TSV 1860 München:Keine Geschenke, keine Garantien

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Prosit ohne Gemütlichkeit: Den Ausflug aufs Oktoberfest konnte 1860-Trainer Torsten Fröhling nur bedingt genießen. (Foto: Christina Pahnke / sampics)

Gute Leistungen, aber kein Sieg aus neun Spielen: Sollte es auch in Bielefeld nicht mit einem Dreier klappen, muss Trainer Torsten Fröhling mehr denn je um seinen Job fürchten.

Von Markus Schäflein

Wenn der TSV 1860 München an diesem Freitag (18.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld antritt, ist ein Unentschieden auf den ersten Blick das wahrscheinlichste Ergebnis. Sieben Mal haben die Bielefelder an den ersten neun Spieltagen remis gespielt, die Löwen fünf Mal. Der gravierende Unterschied ist allerdings, dass die Arminia im Gegensatz zu den Löwen wenigstens schon ein Spiel gewonnen hat. Und daher wird ein Unentschieden auf den zweiten Blick dann doch wieder recht unwahrscheinlich: Die Löwen müssen mit Risiko auf Sieg spielen, um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu wahren - und auch, um ihrem Trainer Torsten Fröhling, mit dem die Mannschaft gerne weiter arbeiten würde, den Job zu sichern.

Das Publikum in der Arena honorierte zuletzt beim 2:2 gegen RB Leipzig zwar die engagierte Leistung und mithin auch die Arbeit des Trainers, auch bei den zwischenzeitlichen Rückständen waren - ungewöhnlich fürs einst notorisch aufgeregte 1860-Umfeld - keinerlei Forderungen nach einer Entlassung zu vernehmen. Aus Vereinskreisen ist jedoch immer wieder zu hören, dass ein weiteres Remis vor der anstehenden Länderspielpause wohl zu wenig wäre für Fröhling; und die Geschäftsführer Noor Basha und Markus Rejek hatten es ja schon am vergangenen Wochenende nicht unbedingt überzeugend hinbekommen, ihrem Trainer den Rücken zu stärken. Offenbar diskutierten sie unter der Woche bereits darüber, ob im Fall der Fälle eher eine vermeintlich sichere Bank à la Benno Möhlmann oder eine risikoreiche Lösung mit Perspektive gewählt werden sollte; wie die Meinungen auseinander gehen, zeigte zuletzt Peter Neururer, der nach dem öffentlichkeitswirksamen Treffen mit dem eifrigen Basha nichts mehr von Sechzig hörte und nun in der Bild-Zeitung empfahl, man solle doch einfach Fröhling behalten ("Sie sollen versuchen, Ruhe in den Klub zu kriegen, ich bin mir sicher, dass das meinem Kollegen gut tun würde"). Allerdings könne Sechzig bei Bedarf weiterhin gerne anrufen.

"Mir wurde in meinem Leben nie etwas geschenkt, und es gibt nie Garantien", sagte Fröhling zur Lage. Auf seine Arbeit vor dem Spiel habe die Situation keinen Einfluss: "Wir haben immer Druck, und wir wollen immer gewinnen. Ich gehe das also genauso an wie andere Spiele." Da trifft es sich schlecht, dass die Sechziger um zwei wichtige Spieler bangen.

Ob Christopher Schindler und Marius Wolf mitwirken können, klärt sich erst am Spieltag

Kapitän Christopher Schindler fuhr zwar mit nach Bielefeld, ob er nach einer Grippe wieder einsatzfähig ist, ist aber offen. Kai Bülow kehrte in den Kader zurück und könnte Schindler in der Innenverteidigung neben Rodnei vertreten. Im Abschlusstraining klagte dann auch noch Offensivspieler Marius Wolf, zuletzt gegen Leipzig im Zusammenspiel mit Rubin Okotie ein Mal Torschütze und ein Mal Vorbereiter, über Rückenprobleme. "Bei einer Körperdrehung ist es ihm reingezogen. Es ist eine alte Verletzung wieder aufgetreten, das sah nicht gut aus", sagte Fröhling. Wolf eilte am Donnerstagmittag zum Arzt, die Kernspintomografie zeigte keine Auffälligkeiten, und reiste am Abend den Kollegen hinterher, so dass Fröhling seinen 18er-Kader kurzfristig aus 20 Spielern wählen kann. Nur Stürmer Fejsal Mulic bleibt in München und spielt am Samstag mit der Regionalliga-U21 gegen Illertissen.

Die Bielefelder hält Fröhling für "eine disziplinierte, eingespielte Mannschaft", die zudem in Fabian Klos (vier Treffer in den vergangenen drei Spielen) über einen Torjäger verfügt. Zuletzt beim 2:2 in Nürnberg traf Klos zwei Mal, was seiner Mannschaft nicht reichte: "Da haben sie den Sack nicht zugemacht, da hätten sie auch 3:0 oder 4:0 in Führung gehen können", sagte Fröhling. Vor voraussichtlich lautstarker Kulisse steht die Arminia auf ihrer Alm, ebenso wie Sechzig, nun unter dem Druck des Gewinnenmüssens. "Auswärts tun sie sich leichter, als wenn sie das Spiel machen müssen", stellte Fröhling fest.

Während die Bielefelder auf Klos hoffen, hat sich in Okotie auch bei Sechzig ein potenzieller Torjäger zurückgemeldet. "Auch weil Rubin wieder getroffen hat, haben die Jungs gegen Leipzig Selbstvertrauen getankt", sagte Fröhling, "das hat ihnen gefehlt. Ich erwarte, dass wir die Tendenz der vergangenen Wochen fortsetzen und diese Einstellung, nie aufzugeben, beibehalten. Dann werden wir uns auch irgendwann Siege holen."

Irgendwann könnte allerdings zu spät sein, zumal die Formulierung von Geschäftsführer Basha, Fröhling erhalte "ein Maximum an Zeit", durch ein Minimum an Definition konterkariert wurde ("das legen wir intern fest"). Sicher ist nur, dass Fröhling das Training am Samstag nach dem Spiel in Bielefeld nicht leiten wird: Er reist am Morgen nach der Partie direkt aus Ostwestfalen weiter zur Trainertagung nach Leverkusen.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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