Türkgücü München:Zweite Heimat gesucht

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Ade statt Willkommen: Zahlreiche Spieler von Türkgücü München suchen bereits nach einem neuen Verein. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Der Drittliga-Absteiger hat nun einen Kader für die Regionalliga-Saison beisammen. Darüber hinaus ist aber, immer noch, vieles ungewiss.

Von Christoph Leischwitz

Der Montag vergangener Woche könnte später einmal als eine Art Wiedergeburt von Türkgücü München gelten. Da ging Trainer Alper Kayabunar erstmals wieder in die Kabine der Bezirkssportanlage an der Heinrich-Wieland-Straße, und dort saßen: 24 Spieler. Kayabunar ging das Herz auf, "ich war richtig erleichtert", sagt er, denn nun war zumindest schon einmal ein Zwischenziel erreicht. Nur wenige Wochen zuvor wusste Kayabunar weder, wie noch ob es weitergehen würde mit dem Absteiger aus der dritten Liga. Rein sportlich ist man jetzt ganz gut aufgestellt.

Darüber hinaus ist aber, immer noch, vieles ungewiss. Zwar hat Türkgücü eine Zusage aus München, bis zu zwölf Spiele im Grünwalder Stadion austragen zu dürfen. Doch das Hickhack um die restlichen Partien im Klosterstadion Fürstenfeldbruck ist zur Provinzposse geworden. Brucks Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) und der Präsident des SC Fürstenfeldbruck, Jakob Ettner, pflegen eine innige Feindschaft. Die Stadt als Besitzer des Stadions hat einige Gründe gefunden, um eine Spielgenehmigung für Türkgücü hinauszuzögern, unter anderem mit der Frage nach dem Fehlen von so genannten Tribünen-Wellenbrechern oder einem Lärmgutachten.

Der BFV hat eine wichtige Frist verschoben - Stichtag für die Auflagen ist jetzt der 5. Juli

All dies hat nichts zu tun mit den Auflagen, die der Bayerische Fußball-Verband (BFV) für Regionalliga-Stadien verlangt, weshalb der Eindruck entsteht, dass Türkgücü zum Opfer des stadtinternen Streits wurde. Die Zeit drängt, auch wenn eine wichtige Frist vom BFV verschoben wurde: Für alle Vereine, die noch Auflagen oder Bedingungen zu erfüllen haben, ist jetzt der 5. Juli der Stichtag. Grund sind Probleme bei der Beschaffung von Baumaterialien, die für Nachbesserungen benötigt werden.

Türkgücü-Präsident Taskin Akkay erklärt, dass es nur noch eines Sicherheitskonzeptes bedürfe, um endlich grünes Licht zu erhalten, und dieses werde aktuell ausgearbeitet. Doch offenbar hat die Vereinsführung Sorge, dass auch dies nicht klappt: Nach SZ-Informationen befindet sich Türkgücü parallel in konkreten Planungen für eine andere zweite Heimat, auch wenn Akkay dies am Dienstag noch nicht bestätigen wollte. Dabei soll es sich um eine Sportanlage in Lohhof nördlich von München handeln.

Unterdessen scheint es Akkay gelungen zu sein, Vorbehalte gegen Türkgücüs Teilnahme an der Regionalliga halbwegs auszuräumen. Bei der Liga-Tagung am Montag war zunächst von anderen Klubs Kritik geäußert worden, dass nach dem Rückzug des Investors - und dem Ausscheiden aus der dritten Liga mitten in der Rückrunde - der BFV sich für die Viertliga-Zugehörigkeit Türkgücüs einsetzte. Daraufhin hielt der Nachfolger von Hasan Kivran laut Augenzeugen eine Ansprache, in der er erklärte, dass man alles daransetzen werde, nach der Insolvenz verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.

Das Insolvenzverfahren der GmbH ist übrigens ins Stocken geraten. Ein für den 20. Juni anberaumter Prüfungstermin wurde vom Gericht verschoben. Wie hoch der Schuldenstand ist, bleibt deshalb noch bis mindestens Mitte Juli unklar.

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