Stuttgart (dpa) - Die Trennung von Freundin Caroline, die Aufgabe der gemeinsamen Wohnung in Köln und die Rückkehr nach Wetzlar. Es waren aufregende Wochen für Turnstar Fabian Hambüchen. Doch gewohnt gelassen und professionell geht er mit den Ereignissen um.
„Das Thema ist durch“, sagte Single Hambüchen. Und man spürt, dass das Ende der Beziehung keine tiefen Wunden hinterlassen hat. Die Praxis-Prüfungen an der Sporthochschule Köln hat er inzwischen mit Erfolg hinter sich gebracht und dabei seine Ausdauerwerte erhöht, was ihm in seinen anstrengenden Top-Übungen zu Gute kommen wird.
„Bei der Leichtathletik bin ich durchgekommen, das war wichtig. Bei Gymnastik und Tanz muss es sogar richtig gut gewesen sein“, meinte der Olympia-Zweite, obwohl die endgültigen Noten noch nicht vorliegen. Auf jeden Fall hat er jetzt den Kopf wieder frei für das Turnen. Nach langer Wettkampfpause seit der EM in Sofia will er am Wochenende bei den Meisterschaften in Stuttgart die ersten Früchte der harten Arbeit der letzten Wochen ernten. „Auf jeden Fall will ich den Mehrkampf-Titel. Und wenn es dann an einzelnen Geräten gut läuft, steuere ich weitere Sachen an“, nannte er als Ziel für die entscheidende Qualifikation der Turner für die Weltmeisterschaften im chinesischen Nanning vom 3. bis 12. Oktober.
Dass er die gemeinsame Wohnung mit Caroline in Köln aufgegeben hat und jetzt wieder am Rand von Wetzlar wohnt, hat sich für das Training bei Vater Wolfgang positiv ausgewirkt. Im einem sogenannten Lern-Semester will Hambüchen, der Sport-Marketing und -Kommunikation an der Sporthochschule studiert, in den kommenden Monaten die drei wegen des Terminstress' bislang aufgeschobenen Prüfungen nachholen.
Daher kann er in den kommenden Monaten viel zu Hause lernen, muss nicht ständig nach Köln reisen. Sollte ein Aufenthalt in der Rheinmetropole nötig werden, nutzt er künftig ein Zimmer bei seinem Onkel. „Die Hochschule kommt mir in allen Fragen sehr entgegen“, sagte Hambüchen und bekannte sich zur dualen Karriere auch auf dem Weg nach Rio zu Olympia 2016.
Der gefährlich aussehende Sturz im EM-Finale von Sofia hat den Reck-Spezialisten ein wenig zum Umdenken bewegt. „Wir haben gelernt, dass man Epke Zonderland nicht mit seinen eigenen Waffen besiegen kann“, meinte Vater und Coach Wolfgang Hambüchen. „Diese Varianten des Kovacs-Flieger kann nur Epke“, fügte er hinzu. Daher will sein Sohn nun wieder exakt die Top-Übung von Antwerpen in Angriff nehmen, mit der er im Vorjahr bei der WM nur dem überragenden Niederländer der Vortritt lassen musste. „Wenn wir dann noch an der Ausführung arbeiten, sind ein paar Zehntel mehr drin“, meint Vater Hambüchen.
Auch an anderen Geräten hat Fabian Hambüchen neue Schwierigkeiten eingebaut und gilt erneut als haushoher Favorit auf den Titel im Mehrkampf. Es wäre sein achtes Allround-Gold seit 2005. Nur 2010 und 2011, als Hambüchen wegen Verletzungen keine Mehrkämpfe bestreiten konnte, musste er Marcel Nguyen und Philipp Boy die Titel überlassen. „Er wird auch diesmal niemanden unterschätzen. Marcel Nguyen hat gute Potenzen, wenn er seine Übungen durchbringt. Und wir wünschen ihm, dass er bis zur WM in Nanning wieder richtig fit ist. Das wäre wichtig für Mannschaft“, sagte Wolfgang Hambüchen.