Starkregen, Stürze und ein Überraschungssieger: Unter schwierigsten Bedingungen hat der Norweger Alexander Kristoff den hektischen Auftakt einer speziellen Tour de France gewonnen. Der 33-Jährige vom Team UAE Emirates raste am Samstag in Nizza nach teils chaotischen 156 Kilometer zum Sieg und jubelte über das Gelbe Trikot.
"Ich habe immer schon davon geträumt, einmal das Gelbe Trikot zu tragen, mehr geht nicht als Radfahrer", sagte Kristoff. Im Zielsprint an der berühmten Promenade des Anglais verwies er den dänischen Weltmeister Mads Pedersen und Cees Bol aus den Niederlanden auf die Plätze. Bester Deutscher wurde Tour-Debütant Jonas Koch auf dem 21. Rang.
Die Favoriten im Kampf um den Gesamtsieg um Emanuel Buchmann hielten sich erwartungsgemäß zurück. Titelverteidiger Egan Bernal und die Herausforderer Primoz Roglic sowie Thibaut Pinot mussten dennoch erste kleinere Rückschläge einstecken: Pinot erwischte es beim Massensturz im Finale am heftigsten. Zuvor waren Bernals russischer Teamkollege Pawel Siwakow und auch George Bennett aus dem Jumbo-Team zu Fall gekommen.
50 Kilometer vor dem Ziel reduziert das Feld das Tempo
Kurz vor dem scharfen Start der Frankreich-Rundfahrt war nochmals deutlich geworden, dass diese Ausgabe anders als alle vorherigen ist. Im Rahmen der strengen Corona-Schutzmaßnahmen rollten die 176 Fahrer - darunter zwölf Deutsche - mit Maske zur Startlinie. Nur wenige Zuschauer waren in diesem Bereich zugelassen. Auf den ersten Kilometern durch die Innenstadt Nizzas standen jedoch Tausende Fans am Streckenrand, wenngleich nicht die Massen, die bei einem "Grand Depart" zu normalen Zeiten erwartet worden wären.
Eine dreiköpfige Ausreißergruppe ohne deutsche Beteiligung wurde vom Hauptfeld an der kurzen Leine gehalten. Das Tempo war hoch, das Rennen durch einsetzenden Regen hektisch, diverse Fahrer kamen auf der zunehmend rutschigen Straße zu Fall. Caleb Ewan, Sam Bennett, Richie Porte, Julian Alaphilippe - die Liste der Sturzopfer war prominent besetzt. Etwa 50 Kilometer vor dem Ziel - die Ausreißer waren bereits gestellt - reagierte das Feld und reduzierte das Tempo. Einer der Wortführer war dabei der deutsche Profi Tony Martin, der seine Kollegen erfolgreich zur Mäßigung aufforderte. Das Risiko weiterer Unfälle wurde so zumindest minimiert, auch wenn es zu weiteren Stürzen kam.
Als sich im Finale die Sprintzüge formierten, kam es erneut zu einem Massensturz - dieses Mal war auch Pinot betroffen. Der Hoffnungsträger der Franzosen rollte sichtlich bedient, aber offenbar ohne schwere Verletzung ins Ziel.
