Türkgücü München:Verwirrung um Sercan und Sisko

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"Ich bin fit": Sebastian Maier hat in dieser Saison für Bochum kein einziges Pflichtspiel bestritten. (Foto: Revierfoto/imago)

Verliert der Drittliga-Aufsteiger noch in diesem Winter seinen Top-Torschützen und seinen Top-Scorer? Trainer Alexander Schmidt hält das für "ausgeschlossen". Zwei Neue für die beiden Positionen hat der Klub aber schon verpflichtet.

Von Christian Bernhard

Alexander Schmidt scheint ein Freund des Januars zu sein. Der Trainer von Türkgücü München pries ihn am Donnerstag jedenfalls als "geilen Monat" an, was in seinem Fall darauf zurückzuführen ist, dass aktuell "ein tolles Spiel nach dem anderen" für seine Drittliga-Mannschaft auf dem Programm steht. Eine dieser aufregenden Partien findet am Freitag im Grünwalder Stadion statt, wo Türkgücü um 19 Uhr den FC Bayern München II zum Derby empfängt. Es ist das zweite Lokalduell binnen weniger Tage, erst am Dienstag hatte sich Türkgücü, ebenfalls in einem Heimspiel, 0:0 von der SpVgg Unterhaching getrennt. Schlag auf Schlag gehe es derzeit, sagte Schmidt auf der virtuellen Spieltags-Pressekonferenz, und betitelte das Duell mit den Bayern als "Highlight". Speziell für ihn, der mit seiner "blau angehauchten Vergangenheit" eine "riesige Emotion" mit diesem Gegner verbinde.

Eigentlich müsste Schmidt den Januar also in vollen Zügen genießen. Sein Team hat in den vergangenen fünf Spielen von 15 möglichen Punkten 13 geholt, Höhepunkt war dabei der 1:0-Sieg gegen Tabellenführer Dynamo Dresden. Als Tabellenvierter (31 Zähler) hat Türkgücü nach der Hinrunde nur zwei Punkte Rückstand auf den Aufstiegs-Relegationsplatz, den aktuell der TSV 1860 München inne hat. Wirklich entspannt ist der Türkgücü-Januar aber trotzdem nicht, und das hat viel damit zu tun, dass der erste Monat des Jahres traditionell auch ein Transfermonat ist. Bis zum 1. Februar hat das Wintertransfer-Fenster noch geöffnet, und durch dieses pfeift es aktuell bei Türkgücü. Der Kicker berichtete am Donnerstag, dass sowohl Top-Torjäger Petar Sliskovic (zwölf Tore) als auch Top-Scorer Sercan Sararer (sechs Tore, elf Vorlagen) noch im Winter auf einen Wechsel "drängen" würden. Da wisse die Presse mehr "als wir im Verein", sagte Schmidt zu den Gerüchten: "Drängen tut von denen beiden keiner, sie sind mit vollem Herzen hier bei uns." Für ihn stehe es "überhaupt" nicht zur Debatte, "dass wir die beiden jetzt in der Rückrunde verlieren", betonte er. Er halte das "für ausgeschlossen".

Schmidt bestätigte allerdings auch, dass es Angebote gibt. Bei Sliskovic wurde er sogar konkret. Er habe gehört, dass der Angreifer eine Offerte aus Südkorea vorliegen habe, "aber wir sind in Deutschland und ich glaube, er fühlt sich hier ganz wohl. Es würde mich wundern, wenn es ihn dort hinzieht", sagte er. Kapitän Sararer und Sliskovic sind mehr als die offensive Lebensversicherung der Münchner, für Geschäftsführer Max Kothny sind sie das "Erscheinungsbild" des Vereins. Den Mechanismen des Profifußballs will sich aber auch Türkgücü nicht entziehen. Wenn es ein "unmoralisches Angebot" gäbe, "müsste" man sich damit befassen, sagte Kothny kürzlich. Solche sind laut Schmidt aber noch nicht eingetrudelt. "Ich weiß von nichts", sagte er mit Blick auf potenzielle große Offerten, "ich konzentriere mich aufs Bayern-Spiel und der Max macht die anderen Dinge." Schmidt ist davon überzeugt, dass sein Geschäftsführer ihn darüber unterrichten würde, "wenn was reinkommt", aber bis jetzt habe es nichts Außergewöhnliches gegeben.

Interessant ist allerdings, dass der Klub am Mittwoch in Sebastian Maier und Lucas Röser zwei Spieler verpflichtet hat, die auf den selben Positionen wie Serarer und Sliskovic eingesetzt werden können. Ist das neue Duo etwa der Ersatz für das erfolgreiche Gespann? "Ne", sagt Schmidt, "für die beiden gibt es keinen Ersatz." Die zwei Neuen seien "super Spieler", müssten sich aber erst einmal einfinden - anders als das für Schmidt "wahrscheinlich beste Duo der Liga": "Sercan und Sisko sind eingespielt, sie fühlen sich wohl und entscheiden uns die Spiele."

Obwohl Maier in dieser Saison noch kein Pflichtspiel bestritten hat (sein letzter Einsatz liegt knapp sieben Monate zurück) und laut Schmidt "noch nicht so im Rhythmus" sei, ist er eine Option für das Derby gegen den FCB. Schmidt, der Maier als Löwen-Trainer in der Zweitliga-Saison 2012/13 angeleitet hat, will sich diesbezüglich von einer "Bauchentscheidung" beeinflussen lassen. Maier sagt: "Ich bin fit, die Verletzungen sind ausgeheilt und ich habe überhaupt keine Probleme mehr." Von heute auf morgen werde er allerdings noch nicht auf seinem Niveau sein können: "Natürlich kann man nur über Spiele wieder die Fitness bekommen, da kannst du trainieren, wie du willst."

Schmidt wird Maier genau beobachten - und nach dem Derby wohl oder übel auch wieder den Kalender fest im Blick haben. Der Januar hat schließlich immer noch zehn Tage.

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