Turnen:Deutsche Turner erreichen Team-Finale

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Bern (dpa) - Marcel Nguyen ballte die Faust, sein Trainer Waleri Belenki nahm ihn nach der Barren-Show sofort in die Arme. Die deutschen Turner haben sich nach einigem Zittern gerade noch für das Team-Finale der EM in Bern qualifiziert.

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Bern (dpa) - Marcel Nguyen ballte die Faust, sein Trainer Waleri Belenki nahm ihn nach der Barren-Show sofort in die Arme. Die deutschen Turner haben sich nach einigem Zittern gerade noch für das Team-Finale der EM in Bern qualifiziert.

Nach schlechtem Start kämpften sie sich in der Qualifikation mit 256,262 Punkten auf Rang sechs vor. Ohne ihre drei Leistungsträger Fabian Hambüchen, Andreas Bretschneider und Lukas Dauser vermied die Riege in der Arena unweit des Wankdorf-Stadions, wo die deutschen Fußballer 1954 ihren ersten WM-Triumph feierten, damit das erstmalige Verpassen des Mannschafts-Finals seit dessen Einführung im Jahr 1994.

Der Olympia-Zweite Nguyen erfüllte sich zudem sein Ziel und erreichte am Barren den Medaillenkampf. Mit 15,483 Punkten kam er auf Rang fünf, obwohl er nicht alle Schwierigkeiten anerkannt bekam. Es ist für den zweimaligen Europameister bereits die vierte Finalteilnahme an seinem Spezialgerät.

„Ich bin froh, dass es geklappt hat. Im Team-Finale habe ich jetzt eine Chance, meine Übung noch einmal perfekt durchzuturnen“, sagte Nguyen. Die Felge auf einem Holmen war ihm von den Referees nicht anerkannt worden, weil er sie nicht lange genug halten konnte. Dadurch waren dem Unterhachinger 0,4 Punkte verloren gegangen.

Bestes Team des Vorkampfes war Titelverteidiger Russland mit 267,725 Punkten vor dem WM-Zweiten Großbritannien (267,020) und Gastgeber Schweiz (263,662).

Die Deutschen fanden nur schwer in den Wettkampf. Am Reck startete der EM-Vierte von Sofia an seinem eigentlich stärksten Gerät, doch alle drei Turner bekamen kräftige Abzüge aufgrund von Haltungsfehlern. Vor allem Nguyen, der mit 7,0 eine Höchstschwierigkeit anbot, wurde für nicht perfekt geturnte Handstände hart bestraft. „Das war echt nicht nachvollziehbar“, klagte auch Cheftrainer Andreas Hirsch.

Nach ansprechender Vorstellung am Boden war für die Deutschen erneut das Pauschenpferd ein Problem: Andreas Toba und Sebastian Krimmer stürzten ab, womit Deutschlands Riege bei Halbzeit auf Platz zehn zurückfiel und um das Team-Finale bangen musste. „Aber wir wussten, wenn wir an Ringen und Sprung halbwegs durchkommen, können wir das Finale am Barren perfekt machen“, schilderte Hirsch seine gemischten Gefühle nach drei Geräten.

Und er sollte recht behalten. Dank der hohen Punktzahlen durch Nguyen und auch des Berliners Philipp Herder (15,133/12.) schafften die Deutschen das Minimalziel gegen starke Konkurrenz. Diese bot zum großen Teil ihre besten Turner auf, da sie mit Blick auf Rio nicht den Umweg über die zweite Olympia-Qualifikation im April gehen musste.

Sorgen bereitet Cheftrainer Hirsch allerdings die Verletzung von Andreas Bretschneider, der wie Fabian Hambüchen nun eine Therapie zum Auskurieren seiner lädierten Schulter über sich ergehen lassen muss. „Eigentlich passt so etwas nie, aber jetzt in der Olympia-Vorbereitung ist der Zeitpunkt besonders ungünstig“, sagte der Coach.

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