Turnen:Turner Fahrig will im Sprung-Finale «Vollgas» geben

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Montpellier (dpa) - Nach einer unruhigen Nacht war bei Matthias Fahrig der Ärger über die verpatzte Medaillenchance am Boden schon fast wieder verraucht.

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Montpellier (dpa) - Nach einer unruhigen Nacht war bei Matthias Fahrig der Ärger über die verpatzte Medaillenchance am Boden schon fast wieder verraucht.

Im Anschluss an den Wettkampf hatte er noch frustriert gebrüllt, dass ihm das Sprung-Finale „scheißegal“ sei - am Freitag konzentrierte er sich beim Training bei der Turn-Europameisterschaft in Montpellier voll auf sein „Zweitgerät“.

Mit Platz acht am Sprungtisch hatte er den Totalabsturz der Deutschen verhindert: Noch nie in der 60-jährigen EM-Geschichte waren sie ohne einen Finalplatz geblieben. Doch Fahrig wollte sich über die Verlängerung dieser Serie und seine unverhoffte Endkampf-Möglichkeit zunächst gar nicht freuen. Die Chancen auf einen Podestplatz am Boden schienen im Vorfeld ungleich besser.

„Im Training lief es super. Gefühlte hundertmal ist mir die Boden-Übung gelungen. Aber Wettkampf ist Wettkampf, das kannst du nicht trainieren“, meinte Fahrig, nachdem ihm so gut wie keine seiner Topschwierigkeiten gelang und er sogar zweimal stürzte. Noch beim Challenge Cup in Cottbus hatte Fahrig als Zweiter glänzen können.

Nachdem die Bodenpleite aus dem Kopf dann aber verdrängt war, schaute Fahrig nach vorn. „Ich werde die Arschbacken zusammenkneifen und Vollgas geben“, kündigte er an. Da er am Sonntag als erster Turner an den Sprungtisch muss, wird er aber nicht wie angekündigt taktieren können. Er kann nur volles Risiko gehen, um seinen achten Platz noch zu verbessern. Eine Medaille scheint jedoch wegen der höheren Schwierigkeiten der Konkurrenten außer Reichweite.

Dass nun ausgerechnet der in der Vergangenheit schon zweimal wegen Disziplinlosigkeiten aus dem Team suspendierte Fahrig zu den Hoffnungsträgern von Cheftrainer Andreas Hirsch gehört, hängt auch mit dem Schwächeln der zweiten Reihe zusammen. Mit einer Vielzahl von Unsicherheiten konnte sich keines der fünf anderen Riegen-Mitglieder nachdrücklich für die WM Ende Oktober in Glasgow empfehlen. Nur die besten acht Teams erreichen dort die direkte Olympia-Qualifikation. Angesichts des in Montpellier gezeigten „Sturzfestivals“ dürfte sich der Optimismus nun in Grenzen halten. „Für einige Fehler habe ich absolut keine Erklärung“, zweifelte Hirsch.

Natürlich kann der „Chef“ davon ausgehen, dass mit Fabian Hambüchen und Andreas Toba, die bei den Europaspielen in Baku starten werden, die Riege gravierend an Qualität gewinnt. Dicke Fragezeichen stehen aber hinter den Namen der verletzten Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider, die in den kommenden Monaten um den Anschluss kämpfen wollen.

Fahrig indes hat seine Zeit bei der Bundeswehr gut getan. Er gönnt seinem Körper jetzt auch mal Ruhepausen und ist voll fixiert auf den Sport. Die Zeiten nächtlicher Eskapaden scheinen der Vergangenheit anzugehören. Fahrig gibt sich abgeklärter, fast geläutert. Doch sein Image, dass er eben nicht der „liebe Junge ist, der in der Ecke sitzt und nichts sagt“, pflegt er weiter. Der Sohn eines Kubaners mit dem krausen schwarzen Haar will seine Chance nutzen. Zum Abschluss seiner Karriere könnte er in Rio seine zweiten Olympischen Spiele nach 2004 erleben.

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