TSV 1860 München:Zwischen Held und Depp

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Siegbringer der Löwen: Michael Liendl, der gerade das 2:1 gegen Fürth erzielt. (Foto: imago)

Michael Liendl ist der umjubelte Siegtorschütze gegen Fürth. Doch seine Zukunft bei den Löwen ist unsicher. Er könnte noch im Januar dem groß angelegten Kaderumbau von Trainer Pereira zum Opfer fallen.

Von Markus Schäflein, München

Am Samstag nach dem so wichtigen 2:1 für den TSV 1860 München gegen die SpVgg Greuther Fürth standen für die Spieler des Fußball-Zweitligisten die obligatorischen Fanklub-Besuche auf dem Programm. Dabei dürfte die Freude besonders groß bei den "Löwenfreunden Zenting" gewesen sein. Schließlich kam der Mann des Vorabends in die Nähe von Deggendorf, also nach Niederbayern. Der eingewechselte Michael Liendl hatte den Löwen mit einem Tor kurz vor Schluss den glücklichen Sieg nach einer mäßigen Leistung gesichert. Nach einer Hereingabe des ebenfalls eingewechselten Daylon Claasen traf Liendl aus zwölf Metern. "Das macht er natürlich überragend, mit dieser Ruhe und der Innenseite macht das nicht jeder", lobte ihn Kapitän Stefan Aigner. "Er ist ein ganz wichtiger Spieler."

Wie wichtig Liendl, 31, bei Sechzig künftig sein wird, das ist angesichts des groß angelegten Kaderumbaus jedoch die Frage. Der neue Trainer Vitor Pereira ist nicht der erste Übungsleiter der Löwen, der auf den technisch starken Österreicher in der Startelf verzichtet hat. Auch diesmal zeigte Liendl Licht und Schatten - er leistete sich unter anderem einen leichtfertigen Ballverlust, der das 1:2 hätte bedeuten können, als die Fürther in Überzahl aufs Münchner Tor zuliefen. Aber sie nutzten die Chance nicht, und so war Liendl der Held statt der Depp.

Liendl unsicher: "Ich weiß nicht, wo ich in der Hierarchie stehe"

Er untermauerte seine Erwartungen, wie man es von ihm kennt, ohne Umschweife. "Ich habe den Anspruch, in der Mannschaft zu spielen, weil ich die Qualität einfach habe", sprach Liendl, "das weiß ich, und das wissen, glaube ich, viele andere auch. Das ist keine Kampfansage, sondern einfach mein Anspruch an mich selbst." Dass er nun erneut unter einem anderen Trainer um seinen Platz kämpft, nimmt er gelassen: "Das ist mein Ding bei Sechzig, dass es immer auf und ab geht. Und es ist die letzten Jahre immer mal wieder was Neues passiert hier, damit muss man umgehen können."

Mit der Leistung der ganzen Mannschaft war Liendl nicht zufrieden. "Wir haben eine neue Spielidee. Fakt ist, dass wir uns in vielen Dingen noch steigern müssen, weil wir auch Glück gehabt haben", meinte er. "Und das Glück ist nicht immer auf unserer Seite."

Ob und wie lange er die erhoffte Steigerung des Teams noch miterlebt, ist aber - wie so vieles bei Sechzig - völlig offen. "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich beim Trainer in der Hierarchie stehe", erklärte er. Und selbst auf die Frage nach einem Weggang noch in dieser Transferperiode, die am 31. Januar endet, konnte er keine klare Antwort geben. "Man weiß nie, was passiert. Im Fußballgeschäft kann alles sehr schnell gehen", meinte Liendl. "Stand jetzt bin ich prinzipiell ganz normal Spieler hier." Und deshalb fuhr er am Samstag ganz normal nach Zenting.

© SZ vom 29.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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