Tour de France:Kittel schnappt Greipel den Sieg weg

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Tagessieg für Marcel Kittel. (Foto: REUTERS)

Erster deutscher Doppelsieg bei der Tour de France seit 13 Jahren: In einem spannenden Zielsprint übertölpelt Marcel Kittel den Führenden André Greipel, der sich eigentlich schon als Sieger wähnt. Ärger gibt es um einen Bodycheck weiter hinten im Feld.

Marcel Kittel saß völlig entkräftet auf seinem Rennrad und schien doch der glücklichste Mann in der gesamten Bretagne, André Greipel flüchtete sich dagegen enttäuscht in Sarkasmus: Die beiden Top-Sprinter haben die "deutsche Woche" bei der 100. Tour de France mit dem ersten Doppelsieg seit 13 Jahren mustergültig eingeläutet - und beendeten die 10. Etappe doch in zwei gänzlich verschiedenen Gefühlswelten.

Während Kittel seine Tour-Erfolgsgeschichte mit seinem zweiten Tageserfolg fortschrieb, haderte Greipel mit dem Straßenbelag auf den letzten Metern in Saint-Malo. "Ich hatte einen super Punch, war dann aber überrascht von dem Kopfsteinpflaster", sagte Lotto-Profi Greipel. Der 30-Jährige war in Führung liegend dem Ziel entgegengejagt und sah wie der sichere Sieger aus, ehe ihn die kurze, nicht einkalkulierte und holprige Passage aus dem Rhythmus brachte. "Das ist nur die Tour de France. Das passt schon", sagte Greipel zynisch und fügte hinzu: "Sowas müsste man eigentlich wissen. Ich bin total enttäuscht, der Sprintzug war perfekt."

Sein Teamkollege und Kumpel Marcel Sieberg pflichtete ihm bei: "André hatte einen guten Vorsprung, dann ist ihm ist das Hinterrad weggesprungen." Für Marcel Kittel war dies ohne Belang. "Ich wusste auch nichts davon, es war für jeden Fahrer gleich", sagte er. Der 25 Jahre alte Sprinter bewies erneut seine starke Form bei seiner erst zweiten Frankreich-Rundfahrt, die nach dem Auftaktsieg auf Korsika mit je einem Tag in Gelb und Grün begonnen hatte. "Ich bin so glücklich, dass wir eine derart erfolgreiche Tour haben. Die letzten Kilometer waren sehr hektisch, jede Mannschaft wollte vorne fahren. Aber meine Jungs haben heute wieder toll gearbeitet", sagte Kittel.

Aufgrund des starken Küstenwindes entwickelte sich ein extrem nervöses und schnelles Finale, in dem sich Kittel taktisch clever verhielt. Kittel suchte das Hinterrad Greipels und übersprintete den fünfmaligen Tour-Etappensieger auf den letzten Metern. Es war der erste deutsche Doppelsieg seit dem Jahr 2000. Damals hatte in Vitré Marcel Wüst vor Sprint-Legende Erik Zabel triumphiert.

Unrühmlich verhielt sich am Dienstag Cavendish, der Kittels Teamkollegen Tom Veelers bei höchster Geschwindigkeit vom Rad stieß. Der Niederländer fiel spektakulär, blieb aber wohl weitgehend unverletzt. "Ein Typ namens Mark Cavendish hat mir einen Bodycheck gegeben. Das ist das Letzte, an das ich mich erinnere", sagte Veelers.

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