TSV 1860 München:Gorenzels Girlande

Lesezeit: 2 Min.

Zurück zum Jubeln: Stürmer Prince Osei Owusu (Mitte). (Foto: Renate Feil/M.i.S./imago)

Der mit Spannung erwartete neue Löwen-Stürmer ist ein alter Bekannter: Prince Osei Owusu, 22, kommt erneut auf Leihbasis vom Zweitligisten Arminia Bielefeld.

Von Markus Schäflein

Für Spannung am Freitagabend sorgte beim Fußball-Drittligisten TSV 1860 München nicht nur die Frage, ob die Mannschaft das Kellerduell beim Chemnitzer FC gewinnen würde (Antwort: ja, 1:0). Mindestens genauso aufgeregt erwarteten die Fans die Ankunft des neuen Stürmers, dessen Finanzierung der jordanische Investor Hasan Ismaik in Los Angeles angekündigt hatte, originellerweise in einem Interview mit der Abendzeitung. Nun wurde Trainer Daniel Bierofka also gefragt, wer Mister X sei, dessen Unterschrift am folgenden Tag in Giesing erwartet wurde. Bierofka erklärte, das könne er nicht verraten: "Sonst schmeißt mich der Sportdirektor raus."

Ob Günther Gorenzel das gewagt hätte, sei dahingestellt; am Freitagabend verbreitete sich dann ohnehin auf mehreren Internetseiten bereits das Gerücht, dass der Überraschungseffekt gering und der neue Stürmer ein alter Bekannter sein würde: Prince Osei Owusu, in der vergangenen Rückrunde von Arminia Bielefeld geliehen, dorthin zurückgekehrt, nun wieder ausgeliehen, obwohl er hatte durchblicken lassen, in der zweiten Liga bleiben zu wollen. Am Samstag waren es dann die Bielefelder, die die Leihe zuerst bekannt gaben, zur Mittagszeit. Es dauerte bis 17.20 Uhr, ehe auch Sechzig mitteilte: "Prince Owusu verstärkt erneut die Löwen-Offensive."

Offensichtlich musste Gorenzel noch einige Stunden an der Formulierung der Dankesgirlanden feilen; die zerstrittenen Gesellschafter, der e.V. und Ismaik, hatten ja beide Einiges zur komplizierten Budgetplanung im Rahmen des so genannten Konsolidierungskurses beigetragen. "Mit Hilfe des e.V. konnten bei der Kostenstruktur des Nachwuchsleistungszentrums zunächst Verkäufe von Leistungsträgern verhindert werden", erklärte er. "Die Personalie Dennis Erdmann wurde über das Engagement unseres Hauptsponsors Die Bayerische finanziert. Aaron Berzel haben wir externen Gönnern zu verdanken und - last but not least - wurden die Verpflichtungen von Timo Gebhart und Price Owusu von Hasan Ismaik ermöglicht." Gorenzel schloss mit den Worten: "All das steht für das neue 1860 und allen gebührt unser DANK."

Sollte er aus den verschiedenen Finanzierungen ableiten wollen, das "neue 1860" stehe für ein Miteinander der Gesellschafter, ist das schon eine recht gewagte Interpretation. Fest steht, dass das neue 1860 ohne fremdes Geld mit seinen derzeitigen Erlösen nicht in der Lage ist, einen Drittligakader zu stemmen. Immerhin jedoch, und das ist dem Präsidium das Wichtigeste und verärgert Ismaik, kommt das fremde Geld nicht mehr in der Form weiterer Darlehen.

Owusu wird es egal sein, wer ihn bezahlt - er wollte eigentlich nicht mehr in die dritte Liga zurück, aber nachdem sich nun offenkundig keine andere Möglichkeit zur Leihe aufgetan hat, kommt der frühere Junioren-Nationalspieler natürlich am liebsten nach Giesing, wo er sich in der vergangenen Spielzeit wohl gefühlt hat. Er stammt ja aus Stuttgart, wo er beim VfB ausgebildet wurde, also ist er nun auch der Heimat wieder näher. In 16 Einsätzen für 1860 erzielte der 22-Jährige in der vergangenen Rückrunde drei Tore und bereitete zwei vor. In der Länderspielpause kann sich Owusu nun in sein neues Team integrieren, was nicht lang dauern dürfte: Mangels Zugängen ist es fast sein altes Team.

"Prince entspricht genau dem Anforderungsprofil, das wir für den gesuchten Stürmer festgelegt hatten", sagte Gorenzel, was insofern kaum überrascht, als Owusu dem Anforderungsprofil ja bereits in der vergangenen Saison entsprochen hatte: "Er ist deutschsprachig und hat neben den spielerischen Fertigkeiten eine überdurchschnittliche körperliche Konstitution und athletische Fähigkeiten." Die körperliche Konstitution und die Athletik, na klar, sind in der dritten Liga besonders wichtig. Und vor allem im Abstiegskampf. Nach der Länderspielpause treffen die Löwen gleich wieder auf einen direkten Konkurrenten, den bisher punktlosen Tabellenletzten Carl Zeiss Jena. Wenn sie da gewinnen, sieht die Lage des neuen 1860 gleich wieder etwas freundlicher aus.

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: