Turnen:Fahrigs spektakuläres Turn-Comeback

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Osijek (dpa) - Matthias Fahrig hat beim Challenge Cup der Turner mit einem Sieg am Boden ein spektakuläres Comeback nach seinem Kieferbruch gefeiert.

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Osijek (dpa) - Matthias Fahrig hat beim Challenge Cup der Turner mit einem Sieg am Boden ein spektakuläres Comeback nach seinem Kieferbruch gefeiert.

In Osijek untermauerte er sein Ziel, im August in Rio de Janeiro zum zweiten Mal nach 2004 in einem deutschen Olympia-Team dabei zu sein. „Das Olympia-Feuer in mir brennt mehr denn je“, verriet der 30 Jahre alte Sportsoldat nach dem Weltcup der Geräte-Spezialisten in Kroatien.

Ein guter Auftritt bei den Europameisterschaften Ende Mai in Bern soll dem Hallenser mit kubanischem Vater nach fast halbjähriger Verletzungspause die Tür zu Olympia ein Stück weit öffnen. „Wo der Weg hingeht, werden wir noch diese Woche klären. Denn eigentlich war ich ja gar nicht für Bern vorgesehen“, sagte er und bestätigte einen Antrag auf Teilnahme an der internen Qualifikation.

Am 18. November 2015 hatte ein Bierkrug, den ihm ein Fremder während eines Bundeswehr-Lehrgangs in Todtnau bei einem tätlichen Angriff ins Gesicht geschlagen hatte, viele Lebenspläne des zweifachen Europameisters durcheinandergewirbelt. Ein doppelter Kieferbruch zwang ihn zu der monatelangen Pause. Mit der Topnote von 15,050 Punkten bewies er nun jedoch wieder alte Sprungkraft und ließ bei seinem ersten Auftritt namhafte Konkurrenten hinter sich.

Fahrigs Weg zurück auf die internationale Bühne verlief zunächst steinig. „Ich habe meine erste Trainingseinheit wieder mit Rolle vorwärts und Rolle rückwärts begonnen. Und fast auf die Bodenmatte gekotzt, weil ich zu nichts mehr in der Lage war“, erinnerte er sich. Rund sieben Kilo habe er im Krankenstand zugelegt, jegliche Koordination verloren. Mit Grundlagenausdauer fing das ehemalige Kraftpaket wieder von vorne an. „50 Meter laufen ohne zu keuchen. Dann 100 Meter, dann einen Kilometer, dann zwei“, erzählte er.

Eine radikale Ernährungsumstellung sollte helfen, das Ziel schneller zu erreichen. „Nur Gemüse, kein Zucker, nur Wasser. Das habe ich sechs Wochen gemacht. Das war das Schlimmste. Ich war kein Mensch mehr. Ich war nur noch schlecht gelaunt, hab mich mit jedem verkracht“, gestand Fahrig. Letztlich habe er aber erkannt, dass man nichts erzwingen könne.

Auch das Wettkampfgefühl hatte er scheinbar verloren. „Im Wettkampf zu stehen und zu sagen, ja, das ist eine EM oder WM und trotzdem ruhig und entspannt zu sein. Das kann man nicht kaufen. Damit Du Dein Zeug so abrufen kannst, braucht es viele Wettkämpfe. Schon allein deswegen wäre ein EM-Start gut“, befand Fahrig.

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