TSV 1860 München:Bedingt begeistert

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Weiter ungeschlagen im Schneckenrennen der dritten Liga: 1860-Trainer Michael Köllner. (Foto: imago images)

Nachwuchsstürmer Noel Niemann trifft erneut, die Löwen setzen ihre Ungeschlagen-Serie fort - aber Trainer Michael Köllner übt nach dem 1:1 in Meppen Kritik.

Von Markus Schäflein

Was fühlt sich schöner an: das erste Tor im Profifußball oder vielleicht doch das zweite gleich eine Woche später? Man weiß es nicht, denn Noel Niemann durfte nicht zu Interviews erscheinen. Der Torschütze des TSV 1860 München beim 1:1 in Meppen, der eine Woche zuvor seinen ersten Drittligatreffer erzielt und nun einen weiteren nachgelegt hatte, erhielt von Trainer Michael Köllner ein Sprechverbot. "Er soll jetzt mal regenerieren und Pause machen, damit sein Kopf in den nächsten Wochen intakt ist", sagte Köllner der sichtlich enttäuschten Reporterin von Magenta Sport, und auch auf die Frage, ob Niemann die Erwartungen mal wieder erfüllt habe, antwortete Köllner recht nüchtern: "Bedingt."

Einen 20-Jährigen vor dem Abheben zu bewahren, gehört ja auch zu den Aufgaben eines Übungsleiters - aber Köllner hatte tatsächlich Grund zu einer gewissen Unzufriedenheit, auch mit Niemann. In dessen Bilanz stand, neben einem Traumtor (50. Minute) nach einem weiten Schlag von Dennis Erdmann, nämlich auch eine ausgelassene Großchance wenig später: "Den Ball auf Stefan Lex darf er nicht mehr spielen, sondern er muss innen weiter gehen", sagte Köllner zu der Szene.

Der TSV 1860 hat in der dritten Fußball-Liga, mittlerweile empfiehlt sich ein Taschenrechner, seit elf Spielen nicht mehr verloren und mithin in keiner der neun Partien, seit Köllner das Amt übernommen hat. Der Trainer war allerdings bei Weitem nicht so begeistert, wie diese Serie es nahelegen würde, nicht nur der vergebenen Möglichkeiten wegen. "In den ersten 15 Minuten waren wir nicht auf dem Platz, da waren wir schläfrig und haben mehrere Ecken zugelassen", klagte er. Nun ist das Zulassen mehrerer Ecken im Fußball (sofern nicht die beliebte Regel "Drei Ecken, Elfmeter" angewendet wird) an sich noch kein Problem. Wenn man einen gegnerischen Spieler bei einem Eckstoß allerdings so ungedeckt lässt wie die Löwen in der 4. Minute im Emsland den Meppener Topscorer Deniz Undav, dann ist es halt eine "Katastrophe" (Köllner): Früh lagen die Löwen in Rückstand, in der Folge mussten sie sich auf ein torchancenarmes Kampfspiel auf miesem Untergrund einlassen.

In der zweiten Hälfte, nach der Einwechslung von Tim Rieder für den diesmal enttäuschenden Dennis Dressel, waren sie dann die bessere Mannschaft. Aber ihre eigenen Möglichkeiten ließen sie, auch durch Niemann, liegen, und am Ende konnten sie sich für den einen Zähler noch bei ihrem Torwart Marco Hiller bedanken. Valdet Rama, früherer Zweitliga-Löwe, legte auf für den früheren Regionalliga-Löwen Nicolas Andermatt, dessen Schuss parierte Hiller; ebenso wie einen unplatzierten Versuch des eingewechselten Meppeners Hilal El-Helwe.

So blieb es beim Remis, das die Ausgangslage der Löwen im Schneckenrennen um einen Aufstiegsplatz nicht verändert, und die Situation im Kampf um den Klassenverbleib ebenfalls nicht: Der Abstand auf Rang drei beträgt weiterhin sechs Punkte, die Distanz zur Abstiegszone immer noch neun. Es gehört ja zu den Eigenheiten der dritten Liga, dass es sich lohnt, beides im Auge zu behalten. Es folgen nun zwei Heimspiele gegen die Abstiegskandidaten Magdeburg und Chemnitz, aber auch das muss nicht so viel heißen, wie es verheißt.

© SZ vom 17.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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