Tischtennis:Spaßverderber aus Düsseldorf

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Die Siegesserie ist gerissen: Für Bastian Steger ebenso wie für seinen TSV Bad Königshofen. (Foto: Revierfoto/imago)

Der Rekordmeister stoppt den Lauf des TSV Bad Königshofen, der dadurch wieder aus den Playoff-Rängen herausrutscht. Während der TTC Neu-Ulm mit einem Sieg am Dienstag sogar Bundesligazweiter werden könnte.

Von Andreas Liebmann

Letztlich war es nur eine Frage der Sichtweise: "Düsseldorf stoppt Bad Königshofen" lautete am Sonntag die Schlagzeile auf der Internet-Plattform mytischtennis.de. Die Seite der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) titelte dagegen: "Auch von Bad Königshofen nicht zu stoppen: Düsseldorf siegt 3:1." Die einen betonten also die gerissene Siegesserie des noch vor wenigen Wochen als abstiegsbedroht geltenden TSV Bad Königshofen, der bis einschließlich vergangenem Freitag tatsächlich sechs Partien nacheinander gewonnen hatte und dadurch auf eine Playoff-Teilnahme hoffen darf. Die anderen rückten eher den deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf in den Fokus, dessen Siegesserie in der gesamten Spielzeit überhaupt erst einmal unterbrochen wurde. Rekordmeister ist eben Rekordmeister.

So oder so: Der Favorit um Timo Boll setzte sich am Sonntag erwartungsgemäß durch. Hätte Kilian Ort in seinem Einzel gegen den Rekord-Europameister Boll allerdings noch ein paar Bälle mehr getroffen, die Schlagzeilen hätten danach völlig anders geklungen.

Vor fast drei Jahren war Ort im Finale um die deutsche Meisterschaft gegen Boll noch chancenlos

Im März 2018 gab es dieses Generationenduell schon einmal an besonderer Stelle. Ort, damals 21, war in Berlin überraschend ins Finale um die deutsche Einzelmeisterschaft eingezogen, blieb nach zuvor beeindruckenden Siegen gegen Boll dann aber ohne jede Chance: 5:11, 8:11, 4:11, 5:11. Dass Ort speziell in dieser Saison einen enormen Leistungsschub erlebt, zeigte nun sein erneuter Vergleich mit Boll. Der erste Satz wurde ein Start-Ziel-Sieg, den vierten gewann er ebenfalls, immer wieder ballte er die Faust.

Im finalen fünften Durchgang trieb er den Altmeister beim Stand von 7:8 mit wuchtigen Vorhandtopspins hinter den Tisch, drei-, vier-, fünfmal fand sein Paradeschlag das Ziel, Boll parierte, der sechste aber zischte aus guter Position um ein Zentimeterchen über die Grundlinie. Ort wandte sich ab, fasste sich an die Stirn, er wusste: Viele solcher Chancen bekommt man nicht gegen Boll. Mit 7:11 gingen der Satz und das Match verloren. "Timo steht einfach immer richtig", stellte Teammanager Andreas Albert einmal mehr verwundert fest und bedauerte, dass junge Profis wie Ort nicht viel öfter mit dem Ausnahmespieler trainieren könnten, um von ihm zu lernen. Und natürlich beklagte er, dass einer von Bolls zuletzt seltenen Auftritten in der Liga keine Live-Zuschauer hatte. Es wäre "mal wieder so ein Ausverkauft-Spiel" gewesen.

Duell mit dem Ausnahmekönner: Kilian Ort (rechts) verliert nur knapp gegen Timo Boll. (Foto: Rudi Dümpert/OH)

Bastian Steger hatte die Unterfranken zuvor mit einem erstaunlich souveränen Sieg gegen Ricardo Walther in Führung gebracht, nun stand es 1:1, danach brachte Kristian Karlsson mit einem 3:1-Erfolg gegen Filip Zeljko die Gäste aus Düsseldorf in Führung, und schließlich setzte Boll im Duell der 39-Jährigen gegen seinen Kumpel Steger den Schlusspunkt: 10:12, 11:3, 11:8, 11:5 - nicht ganz so knapp also wie die Partie gegen Ort, aber voller sehenswerter Ballwechsel. Steger war etwas mühsam in die Saison gestartet, zuletzt hatte er dann aber neun Einzel in Serie gewonnen, was maßgeblich zur jüngsten Erfolgsserie seines Teams beitrug. Es brauchte wohl einen Boll, um auch diese Serie zu durchbrechen.

Zwei Tage zuvor hatten sich die Unterfranken mit 3:2 in Bergneustadt durchgesetzt, mal wieder im Schlussdoppel - auch das Gespann Ort/Zeljko hat einen Anteil an den jüngsten Erfolgen. Damit stand der TSV vorübergehend auf dem vierten Playoff-Platz, mitten in einem punktgleichen Quintett aus Düsseldorfer Verfolgern. Aus diesem Kreis sind sie am Sonntag wieder ein bisschen herausgerutscht.

Während die Unterfranken aus den Playoff-Rängen rutschen, meldet sich dort der TTC Neu-Ulm zurück

Oder anders gesagt: Das zweite bayerische Team in der TTBL hat sich diesen Platz zurückerobert. Der TTC Neu-Ulm liegt nämlich bereits seit einigen Wochen sehr aussichtsreich im Rennen um die Playoffs, war am Freitag dann aber etwas überraschend dem TSV Mühlhausen unterlegen. Der Franzose Emmanuel Lebesson machte beim 1:3 den Ehrenpunkt. Mühlhausen übrigens war auch der letzte Gegner, der vor der Borussia den TSV Bad Königshofen bezwungen hatte.

Neu-Ulm zeigte allerdings gleich am Sonntag die passende Reaktion und setzte sich mit 3:0 deutlich gegen Bergneustadt durch, einen der anderen Verfolger. Lebesson gegen Stefan Fegerl, Tiago Apolonia gegen Benedikt Duda und Vladimir Sidorenko gegen Alvaro Robles - keiner der drei leistete sich auch nur einen Satzverlust. Und gleich an diesem Dienstag geht es weiter für den TTC: Ein Pflichtsieg gegen den Aufsteiger Bad Homburg, und die Neu-Ulmer wären sogar Tabellenzweite. Die Partie wird auch zum Wiedersehen mit Gustavo Tsuboi, der während des Neu-Ulmer Premierenjahrs in der TTBL noch für den TTC antrat, allerdings glücklos.

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