TSV 1860 München:Demo gegen den Kohleausstieg

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Robert Reisinger. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Ein "Monday for future" und ein Brief an alle Mitglieder: Ein 1860-Fan hat viele Ideen, um seine Angst vor der "Amateurfalle" kundzutun.

Von Markus Schäflein

Am Montag soll es beim Trainingsauftakt des Drittligisten TSV 1860 München zu einer Großdemonstration kommen. Der 70-jährige Allgemeinmediziner Thomas Schummer aus Mainburg plant jedenfalls eine Art "Monday for Future", denn der Anhänger sieht angesichts der Politik des Präsidiums um Robert Reisinger den Löwenuntergang kommen; er fürchtet, dass Sechzig für alle Zeiten für Fußballprofis unbewohnbar wird. In einem Brief an die Regionalbeauftragten der Fanorganisation Arge teilt er mit, er wolle "beim Trainingsauftakt mit möglichst vielen Fans medienwirksam gegen die Amateurisierungstendenzen demonstrieren". Das Blöde ist nur, dass Trainer Daniel Bierofka am Montag einen Laktattest in Oberhaching angesetzt hat, so dass die Montagsdemonstration wohl auf den Dienstag verschoben werden muss.

Zudem will Schummer, wie er in seiner rund 600 Mitglieder starken Facebookgruppe "Rettet die Löwen!" berichtet, einen Brief an alle Mitglieder schicken. Mit dem Aufruf, am 30. Juni zur Mitgliederversammlung zu erscheinen - und Reisinger, der den Kohleausstieg bei Investor Hasan Ismaik vollzog, nicht zu wählen. Bei der Versammlung entscheide sich "endgültig, welchen Weg der Verein gehen wird: Amateurfußball ohne adäquate Fremdmittel oder möglichst erfolgreichen Profifußball", heißt es darin. "Als langjähriger besorgter Löwenfan bitte ich Sie: Üben Sie Ihr Wahlrecht aus! Nehmen Sie sich an diesem Sonntag Zeit. Organisieren Sie sich. Bilden Sie Fahrgemeinschaften. Für große Spiele, vor allem für Schicksalsspiele, haben wir alle ja auch schon so manchen Tag geopfert. Hier ist ein solches Endspiel!" Denn: "Durch den vom Präsidium (...) ausgerufenen "Konsolidierungskurs" drohen unsere geliebten Löwen für alle Zeiten in der Amateurfalle zu verschwinden."

Dieses Schreiben wollte Schummer gegen Bezahlung von der Geschäftsstelle des TSV 1860 verschicken lassen - Reisinger intervenierte zunächst. Einem Urteil des Oberlandesgerichtes München von 2016 zufolge kann der Arzt den Versand oder gar die Herausgabe der Mitgliedsdaten allerdings durchaus einklagen - bei einem "berechtigten Interesse". Und dazu könnte auch Wahlwerbung in Form einer "Werbebotschaft" gehören.

Die Frage ist nun, ob es schon Wahlwerbung ist, wenn jemand empfiehlt, jemand anderen nicht zu wählen. Möglicherweise entscheidet sich das Präsidium doch noch dazu, den Brief zu verschicken - sonst droht eine langwierige Anfechtung sämtlicher Beschlüsse der Mitgliederversammlung. Und derartige Prozesse haben sie bei Sechzig schon genügend erlebt.

© SZ vom 15.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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