Turnen:Gymnastinnen müssen für Olympia-Tickets nachsitzen

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Stuttgart (dpa) - Die Mädchen unterdrückten mit Mühe ihre Tränen, die deutsche Gymnastik-Gruppe hat bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart den Heimvorteil nicht nutzen können. Wie sehr sich aber die deutsche Gruppe als Team versteht, verdeutlichte Kapitän Rana Tokmak in dem schweren Moment.

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Stuttgart (dpa) - Die Mädchen unterdrückten mit Mühe ihre Tränen, die deutsche Gymnastik-Gruppe hat bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart den Heimvorteil nicht nutzen können. Wie sehr sich aber die deutsche Gruppe als Team versteht, verdeutlichte Kapitän Rana Tokmak in dem schweren Moment.

Als es darum ging, die Fehler zu erklären, die der Formation aus dem Bundesstützpunkt in Fellbach-Schmiden die direkte Olympia-Qualifikation für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro gekostet hatten, nannte die 19-Jährige die Verursacherinnen nicht beim Namen.

„Wir haben das als Gruppe gemacht, und wir halten trotzdem zusammen. Die Übung ist sehr dynamisch, die Fehler hätten jeder von uns passieren können“, betonte Tokmak nach dem enttäuschenden zehnten Platz mit 32,566 Punkten im Mehrkampf. Platz acht wäre für die direkte Olympia-Qualifikation nötig gewesen.

Mit dieser Einstellung, die in der zweiwöchigen Vorbereitung in Kienbaum vor den Titelkämpfen in der Porsche-Arena noch einmal gefestigt wurde, müssen sich die Gymnastinnen nun auf den Test-Event im April in der Olympia-Stadt konzentrieren. Dort haben sie wie die beiden Einzelgymnastinnen Jana Berezko-Marggrander und Laura Jung noch eine Chance auf das begehrte Ticket. Berezko hatte als 19. im Mehrkampffinale ihre bisher beste WM-Platzierung (13./2013) und damit das direkte Olympia-Ticket klar verfehlt. Bei den Solistinnen wird beim Test-Event nur noch ein Startplatz pro Nation vergeben.

Obwohl die Gruppe mit einer starken Leistung mit sechs Keulen und zwei Reifen (16,916) ins Finale der besten Acht einzog und dort Platz sieben belegte, rutschte sie im Mehrkampf durch drei Geräteverluste mit fünf Bändern (15,65) aus den begehrten Qualifikations-Plätzen. „Alle Beteiligten sind jetzt enttäuscht“, sagte Wolfgang Willam, der Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB). „Mit dem Einzug ins Finale hat unsere Gruppe gezeigt, dass sie Weltspitzenniveau erreichen kann.“

Entsprechend realistisch sei das zuvor gesetzte Ziel gewesen, wie vor vier Jahren mit einem Platz unter den ersten Acht die direkte Olympia-Qualifikation zu schaffen. „Wir haben seitdem die komplette Mannschaft ausgetauscht“, unterstrich Willam. „Den jungen Mädchen fehlt es vielleicht noch an Erfahrung.“ An Fleiß jedenfalls nicht. Bis zu 40 Stunden stehen die Sportlerinnen wöchentlich in der Halle. „Wir können eigentlich nicht mehr trainieren“, erzählte Tokmak, die am Sonntag nach dem Finale schon wieder schmunzeln konnte: „Heute sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“

Wie schon im Einzel dominierten die Russinnen auch den Gruppen-Mehrkampf. Mit 36,266 Punkten siegten sie souverän vor Titelverteidiger Bulgarien (35,583) und Spanien (34,90) und gewannen zum Abschluss auch das Finale mit sechs Keulen und zwei Reifen. Die Russen stellten in Jana Kudrjazewa auch die mit fünf Titeln erfolgreichste Athletin der WM von Stuttgart. Damit machte die 17-Jährige bei ihrer dritten WM das Titel-Dutzend voll.

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