Turnen:Hambüchen holt mit großer Reck-Show WM-Silber

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Antwerpen (dpa) - Sein Urschrei ging diesmal in der stimmungsvollen Kulisse unter, mit erhobenen Fäusten feierte Fabian Hambüchen nach einer großen Reck-Show bei den Turn-Weltmeisterschaften in Antwerpen die Silbermedaille.

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Antwerpen (dpa) - Sein Urschrei ging diesmal in der stimmungsvollen Kulisse unter, mit erhobenen Fäusten feierte Fabian Hambüchen nach einer großen Reck-Show bei den Turn-Weltmeisterschaften in Antwerpen die Silbermedaille.

Nach Gold in Stuttgart 2007 und Bronze in Rotterdam 2010 holte der 25 Jahre alte Wetzlarer seine dritte Reck-Medaille bei Weltmeisterschaften und unterstrich im Sportpaleis vor 9000 Zuschauern mit 15,933 Punkten seine Extra-Klasse. Es war die insgesamt 22. Medaille des erfolgreichsten deutschen Turners bei Olympia, WM oder EM und zugleich die neunte an seinem Spezialgerät Reck (4/2/3).

Der Sieg ging an den „fliegenden Holländer“ Epke Zonderland, der Hambüchen schon in London den Weg zum Olympia-Gold verbaut hatte. Angefeuert von Tausenden Fans aus den Niederlanden nutzte er seine noch schwierigere, aber nicht so sauber geturnte Übung (16,00 Punkte/Ausgangswert 7,7) zum knappen Erfolg. Er holte damit das erste WM-Gold im Turnen für sein Heimatland. „Voll verdient für Epke, er hat alle seine Flieger gebracht. Daran gibt es nichts zu deuteln“, meinte Hambüchen sportlich fair. Sein Vater und Trainer Wolfgang Hambüchen hofft aber, „dass die Kampfrichter bei den Haltungsnoten bei Zonderland doch etwas mehr abziehen.“

Zonderland gab im niederländischen Fernsehen NOS zu, nicht an den Sieg geglaubt zu haben. „Ich habe einen Fehler gemacht und Fabian war perfekt. Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich vor ihm geblieben bin“, sagte der Medizinstudent aus Friesland. Fabian Hambüchen ließ sich seine Hochstimmung auch durch seinen kleinen Hüpfer bei der Landung nicht verdrießen und strahlte nach der gelungenen, zweitschwersten Übung der Konkurrenz (Ausgang 7,4). „Ich bin superglücklich mit dieser WM. Zwei Medaillen sind mehr, als ich erwarten durfte. In Stuttgart hätte ich vielleicht gewonnen, hier hatte Epke den Heimvorteil. Das gönne ich ihm.“

Auch DTB-Präsident Rainer Brechtken sprach von „zwei gleichwertigen Übungen“, den winzigen Unterschied von 0,067 Punkten hätte „der Heimvorteil dem Holländer gebracht“. Dritter wurde Mehrkampf-Weltmeister Kohei Uchimura aus Japan. WM-Neuling Andreas Bretschneider, der als erster Turner aus Chemnitz ein WM-Finale erreicht hatte, belegte mit 15,148 Punkten den sechsten Platz. „Mit der WM bin ich total zufrieden. Die Note hat mich etwas frustriert, denn meine Übung war mehr wert“, sagte der Chemnitzer.

   Zuvor hatte sich Hambüchen in einer phänomenalen Aufholjagd im Mehrkampf WM-Bronze gesichert. „Ich habe es jetzt allen bewiesen, dass ich auch neben dem Studium so trainieren kann, um international ganz vorn mitzumischen“, belehrte der Student der Sporthochschule Köln demonstrativ alle Kritiker. Am Boden hatte er sich in der belgischen Diamanten-Hochburg gleichfalls ordentlich präsentiert, aufgrund zu weniger Höchstschwierigkeiten aber mit Platz sieben (15,300) zufrieden sein müssen.

„Das Boden-Finale hat das Adrenalinprogramm noch mal hochgeschraubt“, meinte der 25 Jahre alte Ausnahmeturner. Überlegener Weltmeister wurde der 17-jährige Japaner Kenzo Shirai. Das Leichtgewicht faszinierte bei seiner WM-Premiere die 5000 Zuschauer im Sportpalais mit einer extrem schwierigen Übung (Ausgangswert 7,4) und turnte bei 16,00 Punkten als Erster bei einer WM die Vierfachschraube. „Keine Ahnung, wo das mal hinführen soll. Einfach nur Hammer“, lobte Hambüchen den Sieger.

Einen hervorragenden WM-Einstand feierte Sophie Scheder mit Platz fünf am Stufenbarren. Die 16-jährige Chemnitzerin steigerte ihre Vorkampf-Note nochmals und war mit 14,633 Punkten überglücklich. Es war die beste WM-Platzierung einer deutschen Turnerin seit sechs Jahren. „Der Finaleinzug war schon ein Riesenerfolg. Und nun Platz fünf: Ich bin total happy“, meinte die Junioren-Europameisterin mit glänzenden Augen. Den Titel sicherte sich die Chinesin Huang Huidan mit 15,400 Punkten.

Die weiteren Titel gingen an Kohei Kameyama (Japan/Seitpferd), Olympiasieger Arthur Nabarrete Zanetti (Brasilien/Ringe), Yang Hak-Seon (Südkorea/Sprung). Am Barren gab es durch Kohei Uchimura (Japan) und Lin Chaopan gleich zwei Sieger. Die Sprung-Konkurrenz der Frauen gewann Olympiasiegerin McKayla Maroney aus den USA. Die nun wieder für Usbekistan startende 38-jährige Oksana Chusovitina sprang bei ihrer 18. WM-Teilnahme auf Platz fünf. Am Balken setzte sich Barren-Olympiasiegerin Aljija Mustafina aus Russland durch, am Boden gewann US-Girl Simone Biles.

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