TSV 1860 München:Endlich ein Auswärtssieg

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Hoch, höher, Tor: Der Münchner Kai Bülow erzielt per Kopf das entscheidende Tor in Kaiserslautern. (Foto: imago/Eibner)

Kampf und Kopfbälle auf tiefem Geläuf: Der TSV beweist beim 1. FC Kaiserslautern, dass er wirklich eine Zweitligamannschaft geworden ist.

Von Markus Schäflein

Was ist der TSV 1860 München in den vergangenen Jahren nicht alles gewesen: ein angeblicher Aufstiegskandidat, eine internationale Auswahl, dann ein Ausbildungsteam. Die Umbauarbeiten, die Trainer Benno Möhlmann und Sportdirektor Oliver Kreuzer in taktischer und personeller Hinsicht vornahmen, hatten daher das Ziel, aus Sechzig einen ganz normalen Fußball-Zweitligisten zu machen. Dass sich dies gelohnt hat, war am Dienstagabend auf dem Betzenberg beim 1. FC Kaiserslautern zu beobachten. Bei Fritz-Walter-Platzverhältnissen entwickelte sich eine Partie, die ganz besonders zweitligamäßig war: Zweikämpfe, weite Bälle, Freistöße und Eckbälle, darum ging es, Torchancen gab es lange Zeit kaum. Und 1860 siegte 1:0. "Fußballerisch war das nicht unser bestes Spiel - gerade in der Offensive", stellte Möhlmann fest. "Deshalb war es ein glücklicher Sieg. Aber der Zusammenhalt war sehr gut. Dieser gemeinsame Wille ist das, was wir in unserer Situation brauchen."

Der TSV erhöhte mit dem ersten Auswärtssieg der Saison den Vorsprung auf die direkten Abstiegsplätze auf zwei Punkte (weil Paderborn in Karlsruhe 0:0 spielte) und verkürzte den Abstand zu den direkt rettenden Plätzen auf drei Zähler (weil Düsseldorf zu Hause gegen Bochum 1:3 verlor).

Am Ende haben die Löwen Glück: Kagelmacher klärt auf der Linie, die Latte rettet gegen Przybylko

Den Treffer des Abends erzielte Kai Bülow; der Held der vergangenen Relegation gegen Kiel hatte die Löwen schon zuletzt gegen Düsseldorf beim 3:2 in Führung gebracht, per Kopf nach einer Ecke von Michael Liendl. Diesmal in Kaiserslautern handelte es sich um einen Freistoß von Liendl, aber wieder um Bülows Kopf - 1:0 (18.). Es war die allererste Chance der Münchner in diesem Spiel, und es sollte für sehr lange Zeit die einzige bleiben. Die Kaiserslauterer wirkten zunächst wenig geschockt davon, dass sie nach ihrer stürmischen Anfangsphase aus dem Nichts in Rückstand geraten waren. Allerdings mangelte es ihnen bei allem Engagement an Ideen und Durchschlagskraft; dass ihr Passspiel so mangelhaft erschien, war auch dem tiefen, mit Sand aufgeschütteten Geläuf geschuldet. Harmlose Kopfballversuche von Markus Karl (23.) und Stipe Vucur (27.) sowie ein Schuss von Angreifer Jon Dadi Bödvarsson, der am eigenen Mitspieler Tim Heubach abprallte (42.), blieben bis zur Pause die einzigen Gelegenheiten der Pfälzer.

Nach der Pause waren die Löwen noch eine Spur mehr auf Toreverhinderung bedacht. Das von Übungsleiter Möhlmann verordnete 4-4-2-System funktionierte auch in seiner defensivsten Ausrichtung, weil sich Romuald Lacazette, der den angeschlagenen Dominik Stahl ersetzte, neben Kai Bülow gut in der Mittelfeldzentrale einfand und die beiden Stürmer Rubin Okotie und Sascha Mölders mit ihrer Laufarbeit erneut Fleißkärtchen sammelten. Nach einer knappen Stunde ging der erschöpfte Mölders vom Feld, für ihn kam der frühere Kaiserslauterer Stefan Mugosa, kurz darauf wechselte Möhlmann noch den frisch mit einem Profivertrag ausgestatteten Nachwuchsstürmer Nico Karger für Levent Aycicek ein. Um Offensive mühten sich aber nach wie vor nur die Gastgeber, weiterhin einfallslos und fehlerbehaftet. Ein Volleyschuss von Karl ging weit übers Tor (60.), mehr passierte in der äußerst zähen Begegnung lange nicht.

Schön war es nicht. Aber auch Bülow stellt fest: "Wir haben uns stark verbessert."

Erst in der Schlussphase wurde die Partie doch noch spannend. Bödvarsson, der zwei Mal an 1860-Torwart Stefan Ortega scheiterte (73., 78.), leitete den Schlussspurt ein. Als der Isländer Ortega einmal hätte schlagen können, mit einem Kopfball aus kürzester Distanz, rettete Sechzigs Außenverteidiger Gary Kagelmacher artistisch auf der Linie (85.).

Dass die Kaiserslauterer nun alles nach vorne warfen, eröffnete den Münchnern Konterchancen in der Nachspielzeit. Doch Liendl ging die Puste aus, so dass er nur noch einen Kullerball am Tor vorbei zustande brachte, und Karger schoss Okotie an. So musste Ortega noch eine letzte Rettungstat zeigen: Er lenkte einen Distanzschuss des eingewechselten Kacper Przybylko an die Querlatte (90.+4). Dann war Schluss, die Löwen lagen sich jubelnd in den Armen.

Sie hatten so gewonnen, wie man in der zweiten Liga eben Spiele gewinnt. Wenn dann jemand anmerkt, dass das nicht schön ausgesehen habe oder gar ungerecht gewesen sei, dann nimmt eine echte Zweitligamannschaft das als Kompliment. "Wir haben uns stark verbessert", meinte dementsprechend Bülow, der Torschütze des Abends, "wir müssen aber jetzt weiter dran bleiben und punkten." Schließlich wollen die Sechziger ja eine Zweitligamannschaft bleiben.

© SZ vom 02.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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