TSV 1860 München:Reisinger reagiert

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Bei 1860 kommentieren die Gesellschafter endlich die Vorschläge ihres Geschäftsführers. Das Präsidium möchte die Nachwuchsabteilung von der Fußballfirma in den Verein übertragen.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Es war ein Hilfeschrei, den Michael Scharold, der Geschäftsführer des Fußball-Drittligisten TSV 1860 München, am Samstag im Interview mit der SZ abgesetzt hatte. Manchmal hilft es ja, sich in einer Firma Gehör zu verschaffen, indem man die Öffentlichkeit mit einbezieht. Nachdem die zwei Gesellschafter von 1860 (e.V. und Mehrheitseigner Hasan Ismaik) zunächst wochenlang gar nicht reagiert hatten auf vier Modelle zur künftigen Finanzierung von 1860, die ihnen Scharold im Dezember zugesandt hatte, meldeten sich nun beide zeitnah zu Wort. In der Frage, ob der Klub weiterhin Fremdmittel von Ismaik annehmen soll. Oder eben nicht.

Am Sonntagabend verschickte Saki Stimoniaris, Ismaiks Vertrauensmann in München, eine Mitteilung, wonach Ismaik offenbar ganz gerne auch zukünftig Geld zur Verfügung stellen würde. "Die Verweigerung von Genussscheinen seitens des e.V. ist insbesondere für die sportliche Entwicklung der Mannschaft um Trainer Daniel Bierofka nicht nur fahrlässig, sondern aus unserer Sicht auch höchst bedauerlich", sagte Stimoniaris. Am Montag dann folgte der Konter des e.V.-Präsidiums. "Die Nachwirkungen der lockeren Politik kreditfinanzierter Risikoinvestitionen - insbesondere aus der Abstiegssaison 2016/2017 - belasten das Unternehmen bekanntermaßen stark. Weitere Kreditaufnahmen bei unserem Mitgesellschafter können kein sinnvolles Finanzierungsinstrument für die TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA mehr sein. Das Unternehmen muss sich wirtschaftlich restrukturieren." Alles wie immer also: Ismaik will zahlen. Der Verein will aber kein Geld mehr von ihm annehmen. Auch nicht in Form von Genussscheinen, die sich - anders als Darlehen - in der Bilanz nicht negativ auswirken auf die Eigenkapitalquote des Klubs. Diese Genussscheine zukünftig nicht länger zu akzeptieren, hatte Präsident Robert Reisinger im Dezember angekündigt. Insofern, teilte Reisinger am Montag auf SZ-Anfrage mit, sei er verwundert gewesen, dass Scharold danach noch Modelle vorgeschlagen habe, die auf zukünftigen Zuwendungen von Ismaik basieren. Im Übrigen habe er Scharold mündlich mitgeteilt, dass er mit zwei der vier Modelle gut leben könne. Und zwar mit jenen zwei Modellen, die eben ohne Fremdkapital von Ismaik auskommen.

Die zwei Modelle von Scharold, die aus Sicht der Vereinsvertreter akzeptabel sind, sehen nach SZ-Informationen beide eine Übertragung des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) aus der gemeinsamen Profifußballfirma in die alleinige Zuständigkeit des Vereins vor. Insofern ist die Ankündigung dieser Maßnahme keine von den Vereinsvertretern erdachte Überraschung, sondern eine Einwilligung in Scharolds Vorschläge. "Um die Profi-Fußballgesellschaft zu entlasten und die dort vorhandenen Mittel auf die sportliche Wettbewerbsfähigkeit der ersten Mannschaft konzentrieren zu können, haben wir als Verein der TSV München von 1860 GmbH & Co. KG angeboten, das Nachwuchsleistungszentrum einschließlich der U19- und U21-Mannschaft künftig wieder unter dem Dach des e.V. zu führen und die Finanzierung dafür sicher zu stellen", heißt es in der e.V.-Mitteilung. Diese Übertragung hat selbstredend jene "ganz erheblichen und schmerzhaften Einschnitte im Nachwuchsbereich" zur Folge, die Scharold angekündigt hat.

Interessanterweise ist Ismaiks Sprecher Stimoniaris nicht auf jenen Vorschlag eingegangen, den das Vereinspräsidium akzeptieren würde und den Scharold als "sehr gangbaren Weg" bezeichnet: Ismaik könnte seiner Fußballfirma nach wie vor beliebig viel Geld zukommen lassen. Als Sponsor.

© SZ vom 15.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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