Tischtennis:Boll: Mit halber Kraft bei EM nicht konkurrenzfähig

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Düsseldorf (dpa) - Erstmals in seiner langen Karriere verpasst Timo Boll sein Lieblingsturnier. Der Rekord-Europameister muss die Tischtennis-EM vom 4. bis 13. Oktober in Österreich von zu Hause aus per Live-Streaming verfolgen.

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Düsseldorf (dpa) - Erstmals in seiner langen Karriere verpasst Timo Boll sein Lieblingsturnier. Der Rekord-Europameister muss die Tischtennis-EM vom 4. bis 13. Oktober in Österreich von zu Hause aus per Live-Streaming verfolgen.

Eine fiebrige Grippe zwang den Top-Favoriten zur Absage. „Ich bin echt platt, und Europa ist zu stark, als dass ich mit halber Kraft konkurrenzfähig wäre“, begründete der 32 Jahre alte Weltranglisten-Fünfte den Startverzicht.

Bereits vor der Grippe hatte Boll wegen einer Schulterverletzung einige Zeit mit dem Training ausgesetzt. Und mit links kann der Düsseldorfer Linkshänder seine Gegner nicht mehr in Schach halten. Das merkte er zuletzt in der Champions League, als Boll dem Schweden Pär Gerell unterlag. „Meine Schulterverletzung ist im Abklingen. Ich war guten Mutes, dieses Problem rechtzeitig in den Griff zu bekommen, aber mit einer Grippe plus Fieber obendrauf reicht die Zeit nicht mehr zur Vorbereitung“, sagte der Ausnahmespieler, der bereits 16 EM-Titel gewann.

Seit der Premiere 1998 in Eindhoven hat Boll ununterbrochen an elf EM-Turnieren teilgenommen und dabei sechs Titel im Einzel sowie jeweils fünf im Doppel und mit der Mannschaft gewonnen. Jetzt soll sein Kumpel Dimitrij Ovtcharov für ihn in die Bresche springen und den erhofften Titel für den Deutschen Tischtennis-Bund holen. „Unsere Jungs sind auch ohne mich so stark, dass es mit der Mannschaft hoffentlich für Gold reichen wird. Im Einzel ist nun natürlich Dima der große Favorit“, beurteilte Boll die neue Situation.

„Wir haben telefoniert, ich bin sehr enttäuscht, dass Timo nicht dabei sein kann. Wir wünschen ihm alle gute Besserung“, sagte Ovtcharov am Mittwoch beim EM-Lehrgang in Düsseldorf. „Mehr Druck verspüre ich dadurch aber nicht“, fügte der zweifache Olympia-Dritte hinzu.

Er führt als Nummer sechs der Weltrangliste nun die Setzliste in Schwechat an. Der selbstbewusste Hamelner, der für Fakel Orenburg in Russland spielt, hatte ohnehin den EM-Sieg im Einzel als sein großes Ziel ausgegeben. Ovtcharov verzichtet deshalb auch auf einen Start im Doppel, wo Boll an der Seite von Patrick Franziska (Fulda) gemeldet war. Bundestrainer Jörg Roßkopf nominierte kurzfristig dessen Clubkollegen Ruwen Filus (Fülda) als Nachrücker in das EM-Aufgebot.

„Timo ist neben seiner Leistungsstärke auch deshalb ein wichtiger Spieler, weil er der Mannschaft durch seine Präsenz und Ruhe hilft“, kommentierte Roßkopf den Ausfall seines Top-Spielers. Dennoch blickte der Coach zuversichtlich der EM entgegen, bei der sein Team den sechsten Titel in Serie anstrebt. Gleich am ersten Tag steht dabei die brisante Partie gegen Gastgeber Österreich um den Einzug ins Viertelfinale auf dem Programm.

„Jetzt wird noch mehr Kampf im Spiel sein, aber das wissen wir und können uns darauf einstellen. Die anderen müssen beweisen, dass sie auch ohne Timo gewinnen können“, sagte Roßkopf. Beim Team-Weltcup im März in China klappte das ohne Boll und Ovtcharov gar nicht gut. „Bei einer WM wäre es richtig schwer, aber bei einer EM bin ich zuversichtlich, dass das funktionieren kann“, erklärte der Coach.

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