Vincenzo Nibali hat die zweite Etappe der 101. Tour de France gewonnen und Marcel Kittel das Gelbe Trikot abgenommen. Der Italiener gewann am Sonntag nach 201 Kilometern über neun Steigungen in Sheffield nach einem erfolgreichen Ausreißversuch in der Schlussphase des Rennens.
"Das war eine schwierige Etappe", sagte Nibali im Ziel, dann fügte er an: "Beim Finale hat jeder versucht, die anderen zu beobachten, jeder wollte angreifen. Ich habe einfach reingehalten und es durchgezogen."
Der am Vortag schwer gestürzte Mark Cavendish konnte das Rennen mit einer Schultereckgelenk-Sprengung nicht fortsetzen. Tour-Rekordteilnehmer Jens Voigt verlor sein am Vortag gewonnenes Bergtrikot. Die Favoriten um Titelverteidiger Chris Froome und Alberto Contador erreichten das Ziel kurz hinter dem Tagessieger.
"Es war zum Genießen"
Kittel rettete seine Führung auf dem schweren Teilstück erwartungsgemäß nicht. Weit mehr als der Verlust des Gelben Trikots dürften Kittel am Sonntag die neun Bergwertungen der 201 Kilometer langen Etappe nach Sheffield geschmerzt haben. Dem höher werdenden Tempo der Feldes konnte er im letzten Drittel nicht mehr folgen und ließ abreißen. "Trotz der 3000 Höhenmeter war es ein fantastischer Tag auf dem Rad. Es war zum Genießen, auch wenn ich im Grupetto gelandet bin", sagte Kittel.
Radsport:Tour-Aus für gestürzten Cavendish
Bänderrisse in der Schulter, Verrenkung im Eckgelenk: Für Mark Cavendish ist die Tour de France schon nach einer Etappe beendet. Sauer über die Kollision im Schlusssprint ist er nicht - der Brite kündigt sogar eine Entschuldigung an.
In der finalen Phase geriet das Rennen zu einer ersten Prüfung der Top-Favoriten. Am Anstieg zur Jenkin Road, einer Bergwertung der vierten Kategorie fünf Kilometer vor dem Ziel, wagten Titelverteidiger Christopher Froome (Großbritannien/Sky) und Herausforderer Alberto Contador (Spanien/Tinkoff) erste Ausreißversuche. In der Abfahrt setzte dann der italienische Mitfavorit Vincenzo Nibali (Astana) den entscheidenden Angriff und löste Kittel mit dem Etappensieg als Gesamtführenden ab.
Voigt ein letztes Mal im Fernsehen
Wie Kittel tritt auch Altmeister Jens Voigt am Montag wieder im gewohnten Team-Trikot an. Zum Auftakt am Samstag hatte der 42-Jährige mit einer Solofahrt brilliert und sich am Ende mit dem Bergtrikot belohnt - nach 1998 das zweite seiner Karriere. "Jetzt war ich ein letztes Mal im Fernsehen", sagte Voigt, der mit seiner 17. Teilnahme zu den Rekordteilnehmern George Hincapie (USA) und Stuart O'Grady (Australien) aufschloss: "Ich war weit über meinem Limit, bin 'all in' gegangen."
Nach dem Auf und Ab auf der zweiten Etappe ist das dritte Teilstück der 101. Tour de France wieder nach dem Geschmack der Top-Sprinter. Über 155 Kilometer führt der letzte Tagesabschnitt in England von der Universitätsstadt Cambridge in die Hauptstadt London. Die kurze, flache Etappe bietet vom Profil her keinen großem Schwierigkeiten, kommt ohne Bergwertung aus und dürfte demnach in einem Sprint enden - für Marcel Kittel die große Chance auf einen weiteren Tagessieg.