TSV 1860 München:Achse der Grillmeister

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Timo Gebhart, Sascha Mölders und Jan Mauersberger verleihen der jungen Mannschaft von Trainer Bierofka Sicherheit. Sollten sie fit bleiben, könnte 1860 aufsteigen.

Von Christoph Leischwitz

Daniel Bierofka kennt die Regionalliga eben, das Drumherum und auch den Fußball, der gespielt wird. Deshalb weiß er auch, dass in Buchbach einige um den Platz "schleichen und schauen, wo man ohne Ticket zuschauen kann". Ob er das nur mutmaßt - oder ob ihm das sein Onkel erzählt hat, das sagt der Trainer des TSV 1860 München nicht. Sein Onkel Egon Bierofka ist Leiter des 1860-Fanklubs in Buchbach, und das ist nur ein Indiz dafür, dass die Löwen am Mittwochabend (19 Uhr) ein weiteres Heimspiel haben werden im mit 2500 Zuschauern natürlich ausverkauften Stadion. In Wahrheit dürfte es ohnehin so sein, dass die Sechziger in der Regionalliga ziemlich genau 37 Heimspiele haben werden. Abgesehen davon, dass man aufgrund der Vorkommnisse im letzten Arena-Spiel in der Geschichte des Klubs am 1. August gegen den 1. FC Nürnberg II ein Geisterspiel austragen wird, muss man bestenfalls noch das Auswärtsspiel gegen Bayern München II ebendort abziehen - ansonsten dürften die Sechzig-Fans überall dominieren.

Anders als die Abstiegsmannschaft von Trainer Pereira, hat die Elf von Bierofka Lust zu kämpfen

Neben dem Platz, das sei in Buchbach alles ganz schön, sagt Bierofka, tatsächlich handelt sich eher um einen Rummel- als um einen Fußballplatz. Doch auf dem Rasen werde es "ganz unangenehm". Am vergangenen Freitag, beim 3:1 gegen Wacker Burghausen, war schon klar geworden, dass sich der Meisterschaftsfavorit auf keinen Fall nur auf seine spielerischen Qualitäten verlassen darf. "Viele Fouls" habe es gegeben, sagte der gefeierte Timo Gebhart hernach, er selbst habe sich die Schmerzen aus einem Zeh spritzen lassen müssen. In der ersten Halbzeit hatte die Gangart die Sechziger ausgebremst, doch letztlich waren es die Gäste, die einen hohen Preis zahlten. Burghausens 1:0-Torschütze Tobias Janietz dürfte mit Jochbein- und Augenhöhlenbruch länger fehlen. Beim laut Trainer Patrick Mölzl "wichtigsten Spieler", Philipp Knochner, droht nach Kreuzbandriss sogar das Saisonaus. Vieles in diesem ruppigen Spiel geschah gar nicht aus Boshaftigkeit. Gerade zu Saisonbeginn fehlt oft noch das Timing für die harten Zweikämpfe. Und wenn Profis auf Amateure treffen, scheint sich dieser Effekt zu verstärken. Doch im Großen und Ganzen könnte sich für Sechzig tatsächlich alles fügen: Die Lust zu kämpfen, das ist genau das, was die Fans der Abstiegsmannschaft gegen Ende der vorigen Saison mit guten Argumenten abgesprochen hatten.

Eine glückliche Fügung sind in diesem Zusammenhang auch die drei erfahrenen Profis im Kader, auch sie sind für beides gedacht: Für das Spiel auf dem Platz und für das Drumherum. Bierofka fand, dass die Jungen zu Beginn nervös gewesen seien und Anlaufschwierigkeiten hatten - auch wegen der Atmosphäre. "Lustigerweise, die Alten holen die Kohlen aus dem Feuer", sagte Jan Mauersberger. Für Kastanien ist auch einfach noch nicht die Jahreszeit. Neben den Erfahrenen können sich die vielen jungen Spieler, die sich um sie scharen, voll darauf konzentrieren, ins kalte Wasser zu springen - Mauersberger, Gebhart und Sascha Mölders leiten an.

Bierofka kennt das Potential seiner Mannschaft, viele wichtige Spieler jener Auswahl, die vergangene Saison schon Zweiter wurde, sind ja noch da. Nun geht es darum, dass sie nicht nervös werden. Der große Unterschied zur vorigen Saison, das sei die "öffentliche Aufmerksamkeit - das wird die große Herausforderung sein" - das hatte Bierofka schon zwei Wochen vor dem Saisonstart gesagt. Nun gab es lediglich eine "kurze Regenerationsphase", das hatte Mauersberger nach dem Burghausen-Spiel angemerkt, dann gebe es wieder auf die Knochen. In Buchbach werde stets am "Rande des Erlaubten" gespielt, findet Bierofka, der vergangene Saison im oberbayerischen Dorf nicht über ein 0:0 hinauskam. Wie hart es auch immer werden mag in Buchbach, die Regenerationsphasen bleiben kurz, gleich drei englische Wochen stehen an. Sollten aber die drei Meister der Grillkohle fit bleiben, wird es schwer werden für die Konkurrenz, den Sechzigern die Meisterschaft streitig zu machen.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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