TSV 1860 München:Eklige Emotionen

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Rudelbildung: Sowohl die Braunschweiger als auch die Sechziger werden Löwen genannt. Unerwartet befand sich auch ein Lama auf dem Platz. (Foto: Susanne Hübner/imago)

Nach dem 1:1 in Braunschweig sorgt 1860-Mittelfeldspieler Bekiroglu für Ärger - Eintracht-Trainer Schubert ärgert sich aber viel mehr über den Schiedsrichter.

Von Markus Schäflein

Der Höhepunkt des Spiels, der unrühmliche, ereignete sich erst nach dem Schlusspfiff. 1:1 (0:0) hatten sich die ehemaligen deutschen Meister Eintracht Braunschweig (1967) und TSV 1860 München (1966) in der dritten Fußball-Liga getrennt. Und selten war die Aussage, ein Remis sei schiedlich-friedlich gewesen, so unangebracht wie diesmal. Der Braunschweiger Benjamin Kessel stand nach einer in letzter Sekunde vergebenen Großchance noch gebeugt auf dem Rasen, da kam 1860-Mittelfeldspieler Efkan Bekiroglu herangeschritten, reichte einem anderen Eintracht-Spieler die Hand, wie es nach Schlusspfiff so üblich ist - und spuckte dann vor dessen Augen Kessel an.

Die Bildung eines riesigen Rudels war die Folge, und 1860-Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel musste hinterher bei Magenta Sport erklären: "Das ist auf das Schärfste zu verurteilen." Es seien zuvor allerdings "einige unschöne Worte gefallen, die ich hier nicht wiedergeben will". Auch Trainer Daniel Bierofka beeilte sich in der Pressekonferenz mit seiner Stellungnahme. "Das Wichtigste zuerst: Ich möchte mich bei Eintracht Braunschweig, bei André Schubert, bei dem Spieler für die Entgleisung meines Spielers Efkan Bekiroglu offiziell entschuldigen", sagte er. "Das darf einfach nicht sein, diese Aktion, die er da gemacht hat. Ich habe ihm schon ganz klare Worte in der Kabine gesagt. Wir haben gewisse Werte bei Sechzig München, in der Mannschaft. So etwas darf in unseren Reihen nicht vorkommen." Der Braunschweiger Trainerkollege Andre Schubert nahm es vergleichsweise gelassen, er meinte zu Bierofkas Statement: "Große Geste, danke dafür. Selbstverständlich nehmen wir die Entschuldigung an. Emotionen gehören zum Fußball dazu, dafür lieben wir ihn ja auch."

Interne Konsequenzen seitens des TSV 1860 werden Bekiroglus eklige Emotionen wohl in jedem Fall haben, ob der Deutsche Fußball-Bund den Vorfall sanktionieren wird, ist indes nicht so klar, wie man meinen könnte. Schiedsrichter Eric Müller hatte die Szene nämlich offenbar nicht gesehen. Sollte Bekiroglu allerdings, was wahrscheinlich ist, aufgrund der Videoaufnahmen gesperrt werden, wird er wohl mehrere Wochen lang fehlen.

Auch die Würzburger Kickers mischen im Kampf um den DFB-Pokal-Platz vier noch mit

Fußball gespielt hatten die beiden Mannschaften zuvor auch noch, und die Münchner konnten mit dem Punkt zufrieden sein, wenngleich sie bis kurz vor Schluss in Führung lagen. Schon in der ersten Hälfte hatten sie Glück, kein Gegentor verzeichnen zu müssen - und in beiden Szenen stand 1860-Torwart Marco Hiller im Mittelpunkt. Erst ließ er einen Distanzschuss von Bernd Nehrig nach vorne prallen und hatte Glück, dass Manuel Janzer beim Nachschuss im Abseits stand (9.). Dann zeigten sich erneut Hillers bekannte Mängel im Spielaufbau, er verlor den Ball an Mike Feigenspan, doch auf dessen Vorlage drosch Janzer den Ball weit über die Querlatte (27.). Sechzig hatte später erneut Glück, dass Prince Osei Owusu nach einem taktischen Foul nicht mit Gelb-Rot vom Platz musste (53.). Diese Szene nervte Schubert dann auch viel mehr als Bekiroglus Aussetzer. "Ich war verärgert darüber, dass eine Reihe von Entscheidungen gegen uns getroffen wurden", sagte er, "ein Spieler muss mit Gelb-Rot vom Feld. Wenn ein Schiri so Einfluss auf das Spiel nimmt, darf ich das auch mal kritisieren, oder?"

Etwas überraschend gingen die Münchner Löwen dann Mitte der zweiten Hälfte in Führung, ein Freistoß von Phillipp Steinhart flog durchs Strafraumgewühl ins Tor (68.). Doch die Braunschweiger Löwen hatten in der Nachspielzeit noch eine Antwort, nach einer Flanke von Niko Kijewski traf Julius Düker mit dem Kopf zum angemessenen 1:1.

Nachdem der SV Wehen-Wiesbaden am Sonntagnachmittag 2:0 gegen Karlsruhe gewann, ist der Aufstiegs-Relegationsplatz bei elf Punkten Rückstand und noch sieben ausstehenden Partien endgültig abzuhaken - Platz vier und die DFB-Pokal-Qualifikation über die Liga sind bei sechs Zählern Rückstand auf Halle allerdings noch möglich. Selbiges gilt für die Würzburger Kickers, die nach dem 3:2 gegen Münster ebenso punktgleich mit Sechzig sind wie Kaiserslautern (je 44). Auch Rostock (45) mischt im Rennen um Platz vier noch mit. Ob Bekiroglu noch mitmischt, bleibt hingegen abzuwarten.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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