Spiel.

Für viele Box-Fans waren Furys große Probleme eine Überraschung, gerade Mixed-Martial-Arts-Fans sahen gar Ngannou als Sieger - auch wegen des einzigen Knock-Downs des Kampfes und weil er Fury mehr beschädigte als dieser Ngannou. "Dass ich nicht gewonnen habe, überrascht mich", sagte dieser jedoch im Anschluss an den Kampf gegenüber dem Reporter Brett Okamoto von ESPN. "Ich wusste: Wenn die Ringrichter diesen Kampf bewerten, gewinne ich nicht. Nicht weil ich nicht gut war, sondern weil ich der neue Typ im Haus bin." Es gebe nunmal gewachsene Strukturen in diesem Sport, und man müsse viel tun, um die zu zerstören. Er sei sehr, sehr glücklich und habe in dem Kampf viel über den Sport gelernt. Aber er habe nicht erwartet, zu gewinnen, wenn es zu einer Entscheidung nach Punkten komme. "Und wenn er ehrlich ist, sagt er auch, dass ich den Kampf gewonnen habe", so Ngannou in Richtung Fury. "Ich habe diesen Kampf gewonnen."

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