TSV 1860 München:Auf der Suche nach Stabilität

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Zupackender Typ: 1860-Schlussmann Stefan Ortega hielt gegen Bochum einen Elfmeter und damit einen Punkt fest. Aber "lieber hätte ich einen richtigen Bock geschossen und wir hätten 2:1 gewonnen", sagt er. (Foto: Philippe Ruiz/imago)

Während 1860-Trainer Benno Möhlmann nach dem 1:1 gegen Bochum versucht, die Unruhe im Verein auszublenden, klagt Torwart Stefan Ortega über "große Enttäuschung" im Team.

Von Patrick Reichardt

Mit der neuesten Episode des aufgeführten Theaters bei seinem Verein will sich Benno Möhlmann gar nicht so genau beschäftigen. Trainer des stark abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München zu sein, ist derzeit ja auch Aufgabe genug, schließlich steht in den kommenden drei Monaten einmal mehr nicht weniger als die Zukunft des Traditionsvereins auf dem Spiel. Also sagt Möhlmann nach einem turbulenten Wochenende, an dem der jordanische Klub-Investor Hasan Ismaik die Ablösung der beiden Geschäftsführer Markus Rejek und Noor Basha gefordert hat, am Montag: "Das hilft uns nicht, aber wir haben unseren eigenen Bereich." Der Rekordtrainer der zweiten Bundesliga gesteht ein: "Ich habe es nicht einmal alles nachgelesen."

Sportlich lief es bei den leidgeplagten Löwen am Sonntag dafür mal wieder besser als zuletzt. Das 1:1 gegen den ambitionierten VfL Bochum bedeutete den ersten Punktgewinn seit Ende November. "Wir müssen ehrlich bleiben. Bochum ist grundsätzlich besser aufgestellt. Mit so einem Spiel können wir nicht unzufrieden sein, sondern müssen es positiv aufnehmen", erklärte Möhlmann. In der Tabelle hat sich dadurch wenig geändert, weil auch der direkte Konkurrent aus Paderborn beim 1:1 in Bielefeld unentschieden spielte und damit drei Punkte vor den Münchner bleibt. Nur die Nichtabstiegsränge geraten nach dem überraschenden Sieg des FSV Frankfurt beim FC St. Pauli (3:1) in immer weitere Ferne, die sportliche Situation wird also nicht einfacher.

Der 61-jährige Möhlmann weiß aus eigener Erfahrung, dass es nicht so einfach ist, wenn man da unten im Keller steht. Er fordert: "Wir müssen uns von der Situation freimachen." In dieser Spielzeit wird der TSV 1860 München aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr aus dem Tabellenkeller herauskommen, also geht es nun darum, wenigstens den Fuß auf die Treppe zu bekommen und nicht völlig ins Bodenlose zu fallen. "Die wichtigen Spiele kommen noch", sagt Möhlmann und spielt damit auf die direkten Duelle mit weiteren abstiegsgefährdeten Teams an. Das erste davon steht bereits am Samstag (13 Uhr) an, wenn die Löwen Fortuna Düsseldorf empfangen. Den einen Punkt aus der Partie gegen Bochum will der Trainer dann "veredeln", wie er es ausdrückte.

"Wir wollen unbedingt siegen, aber es klappt nicht, warum auch immer", sagt Schlussmann Ortega

Am Sonntag hatte Möhlmann sein System geändert und eine 4-2-3-1-Aufstellung spielen lassen. Der zweite defensive Mittelfeldspieler brachte den Löwen in Person von Dominik Stahl eine Stabilität, die sich im Kampf gegen den Abstieg als wertvoll erweisen könnte. Auf die Bank musste dafür Stürmer Sascha Mölders, der erst im Winter von Europa-League-Teilnehmer FC Augsburg an die Isar gewechselt war. Mölders sei überrascht gewesen, jedoch sehe er seinen direkten Widersacher, Rubin Okotie, in der derzeitigen Lage "einfach ein Stück vorne", berichtete Möhlmann.

Den einen Punkt verteidigt hatte am Sonntag Torhüter Stefan Ortega, der einen Strafstoß von Arvydas Novikovas parierte und damit den 1:1-Endstand festhielt. Ortega selbst ist damit wenig glücklich, er sagt: "Lieber hätte ich einen richtigen Bock geschossen und wir hätten 2:1 gewonnen." Der 23-Jährige will die derzeitige Lage nicht ganz so positiv werten wie sein Trainer. Die Stimmung sei "ernüchtert, die Enttäuschung groß". Auf einen Erfolg in der Liga wartet Sechzig mittlerweile seit über drei Monaten. "Wir wollen unbedingt siegen, aber es klappt nicht, warum auch immer", sagt Ortega in fast schon resignierendem Ton. Das einzig Positive sei, dass die Konkurrenz ja auch nicht gewinne. Sich darauf bis zum Saisonende zu verlassen, wird von Platz 17 aus aber gewiss nicht reichen.

Der bislang unumstrittene Möhlmann musste am Sonntag selbst erstmals Kritik von den Fans einstecken. "BM: 3 Siege, 2 Unentschieden, 7 Niederlagen! Wir bringen Leistung seit 15 Jahren", hieß es auf einem Transparent. Der Trainer reagierte darauf gelassen: "Da standen ja nur Fakten geschrieben." Eine solche Reaktion sei für ihn vollkommen in Ordnung. Möhlmann weiß selbst, dass die bisherige Ausbeute nicht genug ist.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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