Turnen:Falscher Ehrgeiz kostet Turnerin Berger WM-Ticket

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Stuttgart (dpa) - Falscher Ehrgeiz hat Turnerin Janine Berger in ihrer sportlichen Entwicklung weit zurückgeworfen. Gegen alle Ratschläge ging die 18-Jährige im Sprungfinale bei der deutschen Meisterschaft in Stuttgart ein zu hohes Risiko ein.

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Stuttgart (dpa) - Falscher Ehrgeiz hat Turnerin Janine Berger in ihrer sportlichen Entwicklung weit zurückgeworfen. Gegen alle Ratschläge ging die 18-Jährige im Sprungfinale bei der deutschen Meisterschaft in Stuttgart ein zu hohes Risiko ein.

Die Olympia-Vierte stürzte schwer und hat sich das Kreuzband gerissen. Nun muss die als Medaillen-Kandidatin gehandelte Janine Berger auf den WM-Start in Nanning verzichten. An Krücken laufend konnte die Ulmerin die Tränen nicht unterdrücken.

Es gab Trost, aber auch Schelte. „Als ich die Sprungnummer sah, habe ich gedacht, das darf nicht wahr sein“, schimpfte Cheftrainerin Ulla Koch. „Ich habe ihr schon nach dem Mehrkampf gesagt, dass sie im Finale nicht aufstocken soll“, erklärte sie und stellte verärgert fest: „Ich hatte gedacht, dass das gemacht wird, was ich sage.“

Janine Berger hatte nach dem Vorkampf erkannt, dass es aufgrund der starken Leistung von Rivalin Pauline Schäfer im Kampf um den Titel eng werden könnte und sich spontan zu dem Risikosprung entschieden. Bei Olympia in London und in der ersten WM-Qualifikation hatte sie den Tsukahara mit zwei statt mit einer Schraube bereits gezeigt, im Training aber derzeit nicht immer perfekt beherrscht.

„Ein unnötiges Risiko zu diesem Zeitpunkt“, klagte Ulla Koch. Ihr Schützling war nach einem zu flachen Satz so unglücklich gelandet, dass sie sich das linke Knie völlig verdrehte und laut schreiend auf der Matte liegen bleib. Helfer trugen sie aus der Halle. Der Fahrdienst brachte sie dann auch noch in ein falsches Krankenhaus. Dort konnten nur Röntgenbilder und Ultraschall gemacht werden. Somit musste die junge Turnerin stundenlang auf eine genaue Diagnose warten. Erst am späten Sonntagabend fand die Untersuchung in einer Sportspezial-Klinik statt. Dann war der Verdacht bittere Gewissheit: Riss des vorderen Kreuzbandes.

Nun ist die deutsche Turn-Nationalmannschaft geschwächt. Alle sechs Tickets für die Weltmeisterschaften im chinesischen Nanning vom 3. bis 12. Oktober schienen nach dem Mehrkampf von Stuttgart fast vergeben. Klar ist, dass keine der nachrückenden Turnerinnen den Platz von Janine Berger lückenlos ausfüllen kann. Damit ist die Zielstellung Top Acht für die deutsche Riege akut gefährdet.

Dabei hatte Janine Berger beim Einturnen für das Sprung-Finale den schwierigen Sprung noch ohne Probleme gestanden. Dennoch betonte auch ihr Heimtrainer Gabor Szücs, dass er seinem Schützling zunächst abgeraten habe, ihn im Finale zu zeigen. Doch er ließ sich von der Athletin überzeugen, die für die WM ein Zeichen setzen wollte. Die Folgen waren fatal.

Und so gingen die Vorwürfe von Bundestrainerin Ulla Koch auch in Richtung des Heimtrainers. Der räumte nach dem bitteren Sturz sofort ein, dass er seinem Schützling nicht hätte erlauben dürfen, den Tsukahara mit zwei statt mit einer Schraube springen zu lassen.

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