Titelrennen in Europa:Was Fink in Zypern will? Meister werden!

Es gibt Länder in Europa, in denen das Titelrennen viel spannender ist als in der Bundesliga. Von einem Dreikampf in der Türkei, einem furiosen Aufsteiger in Rumänien und Thorsten Fink, der Zypern erobern will. Die Ligen im Überblick.

Von Nils Mayer

Spanien

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(Foto: AP)

In der Bundesliga haben sich die spanischen Verhältnisse (Bayern vs. BVB) vorerst aufgelöst, da die Dortmunder eine Saison weit unter ihren Ambitionen spielen. Wie gut, dass wenigstens in Spanien noch spanische Verhältnisse herrschen. In der Priméra División liegt der FC Barcelona (87 Punkte) nur knapp vor Real Madrid (85), der Rest ist abgeschlagen. Die Form spricht eher für Barça: Nach der großen Messi-Show beim 3:0 im Halbfinale der Champions League gegen den FC Bayern bestehen doch Zweifel, dass diese Mannschaft noch ein Spiel verlieren könnte. Drei Partien müssen sie noch überstehen, die härteste Prüfung: Am vorletzten Spieltag muss die Mannschaft von Trainer Luis Enrique ins Estadio Vicente Calderón zu Atlético Madrid.

Frankreich

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(Foto: REUTERS)

Was für ein Glück für Paris Saint-Germain: Rechtzeitig zum Saisonendspurt in Frankreich kann PSG wieder auf Zlatan Ibrahimovic (Bild) setzen, der seine Sperre von drei Spielen abgesessen hat. Guingamp, Montpellier und Reims heißen die Gegner der Pariser (74 Punkte) in den restlichen Partien, klingt eher nach lockeren Trainingsspielchen als nach harten Aufgaben. Mit Gerüchten über ein Interesse an Stürmer Alexandre Lacazette, der 27 Tore in 31 Spielen in dieser Saison erzielt hat, stört der Klub aus der Hauptstadt zudem die Konzentration des schärfsten Konkurrenten Olympique Lyon (71), Serienmeister von 2002 bis 2008. "Sie versuchen uns, aus dem Tritt zu bringen. Das ist Krieg", sagt Lyons Trainer Hubert Fournier.

Türkei

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(Foto: dpa)

Die Meisterschaft in der Türkei ist nichts für Menschen mit einem erhöhten Herzinfarkt-Risiko. In Beşiktaş, Galatasaray (beide 64 Punkte) und Fenerbahçe (63) liegen die drei großen Istanbuler Vereine fünf Spieltage vor Schluss fast gleichauf. Und als wäre die Konstellation nicht schon spannend genug, kommt es am vorletzten Spieltag zum Derby zwischen Galatasaray und Beşiktaş, das einen krassen Nachteil hat: Wegen des Stadionneubaus trägt das Team von Slaven Bilić seine Heimspiele in der Fremde aus. "Wenn wir in dieser historischen Auswärtssaison den Titel holen würden, wären wir Helden für die Ewigkeit", sagte Mittelfeldspieler Olcay Şahan, der früher beim MSV Duisburg und beim 1. FC Kaiserslautern spielte, bei reviersport.de.

Russland

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(Foto: AFP)

Fast entschieden ist die Meisterschaft in Russland. Zenit Sankt Petersburg (60 Punkte) steht kurz vor dem Titelgewinn, der Vorsprung auf FK Krasnodar beträgt sechs, auf Meister ZSKA Moskau sogar zehn Punkte. Anatolij Timoschtschuk hat nur wenig zu der erfolgreichen Saison beigetragen, der ehemalige Münchner, immerhin schon 36, spielte bisher nur 293 Minuten. Die Akteure, die das Zenit-Spiel prägen, sind andere: der Belgier Alex Witsel und der Portugiese Danny im Mittelfeld sowie der brasilianische Stürmer Hulk (im Bild) mit seinen 13 Toren in 25 Spielen.

Portugal

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(Foto: REUTERS)

Nur noch drei Spiele trennen Benfica Lissabon vom 34. Meistertitel in Portugal. Der Traditionsklub (78 Punkte) führt vor seinem großen Rivalen FC Porto (75), beim direkten Duell in Lissabon Ende April verpasste Porto das Überholmanöver. Die Partie endete torlos, nach dem 1:6 im Champions-League-Rückspiel beim FC Bayern immerhin ein Fortschritt in der Defensive. Trotzdem: Benfica darf sich keinen Fehltritt erlauben.

