TSV 1860 München:"Das Finish rückt langsam näher"

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Pascal Breier (Mitte, hier gegen Philipp Steinhart und Quirin Moll) erzielt das goldene Tor für Rostock im Spiel gegen den TSV 1860. (Foto: Lackovic/imago images)

Bei der 0.1-Niederlage gegen Rostock geht beim TSV 1860 kaum etwas zusammen - das Team wirkt einfalls- und kraftlos. Die Münchner müssen aufpassen, den Anschluss an die Aufstiegsplätze nicht zu verlieren.

Von Markus Schäflein, München

Es lief die 60. Minute, an der Seitenlinie stand Sascha Mölders bereit. Es stand 0:0, und Michael Köllner, der Trainer des Fußball-Drittligisten Sechzig München, fand, dass nun der richtige Zeitpunkt zur Einwechslung seines Torjägers gekommen war. Dann ließ Aaron Berzel auf der rechten Angriffsseite den Rostocker Nico Granatowski davonziehen, dessen Pass in die Mitte verwertete Hansa-Torjäger Pascal Breier zum einzigen Treffer des Nachmittags. Durch diesen zogen die Gäste in der engen Tabelle an den Löwen vorbei auf Rang vier. Da wusste auch der sonst so oberpfälzisch-eloquente Köllner nicht mehr anders, als sich bei einer Floskel zu bedienen: "Fußball ist ein Fehlerspiel", stellte er fest. Und dieser eine Fehler kam eben zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt, just als eigentlich Mölders darauf wartete, dieser Partie ein Tor zu verpassen. "Leider ist kurz vor seiner Einwechslung der Fehler passiert", sagte Köllner, "das hat die Statik des Spiels komplett verändert. Es war klar: Wer 1:0 in Führung geht, wird es wahrscheinlich nach Hause bringen."

Diese Statik war insgesamt, nun ja: statisch. Hansa Rostock, das Team mit den wenigsten Gegentoren der Liga, nutzte seine enormen defensiven Qualitäten, um mit einer Fünferkette Langeweile zu verbreiten, sprich: kaum Torchancen der mithin einfalls- und kraftlos wirkenden Löwen zuzulassen und selbst auch keine anzustreben. Dass Mölders nicht von Beginn an mitwirkte, sei "eine taktische Überlegung" gewesen, sagte Köllner - und sicher auch der Tatsache geschuldet, dass der Corona-Terminkalender am Dienstag schon wieder das nächste Spiel vorsieht und der 35-jährige Mölders dann wohl über 90 Minuten gehen soll. Auch die Rostocker hatten ihren Torjäger Breier zunächst auf die Bank gesetzt, um ihn dann einzuwechseln - allerdings mit deutlich mehr Erfolg.

Bei 1860 ging auch mit Mölders nach vorne kaum etwas zusammen - die beste Chance stammte aus der 27. Minute, als Stefan Lex auf Zuspiel von Timo Gebhart zum Abschluss kam, aber knapp am entfernten Pfosten vorbeischoss. Danach hatten die Rostocker trotz ihrer vorsichtigen Herangehensweise die besseren Möglichkeiten. Erst rettete 1860-Torwart Marco Hiller gegen Lukas Scherff per Fußabwehr (35.). Dann verpasste Kai Bülow, der frühere Löwen-Relegationsheld, den ersten Treffer mit einem Distanzschuss knapp. Und dann? Kam das Tor, kam Mölders, kamen keine Sechzig-Chancen mehr. "Wir haben es am Ende nicht geschafft, noch mal gefährlich zu werden", stellte Köllner fest. "Rostock ist in der Defensivstruktur sehr, sehr gut organisiert."

Rostock war also, wie man so schön sagt, eine eklige Mannschaft. So etwas soll vorkommen in der dritten Liga, und es soll auch vorkommen, dass man mit so einem Stil in die zweite aufsteigt. "Ich denke, das wird uns in den nächsten Wochen öfter passieren, dass die Gegner tief stehen", meinte der diesmal für Regisseur Gebhart auf die linke Seite gewichene und weitgehend wirkungslose Efkan Bekiroglu bei Magenta Sport. "Weil sie merken, dass sie im Pressing keine Chance haben. Wir müssen es einfach lernen, uns da durchzuspielen." Zeit zum Lernen bleibt während den verbleibenden sechs Spielen aber kaum. Die Sechziger haben als Tabellen-Achte sechs Punkte auf den Spitzenreiter MSV Duisburg, drei Punkte fehlen allerdings lediglich auf den Relegationsplatz. Das Rennen um die begehrten Plätze bleibt spannend, doch am Dienstag (18.30 Uhr) bei Viktoria Köln müssen die Löwen wohl gewinnen, um den Anschluss an die Aufstiegsplätze nicht zu verlieren. "Wir müssen wieder Frische gewinnen und drei Punkte holen", meinte Köllner, denn: "Das Finish rückt langsam näher."

© SZ vom 14.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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