TSV 1860 München:Rasanter Rodnei

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"Naja, er hat Aua auf dem Rücken, aber heute ist erst Mittwoch", sagte Trainer Fröhling, nachdem Rubin Okotie mit Schmerzen das Training abbrechen musste. (Foto: imago/Philippe Ruiz)

Vor dem ersten Heimspiel gegen den SC Freiburg wartet Trainer Fröhling auf neue Spieler. Der verletzte Daniel Adlung soll bald zurückkehren - dafür schmerzt Okotie der Rücken.

Von Philipp Schneider

Am Mittwoch hat Torsten Fröhling eine seine liebsten Trainingseinheiten aufs Programm gesetzt beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München. "Ausschießen" heißt die Übung, und in der Theorie funktioniert sie wie folgt: Die Spieler bilden Zwei-Mann-Teams. Dann flankt ein Teammitglied den Ball ohne Zeitdruck und Gegenspieler in den Strafraum. Das andere Teammitglied wiederum versucht, den Ball mit ein bisschen Zeitdruck, aber ebenfalls ohne Gegenspieler ins Tor zu schießen. Geschossen wir so lange, bis nur ein Team übrig ist, das noch nicht zweimal getroffen hat, zur Strafe muss es das Trainingsmaterial vom Platz tragen. Simple Übung eigentlich. Genau die richtige Aufgabenstellung für einen Mittwoch, der zeitlich zwischen dem aufregenden Heidenheimer Sockendrama vom Sonntag und dem ersten Heimspiel der Saison am Samstag gelegen ist - wenn Sechzig den ehemaligen Erstligisten SC Freiburg empfangen muss, der mit einem 6:3 gegen Nürnberg in der zweiten Liga vorstellig wurde. Fröhlings Spieler flankten und schossen also, sie schossen und flankten. Nur trafen sie sehr selten. So kam es, dass Fröhling nach zehn Minuten die Übung abbrechen musste und die halbe Mannschaft zum Schleppen verurteilte, weil noch immer kein Verliererteam gefunden war. "Das war noch mal ne' hohe Qualität zum Abschluss", sagte Fröhling, ein Freund der Ironie: "Ohne Gegner, ohne Druck. Da wundert man sich immer wieder, was dabei rauskommt."

3350 Meter lief der neue brasilianische Innenverteidiger beim Cooper-Test

Das Wundern sollte man sich abgewöhnen beim TSV 1860, sonst kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Beispielsweise ist da die Frage, weswegen auch am Mittwoch noch keiner der versprochenen vier Spieler verpflichtet wurde, obwohl Fröhlings Personalsorgen eher zunehmen als abnehmen. Beim Vormittagstraining griff sich Stürmer Okotie mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck an den Rücken und lief anschließend in Richtung Kabine. "Naja, er hat Aua auf dem Rücken, heute ist aber erst Mittwoch", beschwichtigte Fröhling - der Einsatz des Österreichers am Samstag sei kaum in Gefahr. Möglicherweise wird dann sogar Daniel Adlung spielen können, dem in Heidenheim ein Außenband im Sprunggelenk gerissen war. "Normalerweise bräuchte er noch ein paar Tage", sagte Fröhling, "aber er wird am Donnerstag mit Laufen beginnen und, wenn alles gut geht, am Freitag mit der Mannschaft trainieren." Rodnei, der neue brasilianische Innenverteidiger mit Trainingsrückstand, drehte am Mittwoch immerhin einsame und überraschend schnelle Runden auf dem Nebenplatz an der Grünwalder Straße. Ordentliche 3350 Meter lief er beim so genannten Cooper-Test, bei dem es darum geht, in zwölf Minuten möglichst viel Strecke zu machen. "Schwer zu glauben, aber es scheint wirklich so zu sein", lobte Fröhling. Es fehle noch die Spritzigkeit, aber die "Grundvoraussetzung", irgendwann mal mitzuspielen, sei schon da. Es sind die kleinen Positivmeldungen, an denen sich der TSV 1860 derzeit aufrichten muss.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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