TSV 1860 München:Erfreuliches von einem Ehemaligen

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Zwei Transfers sorgen bei 1860 für Gesprächsstoff: Bekiroglu geht in die türkische erste Liga, Uduokhais Vertrag in Augsburg bringt den Löwen 900 000 Euro.

Von Philipp Schneider

Der Transfermarkt bringt seit jeher eher Leid über den TSV 1860 München als Freude. Es ist keine allzu gewagte These, zu sagen, dass die Qualität derjenigen Spieler, die den Klub in den vergangenen 15 Jahren verlassen haben, die derer übersteigt, die hinzugestoßen sind: Timo Gebhart, Marcel Schäfer, Moritz Leitner, Julian Weigl, Kevin Volland, Christopher Schindler, Marius Wolf, die Bender-Zwillinge, Felix Uduokhai (manch einer würde an dieser Stelle auch noch Bobby Wood aufführen): Sie alle mussten gehen. Viele von ihnen, um die Kassen einer Fußballfirma zu füllen, die sonst hätte zusperren müssen.

Am Donnerstag, dem Tag nach einem grundsätzlich erfreulichen Auftritt auf dem Betzenberg, bei dem die Löwen einen 0:1-Rückstand noch in ein 1:1 verwandelt hatten, gab es zwei Nachrichten vom Transfermarkt in Giesing. Die erste war bedauernswert. Die zweite eine erfreuliche Nachricht eines Ehemaligen.

Dass Efkan Bekiroglu, 24, Sechzigs ballfertiger Mittelfeldstratege, den Klub zum Saisonende verlassen wird, überrascht nicht. Er wechselt zum türkischen Erstligisten Alanyaspor. Man habe sich lange um eine Weiterverpflichtung von Bekiroglu bemüht, ließ 1860-Sportchef Günther Gorenzel ausrichten. Und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. Bedauerlicherweise wird Bekiroglu, dem gerade erst ein Pfingstsonntagsschuss zum zwischenzeitlichen Ausgleich gegen Duisburg gelungen war, ablösefrei wechseln. Zumindest aber ist der gebürtige Dachauer nicht auch noch ausgebildet worden bei 1860, er war im Sommer 2018 auf Betreiben von Gorenzel vom FC Augsburg gewechselt.

Rund 900 000 Euro darf Sechzig dafür dank Felix Uduokhai einstreichen, der zur kommenden Saison fest zu jenem FC Augsburg wechselt. Bisher hatte der FCA den 22 Jahre alten Innenverteidiger vom Konkurrenten VfL Wolfsburg nur ausgeliehen. Die Ablöse für Uduokhai, der 2017 von 1860 München nach Wolfsburg gekommen war, soll neun Millionen Euro betragen. Und die Löwen haben sich vertraglich zusichern lassen, im Falle eines Weiterverkaufs zehn Prozent des Erlöses einzustreichen. Wie immer bei 1860 darf man nun gespannt sein, ob die Einnahmen in den Kader investiert werden. Oder zum Stopfen von Löchern verwendet werden müssen. Vieles wird davon abhängen, ob 1860 in der nächsten Saison einen mit reichlich Fernsehgeldern finanzierten Zweitliga-Kader aufstellen darf - oder weiter in der dritten Liga vorspielt.

Beim 1:1 gegen Kaiserslautern bewies die Mannschaft von Trainer Michael Köllner abermals ihre in der Corona-Pause antrainierte Spiel- und Passfreude, ehe ihr in der zweiten Hälfte auf dem verregneten Geläuf ein wenig die Kräfte abhanden kamen. "Wir haben dominant gespielt und unsere Serie ausgebaut", stellte Köllner mit Blick darauf fest, dass er als Löwentrainer noch nie verloren hat - es war für ihn bereits die 16. Partie ohne Niederlage nacheinander. Von Dominanz sprach auch Gorenzel nach dem Spiel. Leider aber habe man "den einen oder anderen Konter zu viel zugelassen". Derjenige, den Lucas Röser nach 13 Minuten zur Führung für Kaiserslautern einschob, war folgenreich.

Dass die Löwen wie schon beim 3:2 gegen Duisburg einen Rückstand gut gemacht haben, darf als neue Qualität und Beleg dafür gewertet werden, dass sie insgeheim schon ganz gerne in dieser Saison aufsteigen wollen. Zwei Punkte beträgt ihr Rückstand vor dem Heimspiel am Samstag gegen Würzburg auf Tabellenführer Duisburg. Dass sie trotzdem nur Sechster sind, zeigt, wie viele Klubs sich noch Hoffnung auf den Aufstieg machen dürfen.

Stefan Lex, der nach Vorarbeit von Sascha Mölders noch vor der Halbzeit für den Ausgleich sorgte, kündigte an, im Falle eines Sieges gegen Würzburg sei die Mannschaft wieder "im grünen Bereich". Der grüne Bereich, das dürfte auch für Lex die Aufstiegszone sein.

© SZ vom 05.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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