Türkgücü München:Plötzlich Tabellenletzter

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DFB zieht Türkgücü München elf Punkte ab.

Von Christoph Leischwitz

Als die Mannschaft von Türkgücü München mit dem Bus auf dem Weg zum Auswärtsspiel nach Duisburg war, erreichte sie am späten Freitagnachmittag eine unschöne Nachricht: Der Deutsche Fußball Bund (DFB) zieht dem Drittligisten elf Punkte ab. Weil diese Sanktion sofort wirksam ist, treten die Münchner am Samstag (14 Uhr) nicht mehr beim punktgleichen MSV Duisburg an, sondern als Tabellenletzter gegen jenes Team, das deshalb auf dem ersten Nichtabstiegsplatz steht. Es ist nun auch sportlich ein weiter Weg für Türkgücü, sich im Profifußball zu halten - finanziell ohnehin.

Neun Punkte werden abgezogen, weil der Verein Ende Januar einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellte. Ob dieses Verfahren vom vorläufigen Insolvenzverwalter eröffnet wird, ist indes offen - für den Punktabzug aber nicht relevant. Möglich erscheint nach wie vor, dass nicht mehr genug Geld vorhanden ist, um die Saison zu Ende zu spielen, zudem müssten die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen.

Der DFB-Spielausschuss entschied zudem, Türkgücü zwei weitere Punkte für einen Auflagenverstoß abzuziehen. Der Verein habe die Frist zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit am 20. Januar verstreichen lassen, die Liquiditätslücke wurde außerdem "zu weniger als 50 Prozent geschlossen". Die Entscheidung im Spielausschuss sei einstimmig gefallen, hieß es. Sie fällt mitten in einen sportlichen Aufwärtstrend, zuletzt spielte Türkgücü zweimal Remis und gewann am Mittwoch gegen 1860 München 2:1.

Der Klub hat eine Woche Zeit, um Widerspruch einzulegen. Wovon auszugehen ist, denn dem Vernehmen nach haben die verantwortlichen schon vor dem zu erwartenden Neun-Punkte-Abzug darüber nachgedacht. Nur eine halbe Stunde nach der DFB-Erklärung gab Türkgücü bekannt,man sei "überrascht, dass trotz einer zu den vergangenen Spielzeiten vergleichbaren Corona-Situation keine Strafmilderung in Kraft getreten ist". Vor einem Jahr wurden dem KFC Uerdingen nur drei Punkte wegen eines Insolvenzantrags abgezogen, damals griff eine Corona-Sonderregelung. Die alte Spielordnung ist aber seit dieser Saison wieder in Kraft. Türkgücü findet, dass eine Strafmilderung "durchaus nachvollziehbar" gewesen wäre, da man noch mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen habe. Allerdings hat der Verein nicht nur gegen die aktuellen Statuten verstoßen, sondern dem Vernehmen nach die Ausgaben im selbst aufgestellten Wirtschaftsplan für die Saison 2021/22 deutlich überschritten.

© SZ vom 20.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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