Belgien

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(Foto: AFP)

Offener denn je ist die Finalrunde in Belgien, in der der FC Brügge eigentlich als Favorit gilt. Doch Brügge hat Anfang Mai bei Standard Lüttich mit 0:1 verloren. Der KAA Gent (42 Punkte) nutzte den unerwarteten Patzer, zog an Brügge (41) vorbei und steht jetzt vor dem größten Erfolg in seiner Vereinsgeschichte. Noch nie stand der Klub aus Ostflandern am Ende einer Saison ganz oben in der Tabelle. Und es wird auch diesmal schwer: Gent muss an den letzten vier Spieltagen noch in Brügge und beim Serienmeister RSC Anderlecht (38) ran.

Tschechien

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(Foto: dpa)

An Viktoria Pilsen erinnert sich der FC Bayern noch gerne. Im Oktober 2013 gewannen die Münchner in der eigenen Arena mit 5:0. In der nächsten Saison könnten die Pilsener mit Daniel Kolar (Bild) wieder in der Champions League spielen, der Klub (63 Punkte) liefert sich in Tschechien einen packenden Zweikampf mit Meister Sparta Prag (60), den er im direkten Aufeinandertreffen mit einem Sieg oder Unentschieden für sich entscheiden könnte. Das Torverhältnis spricht für Viktoria, das das Hinspiel mit 2:0 gewann. Sollte Pilsen, sonst eher wegen seiner Brauerei bekannt, doch noch mehrmals patzen, bliebe in diesem Sommer immerhin der Titel als Kulturhauptstadt Europas.

Georgien

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(Foto: REUTERS)

Dila Gori ist nicht etwa der Name einer Giraffe im Tierpark Hellabrunn, Dila Gori ist Spitzenreiter der ersten Liga Georgiens mit 54 Punkten. Dahinter lauern zwar der starke Aufsteiger Dinamo Batumi (51) und Meister Dinamo Tiflis (50), die Verfolger treffen in einem der vier ausstehenden Spielen allerdings noch aufeinander. Das Städtchen Gori, Stalins Geburtsort, steht vor der ersten Meistersause, und in Dänemark und Kroatien zittern einige Fans bereits. Im Sommer 2013 warfen die Georgier Aalborg BK und Hajduk Split aus der Europa League.

Rumänien

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(Foto: imago/ZUMA Press)

Kann ein Aufsteiger auf Anhieb Meister werden? In den großen Ligen des europäischen Fußballs ist ein solches Kunststück so gut wie unmöglich geworden. Anders sieht es in Rumänien aus: Dort liegt ASA Targu-Mures (65 Punkte) vier Spieltage vor Saisonende vor Steaua Bukarest (63, im Bild Gabriel Tamas), dem amtierenden Meister und Champions-League-Teilnehmer in der Saison 2013/2014. Und das mit einem Team, dessen Führungsspieler kurz vor der Fußball-Rente stehen: der senegalesische Mittelfeldspieler Ousmane N'Doye ist 37 Jahre alt, Torwart Eduard Stancioiu 34 und Kapitän Gabriel Muresan 33. Statt in der Altherrenmannschaft laufen sie in der nächsten Saison womöglich in der Champions-League-Qualifikation auf.

Ukraine

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(Foto: dpa)

Was waren das noch für Zeiten, als Dynamo Kiew in den siebziger Jahren eine der besten osteuropäischen Mannschaften war. Oder als der Klub 1999 mit Andrey Schewtschenko und Sergej Rebrow bis ins Halbfinale der Champions League stürmte und erst am FC Bayern scheiterte. Danach verschwand Dynamo von der großen Bühne, in den vergangenen fünf Jahren dominierte Schachtjor Donezk (im Bild Douglas Costa) den Fußball in der Ukraine. Jetzt könnten die Kiewer die kleine Schachtjor-Ära beenden. Dynamo (56 Punkte) hat keines der bisherigen 22 Saisonspiele verloren, Dnipro Dnipropetrowsk (50) und Schachtjor (49) sind die Verfolger. Aber genau genommen ist Fußball in der Ukraine auch gerade nicht so wichtig.

Zypern

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(Foto: imago/Oliver Ruhnke)

Kurz nach seinem Amtsantritt bei Apoel Nikosia sagte Thorsten Fink: "Viele in Deutschland mögen die Nase rümpfen und sich fragen: Was will der denn da?" Nun ja, Meister werden vielleicht. Weit weg vom Hamburger SV fühlt sich der Trainer so richtig wohl. Und das liegt nicht nur an der Sonne und Brandy Sour, dem Nationalgetränk Zyperns. Mit Apoel (58 Punkte) führt Fink die Meisterrunde an, bereits fünf Punkte Vorsprung hat der Klub auf Apollon Limassol (53). Doch der Vorsprung erscheint eher trügerisch sicher: In einem der drei verbleibenden Spiele trifft Apoel noch auf Limassol.

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